Die Lohnsteuerkarten haben ausgedient

Der Kontakt mit dem Finanzamt soll möglichst ohne Papier ablaufen.

Berlin. Rot, Gelb, Grün, Orange: Selbst die jährliche Reihenfolge der Lohnsteuerkarten-Farben ist festgelegt - oder war es vielmehr. Denn die Lohnsteuerkarten, die für dieses Jahr verschickt werden, sind die letzten.

ELStAM ist so etwas wie der Nachfolger der bunten Pappkärtchen. Das bedeutet: "Elektronische LohnSteuerAbzugsMerkmale". Dieses Wort-Ungetüm steht dafür, dass künftig die Kommunikation zwischen Bürger und Finanzamt weitgehend papierlos ablaufen soll. Dazu baut das Bundeszentralamt für Steuern in Bonn eine Datenbank auf. Die Arbeitgeber müssen die für die Ermittlung der Lohnsteuer erforderlichen Informationen wie die Steuerklasse oder die Religionszugehörigkeit ab 2012 daraus abrufen.

Die Arbeitnehmer brauchen dann nicht mehr die Lohnsteuerkarte im Betrieb abzugeben. Vielmehr soll es ausreichen, wenn bei einem Arbeitgeberwechsel der neue Chef eine spezielle Identifikationsnummer mitgeteilt bekommt. Für Änderungen an den Lohnsteuerdaten wie Steuerklasse oder Freibeträge ist künftig ausschließlich das Finanzamt zuständig.

Wolfgang Wawro, Präsident des Steuerberaterverbandes Berlin-Brandenburg, bereitet das neue elektronische System Sorgen: "Der gläserne Bürger wird immer mehr Wirklichkeit. Wenn irgendwer ganz viele Daten hat, wird die Versuchung groß, das auch für andere Zwecke auszunutzen." Wawro sieht aber nicht nur Datenschutzprobleme: Für seine Berufskollegen, aber auch für die Angestellten in den Personalabteilungen großer Firmen bedeute die Änderung zusätzliche Arbeit, weil zahlreiche Daten zusätzlich elektronisch erfasst werden müssten: "Die Verwaltungsvereinfachung ist in Wahrheit eine Arbeitsverlagerung vom Finanzamt auf andere Stellen."

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