Digitale Bilder im Internet erhalten ein Verfallsdatum

Eine Software sorgt dafür, dass Fotos nach Ablauf einer Frist gelöscht werden. Sie kostet rund zehn Euro.

Berlin. Fotos mit Verfallsdatum — viele Nutzer sozialer Netzwerke würde das ruhiger schlafen lassen. Schließlich könnten sie dann selbst bestimmen, ab wann Bilder, die sie zum Beispiel bei Facebook zeigen, nicht mehr zu sehen sind.

Ein Wissenschaftler der Uni Saarbrücken hat nun einen „digitalen Radiergummi“ entwickelt, der genau dafür gedacht ist: Der Informatiker Michael Backes stellte am Dienstag in Berlin eine Software-Lösung vor, die es möglich macht, Fotos vor dem Hochladen ins Netz mit einem Verfallsdatum zu versehen. Dieses Zusatzprogramm für den Browser Firefox werde in der nächsten Woche fertiggestellt, sagte Backes.

Die Betaversion — also eine Testversion — der Radiergummi-Software namens X-pire (nach dem englischen Verb „to expire“ für erlöschen) kann schon jetzt ausprobiert werden. Das Plugin (ein Programm, das in ein anderes Produkt „eingeklinkt“ wird und damit dessen Funktionalität erweitert) ist schnell installiert und einfach zu bedienen.

Erst wählt man in dem Dialog eine Foto-Datei im jpg-Format aus — maximal ist die Größe in der Betaversion auf 50 KB begrenzt. Dann wird ein Ablaufdatum eingestellt, nach dem das Foto nicht mehr sichtbar sein soll — hier kann man pauschal einen Monat oder eine individuelle Frist einstellen. Schließlich wird noch angegeben, ob man den Radiergummi für eine eigene Website oder für Facebook nutzen will.

Danach wird das Foto so verschlüsselt, dass es mit üblichen Bildbetrachtern nicht mehr angezeigt werden kann — zu sehen ist dann lediglich eine schwarze Fläche mit einem Hinweis auf X-peria. Der um das X-peria-Plugin erweiterte Firefox zeigt das Bild jedoch an — theoretisch so lange bis das Ablaufdatum überschritten ist. Danach soll es nicht mehr angezeigt werden.

Backes räumte allerdings ein, dass während der Zeit der Sichtbarkeit auch Screenshots (Bildschirmfotos) möglich sind — diese lassen sich dann beliebig kopieren und für unbestimmte Zeit aufbewahren.

Das Programm X-pire ist nach Fertigstellung nicht mehr kostenlos. Backes sagte, es werde ein Flatrate-Modell für rund zehn Euro im Monat geben oder einen Preis nach Anzahl der mit einem Verfallsdatum versehenen Bilder — hier sollen 20 bis 30 Bilder zehn Euro kosten.

Andy Müller-Maguhn vom Chaos Computer Club stellte die Wirksamkeit der Software infrage, fügte aber hinzu: „Ich will damit nicht sagen, dass die Lösung für die Tonne ist.“ Der Internet-Nutzer dürfe sich von solchen Angeboten nicht zu der Auffassung verleiten lassen, das Problem sei gelöst, und sich dann unkritisch im Netz verhalten.

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