Begräbnis: Eine Trauerfeier ohne Pfarrer

Immer mehr entscheiden sich für eine nicht-christliche Bestattung. Die Rolle des Geistlichen übernimmt der professionelle Trauerredner.

Neuss. Peter Bungenberg ist freier Trauerredner. Bei Bestattungszeremonien legt er schon mal eine CD auf mit dem Lieblingslied des Verstorbenen, oder er wirft dessen Lieblingsfotos mit dem Beamer an die Wand.

"Einmal habe ich "Tears in Heaven" von Eric Clapton gespielt, erinnert sich der studierte Theologe. Ein anderes Mal zeigte er Bilder vom Lieblingsberg des Verstorbenen, die dieser vor seinem Tod immer betrachtet habe.

Trauerredner wie Bungenberg kann jeder buchen, oft empfehlen die Bestatter welche. Die Redner sind nicht an die kirchlichen Vorgaben gebunden, können die Feier ganz nach den Wünschen der Angehörigen gestalten. "Zunächst einmal unterhalte ich mich sehr lange mit ihnen in einem seelsorglichen Trauergespräch", erzählt Bungenberg - zwei bis drei Stunden. "Ich mache mir ein genaues Bild von dem Verstorbenen. Davon, was ihn ausgemacht hat."

Dabei geht es um die schönen Seiten, aber auch um Macken. Bungenberg erinnert sich, wie ihm eine Witwe über ihren Mann erzählte. "Wissen Sie, er war ein herzensguter Kerl. Aber er hatte auch seine Aussetzer und legte sich ständig mit den Nachbarn an." Die Angehörigen ermuntert er, eigene Ideen in die Feier einzubringen.

Dann sucht er Texte aus, die er vorträgt, Gedichte zum Beispiel. "Nach der Trauerfeier biete ich den Angehörigen an, noch mal an das Grab zu treten, und sich laut von dem Toten zu verabschieden." Eine Witwe habe dabei zum Beispiel in Richtung ihres verstorbenen Mannes gesagt: "Hättest du doch deine Tabletten zu Ende genommen." So könne man dem Verstorbenen etwas mitgeben, sagt Bungenberg, sich vielleicht auch für etwas entschuldigen.

Der 41-Jährige hat zwei Kollegen, eine ehemalige Pfarrerin und einen ehemaligen Priester. 2004 gründete er in Neuss "Säulen des Lebens". "Zusammen betreuen wir ca. 80 Trauerfälle im Monat", sagt er. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, was unter anderem auf die wachsende Zahl der Kirchenaustritte zurückzuführen sein könne.

Neben Bestattungsfeiern bietet "Säulen des Lebens" auch Kurse zur Trauerbewältigung an. Im ersten Schritt gehe es darum, was der Tod des Angehörigen bedeutet, wie man mit dem Verlust leben kann. Je nach den Bedürfnissen der Kunden bietet Bungenberg auch Events an.

Nicht nur Theologen werden Trauerredner. Bungenberg selbst ist Diplom-Theologe aber auch Kommunikationswirt und ist als Marketingberater tätig. "Meine kommunikativen Fähigkeiten helfen mir als Trauerredner sehr." Laut Rudolf Knoche, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerfeier e.V. gibt es rund 500 Trauerredner in Deutschland. Wichtig sei, dass man Bildung und Lebenserfahrung mitbringe. Denn die Redner müssten sich ständig in neue Lebenswelten einarbeiten.

Knoche erinnert sich an Trauerfeiern, die die Lebenswelten des Verstorbenen wiederspiegelten: "Bei einem Tischler wurden Sägespäne ausgestreut und seine Urne auf eine Hobelbank gestellt."

"Meistens haben die nichtkirchlichen Trauerfeiern auch eine spirituelle Dimension und einen Bezug zu Gott", weiß Bungenberg. Wer darauf aber verzichten will, kann das aber ohne Probleme tun, versichert der Diplom-Theologe: "Ich baue nur so viel Gott ein, wie gewünscht."

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