Der harte Preiskampf um das Ei

Ein Experte erklärt, wie teuer ein klassisches Ei in der Herstellung ist. Sein Fazit: Weder der Erzeuger noch die Händler verdienen am Ende viel daran.

Der harte Preiskampf um das Ei
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Bonn. Das ist keine Schönfärberei: Die Eierpreise bleiben voraussichtlich stabil. Das meldet Margit Beck, Analystin der Marktinfo Eier & Geflügel (MEG) in Bonn. Grund: Der Lebensmittelhandel hat mit den Lieferanten feste Verträge geschlossen, die das ganze Jahr gelten und somit den veranschlagten Abgabe-Preis garantieren.

Nachdem es 2012 eine regelrechte Preisexplosion bei Eiern gegeben hatte, weil EU-Landwirte ihre Produktion nicht schnell genug auf neue Gesetzesvorgaben umstellen konnten, sinkt seit vergangenem Jahr der Preis. „Alles ist umgerüstet, das Thema ist vom Tisch“, sagt Beck. Es gebe wieder genügend Eier auf dem Markt, um die Nachfrage zu decken. Laut MEG hat jeder Deutsche im vergangenen Jahr im Schnitt 218 Eier gegessen — viele davon in der Osterzeit.

Für die Landwirte sei die Entwicklung nicht so erfreulich, sagt Thorsten Klauke, Geschäftsführer des Geflügelverbands NRW. Der Preis bewege sich zurzeit „an der Schmerzgrenze“. Beim größten Discounter des Landes liegt er für ein Ei aus Bodenhaltung aktuell bei rund zehn Cent.

Doch wie hoch sind eigentlich die Herstellungskosten für ein Ei? Das sei nicht leicht zu beantworten, sagt Günter Scheper, Vorsitzender des Bundesverbands Deutsches Ei. Denn die Kosten seien von Erzeuger zu Erzeuger sehr unterschiedlich. Berücksichtigt werden müsse beispielsweise die Summe, die ein Erzeuger in den Stall investiert habe, welches Futter er verwende und wie legefreudig die Hennen seien.

Um einen Näherungswert zu erhalten, kalkuliert der Experte unter anderem den Kaufpreis für eine Junghenne ein. Pro Ei mache der etwa 1,4 Cent aus. Hinzu kommen die Abschreibungen für den Stall, die Ausgaben für Strom und Wasser sowie die Lohnkosten — über den Daumen gepeilt zusammen noch einmal 2,1 Cent. Größter Kostenfaktor sei aber das Futter mit rund 3,8 Cent pro Ei, sagt Scheper. Dieser Modellrechnung zufolge hat das Ei, wenn es den Hof verlässt, schon 7,3 Cent gekostet.

Weitere Kosten fallen auf dem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher an: 0,2 Cent je Ei für das Abholen beim Erzeuger, 0,4 Cent für das Sortieren, weitere 0,9 Cent für die Verpackung und noch einmal 0,2 Cent für den Transport zum Händler. Damit steigen die Kosten auf 9 Cent pro Ei. Und darin sind die Gewinnspanne des Handels und die Mehrwertsteuer noch gar nicht enthalten.

Der Branchenkenner räumt daher ein, mit breitem Strich gerechnet zu haben. „Wenn wir das hätten, wären alle Beteiligten glücklich“, sagt er. Tatsächlich zahle Aldi sicher weniger als in der Modellrechnung veranschlagt. Viel Gewinn mache allerdings wohl auch der Discounter mit seinen billigen Eiern nicht mehr, glaubt Scheper.

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