Der neue Chef der Kassenzahnärzte Wolfgang Eßer hat viele Pläne

Wolfgang Eßer aus Mönchengladbach ist der neue Vorstandschef der Kassenzahnärzte. Der Mediziner will für jedes Pflegeheim einen Zahnarzt.

Mönchengladbach. Seit Anfang November ist er der oberste Kassenzahnarzt Deutschlands: Als Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) will der Mönchengladbacher Zahnarzt Wolfgang Eßer Versorgungsdefizite bei Kleinkindern, Parodontitis-Patienten und in Pflegeheimen beheben.

Herr Eßer, für die Vorstandsarbeit an der Spitze der deutschen Kassenzahnärzte haben Sie Ihre eigene Praxis aufgegeben. Was war Ihr Konzept?

Wolfgang Eßer: Ich habe mich ganz bewusst auf die Vorbeugung konzentriert. Je mehr man Patienten zu regelmäßiger Mundhygiene und regelmäßigen Kontrollterminen motiviert, desto weniger muss man Reparaturmedizin betreiben. Meine Patienten haben überwiegend genau diese Behandlung gesucht.

Beim Thema Karies steht Deutschland international sehr gut da. Aber bei Ihrer Wahl haben Sie Versorgungsdefizite angesprochen. Was wollen Sie angehen?

Eßer: Alle Menschen sollen unabhängig von ihrer Mobilität und ihrem sozialen Stand Zugang zur Zahnmedizin haben. Deshalb müssen wir uns vor allem drei Risikogruppen zuwenden.

Eine Risikogruppe sind die Kleinkinder, bei denen Karies noch ein Problem ist, gerade in sozial schwachen Familien. Wie lässt sich das verändern?

Eßer: Wir werden im Januar ein Konzept vorlegen für eine Kooperation zwischen Zahnärzten und Kinderärzten. Ziel ist es, Kinder zwischen null und drei Jahren über die regelmäßigen Vorsorge-Untersuchungen beim Kinderarzt eher zum Zahnarzt zu bringen.

Die zweite Risikogruppe sind immobile Patienten. Wie wollen Sie den vielen pflegebedürftigen Menschen helfen, die unter mangelnder Mundhygiene leiden?

Eßer: Erste Teile des Versorgungskonzeptes der Zahnärzteschaft für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung sind seit kurzem umgesetzt und ermöglichen eine Zahnbehandlung auch außerhalb der Praxis und mit mehr Zeit- und Personalaufwand. Aber nicht nur die Betreuung zu Hause, sondern auch die Betreuung von Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen muss verbessert werden. Unser Ziel sind Kooperationsverträge mit Pflegeeinrichtungen, so dass idealerweise jedes Pflegeheim einen Zahnarzt hat. Wir stehen in Verhandlungen mit den Krankenkassen.

Die dritte Risikogruppe sind Parodontitis-Patienten. Die umfangreiche Therapie wird nur in Teilen von den Kassen bezahlt. Wie können Sie hier die Versorgung sichern?

Eßer: Die gesamte Therapie als gesetzliche Leistung ist nach Aussage der Krankenkassen nicht finanzierbar. Deshalb prüfen wir nun Modelle mit einer Kombination aus Kassen- und Eigenleistung. Wir hoffen, dass die Kassen einen größeren Umfang übernehmen. Bislang haben wir die Parodontitis nicht im Griff.

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