Gesucht: Oma und Opa auf Zeit

Einige Agenturen haben sich darauf spezialisiert, Wunschgroßeltern zu vermitteln.

Berlin/ Duisburg. Die Zwillinge Adem und Alyssa sind schon ganz aufgeregt. Gleich werden sie von Oma und Opa zum Spielen abgeholt. Doch Doris und Herbert Kulke sind keine normalen Großeltern, die Sechsjährigen sind nicht ihre leiblichen Enkel. Stattdessen betreuen die beiden Berliner Senioren die Kinder schon seit Monaten regelmäßig als Wunschoma und Wunsch-opa.

"Viele Familien wohnen weit voneinander entfernt oder haben aus anderen Gründen wenig Kontakt", sagt die Projektleiterin des Großelterndienstes in Berlin, Helga Krull. Außerdem seien viele Elternpaare oder Alleinerziehende berufstätig und daher froh über die Unterstützung durch die neuen Großeltern.

Mittlerweile gibt es in ganz Deutschland spezielle Agenturen, die Kontakte zwischen Senioren und Familien mit Kindern herstellen. "Prinzipiell übernehmen die Wunschomas und -opas aber keine Verpflichtungen wie Tagesmütter", betont Ingrid Honnacker von der Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes in Duisburg, der ebenfalls als Vermittler tätig ist und weiterhin potenzielle Großeltern sucht.

Auch sind die Wunschgroßeltern kein billiger Babysitter-Ersatz. Vielmehr sollen sie mit den Kindern spielen, malen und backen oder ins Kino gehen - wie leibliche Omas und Opas auch.

Wer Interesse an so einer Beschäftigung hat, kann sich bei einer Vermittlungsstelle in seiner Nähe melden. "Das kann man alleine oder zusammen mit dem Partner machen", erklärt Krull.

So gebe es einzelne Wunschomas und -opas, aber auch Wahlgroßelternpaare wie die Kulkes. In diesem Fall müssten jedoch beide für sich klären, ob sie überhaupt fremde Kinder betreuen wollen.

In einem ersten Gespräch klären die Mitarbeiter die Rahmenbedingungen: Wie alt sollen die Wahlenkel sein, und an welchen Tagen haben die Wunschgroßeltern Zeit. "Wie viel Zeit man investiert, ist den Großeltern selbst überlassen", erklärt Krull.

"Es sollten jedoch nicht mehr als 20 Stunden pro Monat sein, weil es sonst zu viel wird. Andererseits sollte es sich natürlich auch lohnen, eine Stunde monatlich wäre daher zu kurz."

Außerdem werden von den Vermittlungsstellen im Vorfeld rechtliche Aspekte wie der Schutz durch eine private Haftpflichtversicherung besprochen. Der Kinderschutzbund in Duisburg verlangt von den Bewerbern darüber hinaus ein polizeiliches Führungszeugnis.

Weitere Voraussetzungen seien geistige und körperliche Fitness, damit die Wunschgroßeltern mit den Kindern zum Beispiel auch mal einen Ausflug unternehmen können.

Sind diese Punkte geklärt, suchen die Organisatoren eine geeignete Familie, die in der Nähe wohnt und Kinder im gewünschten Alter hat. "Die Erwachsenen lernen sich zuerst bei uns kennen und entscheiden sich dann für eine sechswöchige Probezeit", sagt Krull. "Unsere Maxime ist: Beide Seiten müssen sich wohl fühlen."

Auf diesem Weg kam auch das Ehepaar Kulke vor rund einem Jahr zu seinen beiden Enkelkindern. "Als wir beide zu arbeiten aufgehört haben und zu Hause waren, haben wir uns überlegt, was wir Soziales machen können", erzählt der 63-jährige Herbert Kulke.

Obwohl die Kulkes keine eigenen Kinder haben, klappte bereits das erste Treffen mit den sechsjährigen Zwillingen bestens. "Die Kinder haben uns gleich umarmt", erinnert sich Doris Kulke.

Das sei das Schöne an ihrer Tätigkeit als Wunschoma: "Die beiden entwickeln sich unheimlich schnell, und es ist toll, das mitzuerleben."

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