Mehr Ausdauer trotz Motor - eignet sich ein S-Pedelec zum Grundlagentraining?

Dieser Beitrag ist Teil des Blogs "Selbstversuch: Mit dem E-Bike zur Arbeit". WZ-Redakteur Carsten Icks pendelt einen Monat lang täglich mit einem Speed-Pedelec zur Arbeit. Morgens 20 Kilometer hin, abends 20 Kilometer zurück. Alle Folgen des Dauertests gibt es unter wz.de/ebike.

Düsseldorf. Hatschi! Hatte ich vor kurzem noch über Regen geklagt? Heute Morgen habe ich ihn mir zurückgewünscht. Dass wir jetzt im Juni mit Verspätung traumhaftes Frühlingswetter bekommen haben, ist aus Sicht eines E-Bike-Pendlers nämlich nicht ausnahmslos erfeulich - zumindest dann, wenn er wie ich von Heuschnupfen geplagt ist. Trotz einer vorab eingeworfenen Allergie-Tablette sorgten die grünen Wiesen und saftigen Felder, durch die ich heute Morgen fahren durfte, für knallrote Augen und eine juckende Nase. Nicht ganz optimal, wenn man gleich zu Beginn des Arbeitstages eine Besprechung hat und dort einen ziemlich indisponierten Eindruck macht.

Aber für meine Überempfindlichkeit kann natürlich das Rad nichts. Also reden wir nicht von Krankheit sondern vom Gegenteil: Fitness. Ich war neugierig, ob man das, was ich jeden Tag mit dem Stromer auf dem Weg zwischen Krefeld und Düsseldorf abspule, als Training bezeichnen kann. Also habe ich mir bei den jüngsten Fahrten einen Pulsmesser-Brustgurt umgelegt - und ziemlich konstante Ergebnisse erhalten.

Der Durchschnittswert lag bei 115-120, der Maximalpuls jeweils zwischen bei 135 und 142 Herzschlägen pro Minute. Was soviel heißt wie: Trotz Motorunterstützung ist man nicht untätig. Am Sport schrammt das S-Pedelec-Fahren aber zumindest in der größten Unterstützungsstufe knapp vorbei.

Denn: Um die Grundausdauer zu trainieren - was in der Regel in der niedrigsten Intensitätsstufe geschieht - gilt gemeinhin, dass der Puls nicht unter 65% des persönlichen Maximalpulses fallen sollte. Bei meinem letzten Laufwettkampf (der Firmenlauf run4ideas in Düsseldorf vor bald einem Jahr) hatte ich mit demselben Messgerät im Ziel einen Puls von 194. 65% davon ergibt einen Puls von 126. Soviel sollte es also mindestens sein.

Wenn ich auf der interaktiven Karte nachsehe, die meine GPS-App samt Pulsmesser ausspuckt, fällt aber auf, dass ich sehr häufig darunter liege. Gestern auf dem Heinweg (auf dem man ja ruhig etwas mehr schwitzen darf), habe ich auf den Passagen, auf denen ich konstant mit mehr als Tempo 40 unterwegs war, einen Puls von 130-142 gehabt. Sobald das Tempo aber in Richtung 35 sinkt, ist der Puls ruckzuck bei 120.

Daraus den Schluss zu ziehen, dass E-Bike-Fahren für die Katz ist, wäre aber falsch. Denn natürlich ist Bewegung mit einem Puls unterhalb des Grundlagentrainings immer noch gesünder als Sitzen mit Ruhepuls. Die Möglichkeit, eben nicht zu Schwitzen, ist ja für Berufstätige gerade der große Vorteil gegenüber dem Rennrad. Und dann besteht ja immer noch die Option, den Motor einfach eine Stufe schwächer zu stellen.

Vielleicht ist genau das der Königsweg: Morgens mit maximaler Unterstützung hin. Abends immer dort, wo Tempo 40 nicht möglich ist, die eigene Beinkraft erhöhen.

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