E 10: Rätselraten an der Zapfsäule

Viele Fahrer sind verunsichert, ob ihr Wagen den neuen Kraftstoff verträgt — mancher tankt es, ohne es zu merken.

Düsseldorf. Birgit Marx ist geschockt. Ohne nachzudenken hat sie am Donnerstag in Düsseldorf zum Zapfhahn gegriffen und ihren alten Golf betankt. Doch bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass an der Zapfsäule nicht der übliche Super-Schriftzug steht, sondern E 10, der neue Kraftstoff mit erhöhtem Ethanolanteil. Der ist zwar um fünf Cent günstiger als das herkömmliche Super. Dafür gibt es in Deutschland aber etwa drei Millionen Fahrzeuge, die den aggressiveren Kraftstoff nicht vertragen. „Ich habe zwar davon gehört, dass es den neuen Kraftstoff geben soll, aber damit gerechnet habe ich jetzt noch nicht. Jetzt muss ich mich erst einmal informieren, ob mein Auto damit fahren kann“, sagt sie.

Die Unsicherheit an der Zapfsäule ist derzeit bei vielen Autofahrern groß. „Bei uns glühen die Leitungen“, sagt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer. Hunderte Autofahrer wollen wissen, ob ihr Auto den neuen Kraftstoff verträgt. Letztendlich aber fordern ADAC und Tankstellenpächter dazu auf, sich beim Hersteller der Fahrzeuge zu informieren. „Aber die wissen natürlich auch nicht immer, ob 20 Jahre alte Modelle einen höheren Ethanolanteil vertragen“, sagt Maurer.

Autofahrer schlagen sich zurzeit aber mit einem ganz anderen Problem herum: An manchen Zapfsäulen steht E 10 drauf, tatsächlich fließt aber noch ganz normaler Super-Kraftstoff aus dem Hahn.

So auch an einer Tankstelle in Düsseldorf-Derendorf. Der neue Kraftstoff sei nicht rechtzeitig geliefert worden, erklärt der Tankstellenbetreiber. Das Problem: Super Benzin kostet an seiner Tankstelle 1,48 Euro, E 10 laut Preistafel 1,43 Euro. Zwei Preise, obwohl ein und dasselbe Produkt in der Zapfsäule steckt? Die Erklärung klingt bemüht: „Das ist halt ein besonderer Service für unsere Kunden. Wir bieten das Super eben noch zusätzlich zu einem günstigeren Preis an.“

Der ADAC hat bei einem Tankstellentest in Bayern ähnliches festgestellt: An zwölf von 13 Tankstellen floss normales Super aus der E-10-Zapfsäule. Der Automobilclub spricht von „Abzocke“, von einer künstlichen Verteuerung und fordert Bundesumweltminister Norbert Röttgen zum Handeln auf. Die Mineralölkonzerne haben angekündigt, dass die Tankstellen bis Anfang April auf E 10 umgerüstet sein sollen.

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