Eifersucht ist kein Zeichen von Liebe

Besonders Jugendliche erheben extreme Besitzansprüche auf ihren Partner.

Köln. Ständige Kontrollanrufe und ewiges Herumnörgeln an den Freunden: Wenn der Partner keine Freiräume lässt, sondern einen immerzu einengt, kann das schon bald richtig nerven. Manchmal nimmt das Kontrollverhalten sogar gewalttätige Züge an. Oft ist es nicht so einfach, eine einengende Beziehung von heute auf morgen zu verändern oder gar zu beenden. Sich damit abfinden sollte man allerdings auch nicht.

"Häufig spielt bei so einem Verhalten Eifersucht eine große Rolle", sagt der Jugendpsychiater Oliver Bilke. Eifersucht sei etwas ganz Normales. "Sie gehört zum Menschen dazu", erklärt der Chefarzt der Vivantes Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie. "Wer etwas errungen hat - dazu gehört auch eine Beziehung - , möchte das auch schützen und verteidigen." Besonders Jungen wollten so ihr Revier verteidigen.

Allerdings kommt es bei Eifersucht auf das richtige Maß an, wie die Diplom-Psychologin Elisabeth Raffauf erklärt. "Wenn sie kontrollierend wird, wird es problematisch." Dann sollte man das Problem auf jeden Fall bald ansprechen. Sinnvoll sei es zudem, dem Partner zu versichern, dass man ihn liebt. Denn möglicherweise sei die Eifersucht ein Zeichen dafür, dass der Freund oder die Freundin sich darüber unsicher ist, sagt Raffauf. Viele glaubten auch, dass es ein Beleg ihrer Liebe ist, wenn sie eifersüchtig sind.

Nicht immer ist allerdings Eifersucht im Spiel. "Jugendliche müssen oft erst lernen, in einer Beziehung dem Partner zu vertrauen", sagt der Diplom-Psychologe Bernhard Broekman. Immerhin ist eine Liebesbeziehung eine relativ neue Erfahrung. "Da kann es schnell passieren, dass jemand die Liebe des anderen immer wieder überprüfen will - und dieses Verhalten vom anderen aber als eineng-end empfunden wird."

Einengen könne für jeden Menschen etwas anders bedeuten, erklärt Broekman. Daher sei es sinnvoll, zu klären: "Was will ich, und was will der andere?". "Beide Partner müssen miteinander aushandeln, wie sie sich gegenseitig vertrauen können und wie viel Absprache dafür nötig ist", rät der Diplom-Psychologe. Denn vielleicht ahnt der Partner nicht, dass es einen einengt, wenn er wissen will, mit wem man gerade wo ist. Beide sollten absprechen, wie viel Zeit sie mit dem anderen verbringen und wie viel Freiraum sie sich geben wollen.

Schwieriger wird es, wenn der Partner einen krankhaften Überwachungszwang hat oder sogar gewalttätig wird. "Das geht auf keinen Fall, das sollte sich niemand gefallen lassen", sagt Broekman. "Solch eine Beziehung sollte beendet werden." Natürlich könne jeder mal wütend werden, doch Schläge seien tabu.

"Das Schwierige ist, dass es vielen Menschen - auch Erwachsenen - trotzdem schwer fällt, sich zu trennen, weil sie den Partner lieben oder weil er ihnen leidtut", schildert Broekman. "Doch sobald man solch ein Verhalten hinnimmt, passiert es vielleicht wieder - und so sollte sich niemand erniedrigen lassen."

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