Wellensittiche suchen Beschäftigung

München/Köln (dpa/tmn) - Sie sind keine Einzelgänger: Wellensittiche sollten mindestens paarweise gehalten werden. Zudem brauchen die Vögel die Möglichkeit zum Freiflug und wollen mit Zweigen, Bällen und kleinen Snacks beschäftigt werden.

Wellensittiche sind nicht nur äußerst drollige und lebensfrohe Vögel, die sich gern lautstark bemerkbar machen. Es ist auch sehr unterhaltsam und ein großer Spaß, den bunten, beflügelten Mitbewohnern zuzuschauen: beim Klettern, Fliegen, Schmusen oder Spielen. Doch so niedlich sie auch sind: Bei der Haltung der Vögel gibt es einiges zu beachten.

Vor allem sollten die Vögel, die es in unterschiedlichen Zuchtformen und -farben etwa mit blauem, grünem oder weißem Gefieder gibt, auf keinen Fall allein gehalten werden. „Es handelt sich schließlich um typische Schwarmvögel, die mindestens paarweise gehalten werden sollten“, sagt Prof. Rüdiger Korbel, Leiter der Klinik für Vögel und Reptilien an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In Alleinhaltung sei der Wellensittich zwar auf den Menschen geprägt. „Der Mensch ist allerdings kein Ersatz für die Gesellschaft von Artgenossen.“

Oft gibt es die Befürchtung, dass die Tiere nicht so zutraulich werden, wenn sie mindestens zu zweit gehalten werden. „Doch das hängt vor allem vom Vogel und nicht von einer Einzelhaltung ab - ebenso wie das Nachahmen der menschlichen Laute“, sagt die Tierärztin Henriette Mackensen von der Akademie für Tierschutz in München.

Auch bei der Haltung sollte man sich bewusst sein, dass es sich um Schwarmvögel handelt, die in ihrer australischen Heimat große Strecken fliegen. „In winzigen Käfigen mit Plastikvogel und Spiegel vereinsamen sie und entwickeln Verhaltensstörungen“, sagt die Veterinärin. „Sie brauchen viel Platz am besten in großräumigen Volieren oder, wenn das nicht möglich ist, müssen sie auf jeden Fall die Möglichkeit zum täglichen Freiflug im Zimmer haben.“

Dass es dabei zu Unfällen kommt, wenn der Wellensittich gegen die Fensterscheibe oder den Schrank fliegt, lässt sich zwar nie ganz ausschließen. „Doch das Freiflugzimmer sollte auf jeden Fall flugsicher gemacht werden“, rät Gabriele Rejsek vom Verein der Wellensittich-Freunde Deutschland. Dazu gehört unter anderem: Fenster schließen, Vasen wegstellen, größere Ritzen abdichten, keine hohen Gefäße mit Flüssigkeiten stehen lassen und Dinge wie Häkeldeckchen oder -gardinen entfernen, in denen sich das Tier verfangen könnte.

Der Käfig sollte zudem nicht im Licht einer Leuchtstoffröhre stehen, weil die Wellensittiche das flackernd wahrnehmen. „Auch ein Platz direkt am Fenster ist ungeeignet, weil das bei kälteren Außentemperaturen abstrahlt“, sagt Rejsek. „Wichtig ist aber dennoch, dass die Wellensittiche möglichst viel Tageslicht abbekommen.“

Was die Ausstattung des Käfigs und des Zimmers anbelangt, sollte auf Plastikspielzeug verzichtet werden. Um die Wellensittiche zu beschäftigen, kann man stattdessen einen kleinen Spielplatz mit Kletter- und Knabbermöglichkeiten für den Vogel aufstellen - etwa anhand von unbehandelten Obstbaumzweigen. „Außerdem kann man ihn beispielsweise mit leeren Küchenrollen spielen lassen oder mit Kräutern gefüllte Gitterbälle aufhängen, an denen er sich sein Futter erarbeiten kann“, sagt Mackensen.

Für jeden Vogel sollten eine eigene Wasserschüssel und ein eigener Futternapf bereit stehen. „Dann gibt es keine Konkurrenz“, erklärt die Tierärztin, die auch Fachreferentin für den Deutschen Tierschutzbund ist. Neben der normalen Körnermischung sollte den Tieren auch Kalkgrit in den Käfig gegeben werden. „Das sind kleine Steinchen, die oft schon im Vogelsand sind und den Muskelmagen beim Zermahlen der Futterkörner unterstützt.“

Wichtig ist, den Tieren Frischfutter in Form von Obst, Gemüse oder Kräutern anzubieten. Eines sollte allerdings nicht verfüttert werden: „Avocados sind für Wellensittiche giftig“, sagt Korbel. Sollten sie außerdem einmal krank werden, ist das häufig nur an unspezifischen Krankheitssymptomen abzulesen. „Der Wellensittich plustert sich dann auf, trinkt und isst weniger“, sagt Korbel. Oft sei sogar bis zum letzten Stadium überhaupt nichts zu erkennen. Deshalb sei es ratsam, bei den geringsten Anzeichen sofort einen Tierarzt aufzusuchen.

Typisch für Wellensittiche sind Tumorerkrankungen. „Etwa 12 bis 13 Prozent der Tiere sind davon betroffen“, erklärt der Tierarzt. „Ebenfalls häufig kommt die sogenannte Mega-Bakteriose vor, eine pilzbedingte Infektionserkrankung, bei der die Tiere zwar viel fressen, aber trotzdem abmagern.“ Die sogenannte Papageienkrankheit, die auch auf den Menschen übertragbar ist, zeige sich hingegen durch Durchfall, Nasenausfluss und Bindehautentzündung - und sollte bei der Anschaffung eines weiteren Tieres für den Schwarm bei einer tierärztlichen Untersuchung ausgeschlossen werden. Doch keine Sorge: Im Grunde handelt sich bei Wellensittichen um robuste Vögel, an denen man viele Jahre seine Freude haben kann.

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