Dort kommt unser Grillfleisch her

Die Herkunft muss nicht erkennbar sein. Aber Siegel geben Auskunft über die Art der Tierhaltung.

Berlin. Die Temperaturen steigen in diesen Tagen vielfach wieder über die 25-Grad-Marke. Viele Deutsche treibt es da in den eigenen Garten oder den Park um die Ecke zum Grillen. Wer dabei auf Fleisch aus artgerechter Haltung setzt, kann sich an einigen Kennzeichnungen orientieren. Hier ein paar Tipps rund um das Grillfleisch:

Im Gegensatz zur konventionellen Tierhaltung orientiert sich artgerechte Haltung von Nutztieren an deren natürlichen Lebensumständen. Die Tiere sollten artspezifische Verhaltensweisen ausleben dürfen. Auch ein „würdiges“ Töten eines Schlachttiers ist Bestandteil der artgerechten Haltung. Artgerecht gehaltene Tiere gelten als weniger stressanfällig und erkranken allgemein seltener. Tiergerechte Haltung geht aber noch weiter: Es geht dabei auch darum, dass sich jedes einzelne Tier ganz individuell ausleben kann.

Nein. Fleisch aus artgerechter Haltung ist aber meist nicht zu Tiefstpreisen zu haben. Der Preis von Fleisch, dessen Qualität und Herkunft kaum nachvollziehbar ist, richtet sich vielmehr nach dem Verkaufsort und danach, wie das Fleisch vermarktet wird. Artgerechtes und konventionelles Fleisch können beide genauso beim Discounter im Selbstbedienungsregal liegen wie in der Delikatessenabteilung im Kaufhaus.

Seit Anfang des Jahres gibt es ein neues Siegel des Deutschen Tierschutzbundes. Mastbetriebe, die diese Auszeichnung erhalten, müssen gewährleisten, dass Tiere ihre artspezifischen Verhaltensweisen ausleben können. Dabei gibt es das Label in zwei Tierschutzstufen: eine Einstiegsstufe und eine Premiumstufe. In beiden Fällen gibt es verbindliche Anforderungen an Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung. Die Tierschutzstufen sind zu erkennen an einem oder zwei goldenen Sternen auf den blauen Siegeln.

Bei Biofleisch kann der Verbraucher sehr sicher davon ausgehen, dass es aus artgerechter Produktion stammt. Hier gibt es strenge Vorschriften und vor allem häufigere Kontrollen. Allerdings gibt es Unterschiede bei den Biozeichen — das allgemeine EU-Siegel ist weniger streng als spezielle Siegel von deutschen Bio-Anbauverbänden wie Demeter oder Bioland.

Es gibt Gütesiegel, allerdings in einer kaum überschaubaren Fülle. Die Gütezeichen prüfen Merkmale wie Sicherheit, Regionalität oder artgerechte Tierhaltung — mit sehr unterschiedlichen Standards. Oft werden sie zudem nur regional oder von einer einzigen Supermarktkette verwendet. Für Verbraucher ist es schwer, die Siegel zu bewerten und von Werbebotschaften zu unterscheiden. Informationen über die Gütezeichen geben die Verbraucherzentralen.

Meist nicht. Während Verbraucher bei Eiern über einen Code herausfinden können, aus welchem Stall sie kommen, muss die Herkunft der meisten Fleischsorten nirgends angegeben werden. Nur Rindfleisch muss seit dem BSE-Skandal gekennzeichnet werden. Dies gilt aber nur für frisches Fleisch. Sobald das Fleisch verarbeitet wurde — etwa mariniert oder in Babynahrung verwendet — tappt der Verbraucher wieder im Dunkeln.

In Deutschland gibt es über 25 000 Fleischereien. Darunter sind aber inzwischen viele, die ihr Fleisch vom Großhändler beziehen und nur verkaufen. Hier ist die Sicherheit nicht größer als im Supermarkt. Es gibt aber auch viele Metzger, die Tiere aus der Region beziehen, selbst schlachten und die Herkunft angeben.

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