Umbau von alten Scheunen: Völlig neue Raumgefühle

Großzügiges Loft statt Kuhstall: Der Umbau von alten Scheunen.

Früher schmatzten hier Kühe oder grunzten Schweine. Alte Scheunen dienen auf vielen ehemaligen Bauernhöfen heute nur noch als Kammer für Gerümpel. Was für eine Verschwendung! Denn kaum ein altes Gemäuer eignet sich so sehr für den Ausbau in ein modernes Loft. „In einer Scheune kann man toll Atmosphäre mit räumlicher Qualität kombinieren, und man ist etwas freier in der Gestaltung als bei stark denkmalgeschützten Gebäuden, wie etwa alten Bauernhäusern“, sagt Architekt Thomas Drexel aus Friedberg.

Aber wo erwerben Interessenten eine Scheune? „Zunächst einmal kann man bei den Denkmalschutzbehörden der jeweiligen Region nachfragen“, rät Stefan Haar, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB) aus Wolfenbüttel. Auf Immobilienbörsen im Internet fänden sich immer wieder Angebote — wie auch in der Zeitung. Wer eine Scheune gefunden hat, steht vor der nächsten — wichtigen — Suche: Ein guter Architekt mit Erfahrung in der Denkmalsanierung muss her. „Vom Selbermachen würde ich aufgrund der erforderlichen baukulturellen und technischen Kenntnisse zwingend abraten. Es ist auch so gut wie unmöglich als Nichtfachmann eine Baugenehmigung zu bekommen“, sagt Drexel. Denkmalschutzbehörden haben Listen mit Architekten. „Es ist für die Baugenehmigung ratsam sich an diesen Listen zu orientieren, denn wie gut man mit den Behörden zurechtkommt, hängt auch immer vom Leumund des Architekten ab“, so Drexel. Bei der Wahl des Architekten ist aber nicht nur die fachliche Kompetenz entscheidend, sondern vor allem muss die Chemie zwischen ihm und dem Bauherrn stimmen: „So ein Umbau kann ein nervenaufreibender Prozess sein, da ist es wichtig, dass man sich versteht.“

Was gestalterisch möglich ist, hängt vom Grad des Denkmalschutzes ab. „Der große Vorteil von Scheunen ist, dass man ein völlig anderes Raumgefühl als in Neubauten erzielen kann. Man hat transparente Übergänge wie in einem Loft, aber immer noch den besonderen Reiz des Scheunencharakters“, sagt Architekt Haar. So raten die Experten dazu, die räumlichen Qualitäten des Gebäudes zu erhalten. Offenes Tragwerk und Holzkonstruktionen sollten nicht mit Gipsfaserplatten verschalt werden. „Um die offene Raumwirkung der zwei bis drei Geschosse zum Dach zu bewahren, versucht man die Geschosse nur auf einer Seite übereinander zu bauen“, erläutert Drexel. In der Regel werden daher Wohnzimmer und Küche offen gehalten. „Arbeits- und Aufenthaltsräume kann man sehr schön mit offenen Galerien lösen. Diese kann man relativ leicht auf bestehendem Tragwerk aufziehen“, sagt Drexel. Für die Realisierung geschlossener Räume ist der Bauaufwand höher als in einem normalen Haus.

Problematisch bei der Sanierung kann die Dämmung sein. Auch für diese Gebäude gilt die neue Energieeinsparungsverordnung (EnEV).

Für den Aus- und Umbau einer Scheune betragen die Nettobaukosten den Angaben zufolge zwischen 1000 und 1500 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommen die sogenannten Baunebenkosten, die je nach Intensität der Betreuung zwischen 10 und 20 Prozent der Gesamtkosten betragen.

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