Abschluss Das Geschäft mit den Abi-Feiern

Finanzierung und Planung sind aufwendig. Viele Schüler organisieren sich selbst, andere bezahlen Agenturen.

Abschluss: Das Geschäft mit den Abi-Feiern
Foto: Komitee

Düsseldorf. Fast Hunderttausend Schüler in NRW legen derzeit ihre mündliche Abiturprüfung ab. Für die meisten geht die Schulzeit nach zwölf Jahren zu Ende — ein Grund, zu feiern. Aber wie? Für den letzten Schultag werden T-Shirts mit dem Abi-Motto benötigt, der Druck der Abi-Zeitung sollte hochwertig, aber nicht zu teuer sein und auf dem Abiball wollen Hunderte Gäste bewirtet werden. Nicht jeder Stufensprecher ist dem Aufwand gewachsen.

Rund um die Feierlichkeiten zum Abitur hat sich ein breites Geschäftsfeld entwickelt. Agenturen bieten die Organisation von Abibällen an — vom roten Teppich über Sektempfang, Catering und Dekoration bis zur Liveband. 2011 sorgte in Berlin ein Betrugs-Skandal für Aufsehen. Eine Partyagentur hatte Geld von Schülern kassiert, die geplanten Abi-Feiern aber nie ausgerichtet. Der Schaden belief sich auf mehr als 200 000 Euro.

„In der Branche sind einige schwarze Schafe unterwegs“, sagt Ludger Beermann, Inhaber einer Event-Agentur aus Haltern. Beermann organisiert jährlich etwa 80 Abi-Bälle. „Die Jugendlichen haben wenig Erfahrung und manchmal Ideen, die nicht in den Taschenrechner passen, aber wir finden immer eine Lösung, mit der alle zufrieden sind.“

Die meisten Schüler nehmen die Organisation lieber selbst in die Hand — nicht zuletzt aus Kostengründen. Vom Druck, die teuren Pläne realisieren zu wollen, profitieren Anbieter von Partyreihen. Eine Remscheider Firma veranstaltet seit 2005 die sogenannten „Abi Battles“. Im Wettkampf um Preisgelder rühren Abiturienten verschiedener Schulen die Werbetrommel für zwei Parties. Sie plakatieren, verteilen Flyer und kommunizieren die Veranstaltung in sozialen Netzwerken.

Das Haaner Gymnasium hat in diesem Jahr den zweiten Platz gemacht. Von den 1500 Euro Preisgeld erhielten die Abiturienten schließlich 900 Euro in bar. Die restliche Summe wurde — wie zuvor vereinbart — in Freibier und Karten für eine weitere Party ausgezahlt.

Pia Dörner, eine der Stufensprecher, ärgert sich: „Wir haben viel Zeit damit verbracht, Werbung zu machen und für die Parties auch noch 20 Euro bezahlt. Wenn wir das Geld direkt in die Abikasse eingezahlt hätten, hätten wir mehr davon gehabt“, sagt die 18-Jährige.

Der Veranstalter weist die Kritik zurück: „Der Vergleich ist nicht ganz richtig. Eine Party hat auch einen Gegenwert. Die Schüler verkaufen ja auch Kuchen auf dem Schulhof; das Geld könnte man dann ebenso direkt in die Abikasse einzahlen“, erklärt Organisator Florian Unkel. Zum Schutz der Schüler unterzeichne man vorher außerdem einen Vertrag mit den genauen Konditionen. „Manchmal sind die Schüler allerdings frustriert, wenn sie nicht den gewünschten Platz erreichen“, weiß Unkel.

Die Haaner Schüler sind auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten kreativ geworden. Zu Beginn hatte jeder der 110 Abiturienten 40 Euro auf ein gemeinsames Konto eingezahlt. Das gewählte Komitee organisierte den Verkauf von Brötchen, Süßigkeiten und Trödel, der weitere Scheine in die Kasse spülte. Und im Abibuch werden Anzeigen verkauft. „Mittlerweile haben wir für den Ball 8000 Euro zur Verfügung. Davon können wir schon viel bezahlen“, sagt Dörner.

Mit Miete und Catering wird der Abiball mehr als 18 000 Euro kosten. 600 Gäste werden erwartet. Bei der Organisation hilft deshalb eine Agentur, die über den Vermieter des Veranstaltungsortes vermittelt wurde. „Wir haben aber viel Freiraum, die ganze Organisation wollten wir niemals aus der Hand geben“, erklärt Dörner.

Der 17-jährigen Alina Esch und ihrer Stufe geht es genauso. Die 186 Abiturienten des Otto-Hahn-Gymnasiums in Monheim hatten in der elften Klasse 60 Euro auf das gemeinsame Konto gezahlt. Neben dem Wassereis- und Kuchenverkauf auf dem Schulhof machten die Schüler vor allem mit der Organisation von vier sogenannten Vorfinanzierungspartys Gewinn.

Das Geld wird dringend benötigt: Der Abiball im Bayer Casino mit 800 Gästen kostet mindestens 30 000 Euro — ohne Catering. „Organisieren können wir aber alles selber — von den Eintrittskarten bis zum Sitzplan. Der Tag ist für uns sehr wichtig, da wollen wir genauso feiern, wie wir uns das vorstellen“, erklärt Esch. Das zehnköpfige Komitee ist zufrieden mit seiner Arbeit: „Es ist zwar stressig, aber auch schön; wir fühlen uns für alle verantwortlich. Und ich glaube, die meisten sind zufrieden mit unserer Arbeit.“

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