Städter entdecken ihre Liebe zum Landleben

Immer mehr Menschen finden in der Natur und im Landleben ihren Sehnsuchtsort. Die Städte mit ihrem breiten Unterhaltungs- und Zerstreuungsangebot ermüden. Durch die digitale Technik entsteht zunehmend das Gefühl, sich vom echten Leben zu entfernen.

Überdies sorgen negative Schlagzeilen für ein Gefühl der Unsicherheit. Wie schön wäre es, sich von alldem dahin zurückzuziehen, wo es nur Felder und Kühe gibt? Eine ernsthafte Landflucht wagen allerdings nur wenige Städter. Die meisten schätzen die Vorteile des Stadtlebens einfach zu sehr. Ihre Sehnsucht nach dem Landleben stillen sie mit Wochenendausflügen auf Bauernhöfe oder mit rustikalen Aktivitäten wie Gärtnern oder Imkern. So zieht die ländliche Idylle zumindest ein bisschen in den Alltag ein.

Gärtnern für Stadtbewohner Mit den Fingern in der Erde wühlen, Samen säen und später das selbstgepflanzte Gemüse verspeisen — das ist pure Gärtner-Romantik. Stadtwohnungen mit Garten sind allerdings äußerst rar. Hobbygärtner müssen daher andere Wege finden, um ihre neu entfachte Leidenschaft auszuleben. So entdecken Städter die Schrebergärten wieder. Den Kleingartenanlagen in städtischer Lage haftete lange Zeit der Mief biederer Gartenzwerg-Aktivisten an. Doch damit ist es seit einigen Jahren vorbei. Die kleinen grünen Inseln dienen heutzutage nicht in erster Linie der Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, sondern als Entspannungsoasen und Rückzugsorte für die Familie oder für Grill- und Gartenpartys. In Deutschland gibt es rund 1,2 Millionen Kleingärten. Und die sind durchaus begehrt. Bis Hobbygärtner das erste Unkraut aus dem eignen Gemüsebeet zupfen können, müssen sie oft lange warten.

Doch auch wer keinen Schrebergarten ergattert, muss nicht auf das Gartenerlebnis verzichten. Mit dem Konzept Urban Gardening werden Stadtmenschen ohne eigene Grünfläche zu Hobbygärtnern. Dabei werden kleine Flächen in der Stadt als Bürger- oder Nachbarschaftsgärten bepflanzt und gemeinschaftlich gepflegt. Jeder kann hier seinen grünen Daumen ausprobieren und nebenbei noch Kontakte knüpfen. Urban Gardening gibt es zum Beispiel beim Utopia-Stadtgarten in Wuppertal, im Lorengarten in Essen oder im Blumenpott Witten. Ist kein urbaner Garten in der Nähe, kann man Kräuter, Gemüse und Obst im kleinen Stil auf dem Balkon oder dem Küchenfenster anbauen.

Bauernhof-Romantik zum Anfassen Während Gärtnern quasi etwas für Einsteiger ins Landleben ist, beschäftigen sich Fortgeschrittene mit Bauernhöfen. Kühe melken, Eier einsammeln und Schweine füttern: All das gehört zu einer romantischen Vorstellung vom Landleben. Schon in den 1990er Jahren konnten Stadtmenschen ihr Talent als Landwirte bei der Spielserie Harvest Moon für Super Nintendo beweisen. Auch heute noch sind Bauernhofsimulationen wie Farmerama ein sehr beliebter Zeitvertreib. Doch der Aufbau einer digitalen Farm genügt einigen nicht mehr. Da Viehhaltung in der Großstadt allerdings problematisch ist, gibt es Bauernhof light am Wochenende. Bei einem Ausflug zum Bauernhof können Huhn, Kuh und Co. in ländlicher Umgebung bestaunt werden. Der Bauernhof Gut Hixholz in Velbert etwa beherbergt etwa 140 Tiere. Auf dem Wantüns Hof in Lichtenau-Atteln können Groß und Klein sogar aktiv bei der Tierpflege mitarbeiten. Der Ausflug zum Bauernhof lohnt sich nicht nur, um ein paar Tiere zu streicheln. Vielmehr können dabei regionale Produkte direkt beim Hof erworben werden. Das schont die Umwelt und fördert Landwirte, die auf eine artgerechte Tierhaltung und nachhaltige Anbaumethoden setzen.

Eine Form der Tierhaltung, die auch in Städten praktikabel ist, ist das Imkern. Imkerverbände verzeichnen seit Jahren einen kontinuierlichen Zuwachs. Imkern wird gerade als spannendes Hobby entdeckt. Informationen und Schnupperkurse finden Interessierte bei der Imkerakademie.

Bildrechte: Flickr Muh, die Kuh! Michael Mayer CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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