So ein Zirkus: Flöhe stechen auch im Winter

Seibersdorf (dpa/tmn) - Sommer weg, Flöhe weg - von wegen. Wenn es draußen kalt wird, machen es sich die winzigen Hüpfer in Fell und Körbchen der Haustiere gemütlich. Wer dann nicht handelt, wohnt schnell in einem Flohzirkus.

So ein Zirkus: Flöhe stechen auch im Winter
Foto: dpa

Flat Coated Retriever Hündin Carla ist ein gutmütiges und geduldiges Tier. Als sie aber Flöhe mit nach Hause bringt, gefällt das Lily Bitto aus Niederbayern gar nicht. „Carla kratzte sich ununterbrochen und hatte rote Pusteln“, erzählt die Besitzerin. Innerhalb kurzer Zeit juckte es auch Hund Richie und Katze Speedy.

Denn mit dem Sommer verschwinden die Flöhe nicht: „Flöhe mögen es warm und machen sich jetzt auf die Suche nach einem Winterquartier“, warnt Sabine Schüller, Geschäftsführerin des Bundesverbands für Tiergesundheit (BfT) in Bonn. Im Fell gelangen die Pünktchen ins Haus, machen es sich bequem und vermehren sich. „Das kann rasend schnell gehen. Ein Weibchen legt im Monat bis zu 750 Eier“, erklärt sie.

Tina Hölscher von der Aktion Tier bestätigt: Hat es der Floh erst ins Körbchen geschafft, kommt sein Ernährer in der kalten Zeit viel öfter vorbei. „So kann er immer wieder saugen und sich bestens vermehren“, sagt die Münchner Tierärztin. Um beim Flohzirkus mitzumachen, genügt einmaliger Kontakt mit einem befallenen Tier. „Auch Igel oder Marder kommen als Überträger infrage“, erklärt Hölscher. Hat sich der Floh festgesetzt, sind seine Opfer fällig. „Die Quälgeister saugen Blut, was mit starkem Juckreiz und Hautreizungen verbunden ist“, sagt Schüller. Im schlimmsten Fall kann das zu Blutarmut führen und lebensbedrohlich sein.

Außerdem können aus den Einstichen bakterielle Infektionen werden. „Viele Tiere reagieren allergisch auf Flohspeichel, was extremen Juckreiz hervorruft“, beschreibt Hölscher. Flöhe sind halb so groß wie ein Streichholzkopf und mit bloßem Auge zu erkennen. „Dass ein Tier befallen ist, merkt man entweder durchs intensive Kratzen, oder man sieht die Flöhe“, sagt sie. Meist krabbeln sie eng an der Tierhaut entlang. Wer die ungebetenen Gäste schnell erkennt und sofort handelt, kann sie leicht loswerden.

„Jeder Tierarzt und viele Apotheken haben entsprechende Präparate vorrätig, damit die befallenen Tiere behandelt werden können“, sagt Hölscher. Bleiben die Flöhe jedoch länger als zwei Wochen unentdeckt, wird es anstrengend. „Dann haben sich die Flöhe so vermehrt, dass es aufwendig wird, sie zu eliminieren.“

Carlas Frauchen kann das bestätigen: Ihre Tierärztin tippte zunächst auf eine Allergie, und so erkannten sie erst spät, dass Flöhe auf dem Hundebauch herumhüpften. Ist ein Tier befallen, müssen alle potenziellen Wirte im Haus behandelt werden. Gleiches gelte für Hundefreunde und Nachbarkatzen. Auch der Mensch kann Stiche abbekommen: „Der Floh kann sich aber mit Hilfe von Menschenblut nicht vermehren. Langfristig dient er ihm also nicht als Wirt und braucht daher keine Behandlung“, sagt Hölscher.

Doch wenn die Tiere behandelt sind, ist die Plage nicht aus dem Haus. „Nur 20 Prozent der Population befindet sich auf dem Wirt, die anderen hausen in Körbchen oder Teppich“, erklärt Hölscher. Daher muss auch die Wohnung dran glauben. Was waschbar ist, soll bei 30 Grad in die Maschine. Böden und Sofas gehören täglich gründlich abgesaugt. „Am besten entsorgt man Staubsaugerbeutel danach direkt in die Mülltonne“, rät die Expertin. „Die Nachkommenschaft versteckt sich tief im Teppich oder in Dielenspalten“, warnt Schüller.

Die Vorsitzende des Verbands für Tiergesundheit empfiehlt daher zusätzliche Präparate. Hundehalterin Bitto hat alles ausprobiert: die Teppiche mit Flohpuder bestäubt, Ritzen mit Anti-Floh-Spray besprüht. Sie vernebelt sogar das ganze Haus mit speziellen „Foggern“. „Das ist aufwendig, giftig und stinkt, hat es aber geholfen“, sagt die Hobbykammerjägerin.

„Einen Flohbefall bekommt man nur mit echten Insektiziden in den Griff“, sagt Hölscher. Gute Flohmittel für Tiere wirken vier Wochen. „Wenn alle damit behandelt wurden, findet der Floh keine Nahrung mehr.“ Dann sei der Vermehrungszyklus unterbrochen und das Problem eingedämmt. Um Flohbefall zu verhindern, können Halter Therapiepräparate vorbeugend geben. „Im Haushalt lebenden Hunde und Katzen sollten rechtzeitig und langfristig gegen Flohbefall behandelt werden“, sagt Schüller.

Hölscher ist anderer Meinung: „Ich empfehle das nicht, weil man dann das ganze Jahr über behandeln muss“, sagt sie. Stattdessen rät sie, die Vierbeiner immer zu beobachten und beim ersten Anzeichen auf Flöhe zu handeln.

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