Mobilität: Unterwegs auf sparsamen Rädern

Wer selbstbestimmt und schnell zum Ziel kommen will, braucht nicht immer das eigene Auto. Es gibt viele — auch kreative — Alternativen. Ein Überblick.

Düsseldorf. Oft werden mehr als 1000 Kilo Auto bewegt, um 80 Kilo Mensch zum Bäcker ein paar Straßen weiter zu fahren. Statistisch gesehen sitzt zudem in den meisten Autos nur eine Person — wenn es denn nicht ohnehin ungenutzt Parkplatz verbraucht. Und dabei dennoch kostet. Nicht nur Öko-Fundamentalisten suchen angesichts solcher Fakten energieschonendere Alternativen der individuellen Mobilität.

Hersteller wie Opel, VW, Nissan, Smart oder BMW sind bereits mit Elektroautos auf dem Markt — und bieten teilweise sogar Stromlieferungsverträge, die gewährleisten, dass die Kraft für die Batterien auch aus erneuerbaren Quellen fließt. Eine saubere Sache. Allerdings auch noch eine teure: Ein BMW i3 etwa kostet bei der Größe eines benzingetriebenen Polo gleich das Dreifache des VW.

Das liegt vor allem an den extrem teuren Lithium-Ionen-Akkus, die oft mehr als 10 000 Euro kosten. Das Netz der Schnellladestationen ist zudem noch dünn, die Reichweiten beunruhigend gering. Oft ist bei etwas mehr als 100 Kilometer der Saft aus. Doch der technische Fortschritt wird E-Mobilität in den kommenden Jahren enorm verbilligen. Lesen Sie zum Thema E-Auto auch die Reportage in der morgigen Ausgabe.

In Großstädten wie Düsseldorf oder Wuppertal nutzen die Menschen schon viele Alternativen, um schneller individuell voranzukommen. Hier die Vor- und Nachteile.

Kurzportrait: Hier ist die Familie der Motorroller à la Vespa gemeint. Tretroller kommen später. Ab 1500 Euro gibt es schon Gefährte mit 50 Kubikzentimeter, die in Tests gut abgeschnitten haben. Für ein paar Hundert Euro mehr auch mit Elektroantrieb. Wir gehen hier nur auf die 50er-Roller ein, die mit Autoführerschein gefahren werden dürfen
Vorteile: Voll verkehrstauglich, oft mit Schutzverkleidung, Platz für Mitfahrer und Gepäck, günstig in Preis und Unterhalt.
Nachteile: Kein voller Wetterschutz, im Innenstadtverkehr gefährdeter als andere motorisierte Teilnehmer, E-Roller oft sehr schlapp.
Fazit: Zumindest außerhalb des Winters eine gute Auto-Alternative für den Stadtverkehr.

Kurzportrait: Der gute alte Drahtesel: Sehr gut beurteilte Cityräder mit Siebengangschaltung gibt es schon für etwas mehr als 500 Euro. Wer die Saison länger nutzen will — oder auch mal bei widrigem Wetter unterwegs ist, wird für geeignete Kleidung noch einmal 100 Euro zahlen. Auch ein Helm ist empfehlenswert.
Vorteile: Trainingseffekt, umweltfreundlich, mit dem richtigen Zubehör auch zum Mitnehmen kleinerer Kinder oder größeren Gepäcks geeignet. Einen Parkplatz gibt’s leicht.
Nachteile: Wenig Wetterschutz, nicht in alle öffentlichen Verkehrsmittel mitnehmbar, im Straßenverkehr von Innenstädten rollen Radfahrer oft gefährlich.
Fazit: Das gute, alte Fahrrad — immer noch eine der besten Alternativen zu Auto, Bus und Bahn. Ein bisschen fit sollten Sie aber sein.

Kurzportrait: Fahrradfahren ist Ihnen zu anstrengend, weil Sie etwa auf den Höhen des Bergischen Landes wohnen, aber im Tal der Wupper arbeiten? Dann ist das durch einen Elektromotor unterstützte Pedelec eine Alternative (siehe auch Kasten). Ab 2000 Euro gibt es Gefährte, die Auszeichnungen gewonnen haben. Dazu kommt die Schutzkleidung.
Vorteile: Abgestuft den E-Motor dazu schalten, wenn’s mal anstrengend wird. Auch Gepäck und kleine Kinder können wie beim Fahrrad mitkommen.
Nachteile: Pedelecs sind noch diebstahlgefährdeter als Normal-Fahrräder. Und teurer. Bei Platzregen nutzt auch Hightech-Antrieb wenig.
Fazit: Das gute, alte Fahrrad — mit der Kraft der zwei Herzen eine tolle Alternative zu Auto, Bus und Bahn. Ein bisschen fit brauchen Sie dazu noch nicht mal sein.

Kurzportrait: Wieso fällt der nicht um? Wer zum ersten mal das Brett auf zwei Rollen an einer Achse mit dem Lenker dran gesehen hat, versteht das kaum. Segway fahren ist aber nicht so schwer, wie es aussieht. Der Elektroroller de Luxe ist bis zu 20 Stundenkilometer schnell, im öffentlichen Straßenverkehr brauchen Sie einen Mofa-Führerschein und eine Haftpflichtversicherung. Ach ja, und mehr als 8000 Euro für das Gefährt. Segways lassen sich aber auch leasen.
Vorteile: Schnell, wendig, ohne Kraftaufwand zu fahren — und extravagant.
Nachteile: Teuer, auf schlechten Wegen begrenzt nutzbar, Gepäck muss in den Rucksack.
Fazit: Der Segway ist ein Exot — und wird es bleiben.

Kurzportrait: Ab rund 150 Euro gibt es schon gut bewertete Inliner — Protektoren für Knie, Ellenbogen und Hände sind aber ein Muss, das noch einmal kostet. Die Onliner sind eher die Alternative für die Freizeit, zum Beispiel bei einer Tour am Rheinufer.
Vorteile: Trainingseffekt, schnell, preiswert — ruckzuck im Rucksack verstaut.
Nachteile: Kein Wetterschutz, eher nicht für die Stadt geeignet, nur leichtes Gepäck mitzunehmen
Fazit: Für die Freizeit eine schöne umweltfreundliche Fortbewegungsalternative — für den Weg zur Arbeit eher nicht.

Kurzportrait: Für immer jung — beeindruckend schnell und wendig. Wer’s kann, für den ist das Skateboard geradezu unverzichtbar, um in der Stadt voranzukommen. Ab 50 Euro gibt es schon brauchbare Boards — Protektoren für Knie, Ellenbogen und Hände kosten noch mal mindestens das gleiche.
Vorteile: Coolness-Faktor unschlagbar, Trainingseffekt, preiswert, ab untern Arm und in die Schwebebahn, U- oder Straßenbahn.
Nachteile: Blamage-Faktor riesig — vor allem für ältere Semester mit wenig Können. Kein Wetterschutz, für längere Distanzen und bei schlechtem Untergrund kaum zu gebrauchen. Auch mit mehr als einer leichten Umhängetasche wird das Rollen gefährlich.
Fazit: Fortbewegung als Glaubensbekenntnis.

Kurzportrait: Nein, wir meinen natürlich nicht das Gerät für Kleinkinder — solide verarbeitete und klappbare Roller aus Leichtmetall sind inzwischen in den Innenstädten vieler Metropolen ein ernstzunehmendes Fortbewegungsmittel. Rund 200 Euro sollten Sie aber für ein alltags- und erwachsenentaugliches Gerät mit Bremse, Tragetasche und großen Rollen einplanen.
Vorteile: Preiswert, wendig, schneller als Gehen, schnell zusammengeklappt (und umgehängt mit in Bus oder Bahn zu nehmen.)
Nachteile: Kleine Rollen machen den Nutzer sturzanfällig, kein Wetterschutz, für längere Distanzen und bei schlechtem Untergrund kaum zu gebrauchen. Mit Gepäck wird das Rollen gefährlich.
Fazit: Wer die geeigneten Strecken oft nutzt — oder etwa öfter Messen, in Hallen oder auf großen Firmengeländen unterwegs ist, für den ist diese Alternative eine Ergänzung.

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