Mobiler Hufschmied: Amboss und Feuer im Kofferraum

Podelzig (dpa) - Hausbesuch vom Hufschmied: Ronny Schniegler hat eine komplette Schmiede in seinem Auto und beschlägt Pferde in Brandenburg und Berlin. Es ist schwere Handarbeit - manch einer spricht trotzdem sogar von einem Modeberuf.

Ronny Schniegler steht gebückt in einer Qualmwolke, die nach verbranntem Horn riecht und schlägt konzentriert einen Nagel ein. „Im Büro, das wär mir nichts“, sagt der 34-Jährige. Mit seinem ausgebauten Transporter fährt er durch Brandenburg und Berlin und beschlägt Pferde - vom Pony bis zum Kaltblüter. Amboss, Schleifmaschine und gasbetriebenes Schmiedefeuer hat er an Bord, sein Werkzeug liegt säuberlich sortiert in einem Rollcontainer. Los geht es von seinem Haus in Podelzig im Kreis Märkisch-Oderland.

An einen Traumberuf denken Außenstehende im ersten Moment nicht: harte körperliche Arbeit, hohe Verantwortung bei bescheidener Entlohnung, viel Fahrerei. Dennoch habe er sich „irgendwie in diesen Beruf verbissen“, sagt Schniegler. Es habe ihn gepackt, als er einmal einem Schmied bei der Arbeit zugesehen habe. Seit einer Änderung im Jahr 2006 zählt der Beruf nicht mehr zum Handwerk. Musste man vorher einen Metallberuf gelernt haben, um sich zum Hufschmied weiterqualifizieren zu können, ist das heute nicht mehr nötig. Davon profitierte auch Schniegler, der ursprünglich Zimmermann ist.

Er entschloss sich, nach einer Wanderschaft quer durch Europa noch einmal neu anzufangen. Ein steiniger Weg: erst zwei Jahre Praktikum bei einem Berliner Schmied, dann ein halbes Jahr Vollzeitausbildung auf eigene Kosten in einer Lehrschmiede in Dortmund. Dort legte Schniegler die staatliche Prüfung ab. Im Jahr 2007 machte er sich selbstständig. Er habe nicht schlecht zu tun, sagt er. Aber drei Pferde pro Tag gebe es selten - das ist die Anzahl, die Schniegler bräuchte, um wirtschaftlich zu arbeiten.

Der Preiskampf macht ihm zu schaffen: Es gebe viele Hufschmiede in der Gegend, etliche Wettbewerber seien billiger. „Aber Kunden, die es nur billig und schnell wollen, die mag ich gar nicht haben“, sagt er. Hin und wieder sehe er nicht fachgerecht beschlagene Pferde mit Schäden. „Pferde sind Luxus“, meint Schniegler. Manch ein Besitzer versuche zu sparen, obwohl ein Beschlag alle acht Wochen nötig sei.

Für das aufwendige Schmieden ist viel Augenmaß und Erfahrung nötig: Immer wieder misst Schniegler das Eisen am Huf, geht zurück zum Amboss, feilt hier ein bisschen, biegt da noch ein wenig. Eine feste Schmiede auf dem eigenen Hof in Podelzig, das wäre sein Traum. Aber eine mobile Schmiede sei einfach bequemer für die Kunden.

Die Zahl der Pferde in Brandenburg sei mit rund 34 000 seit Jahren konstant, sagt der Sprecher des Agrarministeriums, Jens-Uwe Schade. Allerdings kommen die Industrie- und Handelskammern im Land auf nur 29 Hufschmiedebetriebe. Die Interessengemeinschaft Berlin-Brandenburger Hufbeschlagschmiede hat immerhin 35 Mitglieder. Der Vorsitzende, Peter Olaf, schätzt, dass die Gesetzesänderung dazu beigetragen habe, dass die Zahl der Hufschmiede zugenommen habe. Der Beruf sei gar eine Art „Modeberuf“ geworden. Problematisch seien nur die „Gelegenheitsschmiede“ ohne staatliche Prüfung, meint Olaf.

Im Land Brandenburg gibt es derzeit keine Ausbildungsstätte für Hufschmiede. Landestierarzt Klaus Reimer würde aber gerne eine am Landgestüt Neustadt ansiedeln - bislang sei das Vorhaben an der fehlenden Finanzierung einer Personalstelle jedoch gescheitert.

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