Persönliches Fazit: Ein E-Bike kann Auto und Bahn nicht (komplett) ersetzen

Dieser Beitrag ist der letzte Teil des Blogs "Selbstversuch: Mit dem E-Bike zur Arbeit". WZ-Redakteur Carsten Icks pendelte einen Monat lang täglich mit einem Speed-Pedelec zur Arbeit. Morgens 20 Kilometer hin, abends 20 Kilometer zurück. Alle Folgen des Dauertests gibt es unter wz.de/ebike

Düsseldorf. Küzlich hieß es Abschied nehmen von meinem Testgerät. Das Stromer ST1 ist nach mehr als einem Monat in meiner Hand wie vereinbart wieder zurück an den Hersteller gegangen. Der E-Bike-Selbstversuch ist damit beendet. Inzwischen hatte ich einen Urlaub lang Zeit für ein Resümee. Wenn ich es auf den Punkt bringen muss (und das sollte ich an dieser Stelle wohl tun), dann kann ich nur schreiben: Für mich ganz persönlich ist ein Speed-Pedelec keine ernsthafte Alternative. Das liegt einerseits am Rad, andererseits am Job, und zu nicht unerheblichen Teilen wohl auch an mir selbst.

Fangen wir mit dem Rad an. Das Fahren mit dem schnellen E-Bike hat von Beginn an bis zum Schluss richtig Spaß gemacht. Trotz teilweise widriger Witterung habe ich jeden Kilometer an der frischen Luft genossen. Wenn ich abends das Rad aus dem Keller an der Königsallee geholt habe, habe ich mich jedes Mal auf die Rückfahrt gefreut.

Doch Spaß ist nicht gleich Alltagstauglichkeit. Obwohl das Rad fast fabrikneu ist (am Ende waren etwas mehr als 600 Kilometer auf dem Digitaltacho), war es einmal wegen Vibrationen in der Werkstatt und musste wenig später nochmal zuhause von mir nachjustiert werden. Manchmal wollte der Elektromotor an der Ampel nicht sofort anspringen - was brenzlig sein kann, wenn man sich z.B. darauf verlässt, ruckzuck noch vor einem nahenden Linienbus links abbiegen zu können. Dann sprang häufig beim Schalten die Kette ab, zuletzt mehrmals täglich. Was bedeutet, dass die Chance, mit ölverschmierten Fingern auf der Arbeit anzukommen, recht hoch ist.

Was mich zum Thema Job bringt: Wer wie ich regelmäßig Meetings mit Dienstleistern oder anderen Abteilungen hat, möchte dort ungern wie ein Mechaniker auftreten. Die verknautschte Frisur durch den obligatorischen Helm, die Regenkleidung bei schlechtem Wetter - all das ist nicht unbedingt dazu geeignet, optisch den besten Eindruck zu hinterlassen. Das E-Bike ist also (wie ein Motorrad oder jedes andere Fahrrad auch) nur an manchen Tagen für den Weg zur Arbeit geeignet. Dann kam noch meine Allergie dazu. Und wenn man dann erstmal ein paar Tage in Folge auf das E-Bike verzichtet hat, ist man schnell wieder im alten Trott. Und um das E-Bike nur ab und zu zu nutzen, ist es einfach zu teuer. Denn ich fahre sonst mit der Bahn, habe ein Monatsticket. Die Kosten für das E-Bike kommen also oben drauf. Entweder ganz gar nicht - sonst gibt es keinerlei Sparpotenzial.

Wer normalerweise mit dem Auto unterwegs ist, kann natürlich eine andere Rechnung aufmachen. Hier spart jeder nicht mit dem Auto gefahrene Kilometer Geld. Komplett umsonst ist das E-Bike aber auch nicht. 4000 Euro kostet ein Stromer ST1 neu. Eine Batterieladung kostet rund 10 Cent. Und dann ist da noch der Akku. Eine Ersatzbatterie schlägt mit 750 Euro zu Buche. Eine Lebensdauer von 1000 Ladezyklen wird vom Hersteller garantiert. Bei zwei Ladungen pro Tag (einmal nachts, einmal im Büro, insgesamt 40 Kilometer) wird rechnerisch alle 20000 Kilometer eine neue Batterie fällig. Macht pro Kilometer also rund 4 Cent.

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aber habe ich ganz zu Beginn des Tests gemacht, als mir das Rad gestohlen wurde: Solch ein teures Gefährt kann man nicht einfach an den Zaun ketten, es braucht einen sicheren Stellplatz.

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