Hündchen im Pappkarton-Sarg: Tierbestattungen beliebt

Berlin/Mainz (dpa) - Eine letzte Ruhestätte für den Hund oder den Wellensittich - Tierbestattungen sind in Deutschland beliebt. Einige Besitzer scheuen dabei keine Kosten und bestatten ihren Liebling im Edel-Sarg.

Der eine gibt seinem geliebten Hund die Kuscheldecke mit ins Grab. Der andere legt ein Plüschtier zur Katze in den verzierten Pappkarton-Sarg. Der Abschied fällt schwer. „Manchmal ist es für die Besitzer so, als würde ein Kind oder ein enger Angehöriger sterben“, sagt Ulrike Mauthe vom Bundesverband der Tierbestatter. Immer häufiger wollen Herrchen und Frauchen einen Ort haben, an dem sie trauern können, sagt sie. „Eine Bestattung ist zu einer pietätvollen Alternative zur Abdeckerei geworden.“

Viele Tierliebhaber schrecke die Tatsache ab, dass in den Abdeckereien die Tierkadaver mit tierischen Abfällen durch den Fleischwolf gingen und teils industriell weiterverarbeitet würden. „Die Vorstellung, dass der kleine Liebling wie Müll verwertet wird, ist doch furchtbar“, sagt Karin Mitschke vom „Bärliner Tierfriedhof“ in der Hauptstadt. Rund 800 Katzen, Hunde, Meerschweinchen, Frettchen oder Vögel seien auf dem Areal in Berlin Steglitz beerdigt. „Viele Gräber werden sehr liebevoll gepflegt“, sagt Mitschke.

Auch verschiedene Beigaben werden dem toten Tier mit ins Grab gelegt: „Futter, Briefe, Fotos oder das Lieblingsspielzeug.“ Auch Särge hat der Friedhof im Angebot - ein selbst entwickeltes Patent mit Stecksystem. Beim Münchner Tierfriedhof „Letzte Ruhe“ steht eine ganze Palette von Särgen zur Auswahl: „Vom Pappkarton bis zum schmucken Holzsarg mit Samt ausgelegt“, sagt Betreiber Klemens Wehner.

„Bis zu 1700 Euro sind bei uns schon für eine Tierbestattung gezahlt worden.“ Im Schnitt lassen sich die Kunden das Ganze 400 bis 500 Euro kosten. Seit zwei Jahren betreibt Wehner seinen Tierfriedhof, rund 350 Tiere seien dort schon begraben. Die einzige Bedingung: „Es dürfen keine Nutztiere sein“. Das untersagt die Stadt. So musste Wehner schon so manchen Pferdefreund enttäuschen, der sein Tier beerdigen lassen wollte.

Nach Auskunft des Bundesverbandes ist Tierbestattung eine aufstrebende Branche: Vor zehn Jahren sei die Haustierbestattung noch sehr unbekannt gewesen, heute gebe es rund 120 Anbieter in Deutschland. „Haustiere sind oft ein Ersatz-Sozialpartner geworden. Dementsprechend eng ist die Bindung“, erklärt Mauthe einen Beweggrund für die Bestattung. Etwa ein Drittel der Tierbesitzer entscheide sich für eine Erdbestattung, der Rest wolle lieber eine Feuerbestattung.

Nicht selten finde sich die Urne in Katzen- oder Hundeform mit einem Bild des Lieblings dann im Wohnzimmer der Besitzer wieder. Der Ludwigshafener Tierbestatter Adrian Schmitt betont, dass die Tierbesitzer mit der Asche machen können, was sie wollen: „Der eine verstreut sie in den Alpen, der andere im eigenen Garten.“ Bei Erdbestattungen kann es von der Größe her manchmal schwierig werden. So sagt Elena Eichinger vom Mainzer Tierschutzverein: „Doggen kriegen wir noch rein, aber bei größeren Hunden wird es schon schwieriger.“

Dass es Tierbesitzer gibt, die pompöse Gräber für ihre kleinen Lieblinge gestalten, finden nicht alle gut. So meint der Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes in Rheinland-Pfalz, Andreas Lindig, Tierfriedhöfe sollten sich optisch von Menschenfriedhöfen unterscheiden. Als „Stätte des Abschieds“ von liebgewonnenen Haustieren reichten Grabplatte, Bepflanzung und ein Bild völlig aus. Kreuze, Engel oder riesige Figuren auf den Gräbern lehne er aber ab.

Vielen Tierbesitzern ist der Moment des Abschieds von ihren kleinen Lieblingen äußerst wichtig. Oft halte die ganze Familie auf dem Friedhof eine Zeremonie ab, sagt Eichinger in Mainz. „So kam mal eine Gruppe von zehn Leuten zur Beerdigung von einer Katze.“

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