Immergrüne Multitalente: Die Stechhülsen

Bad Zwischenahn (dpa/tmn) - In der Weihnachtsdeko tauchen sie immer wieder auf: Zweige mit dunkelgrünen, stacheligen Blättern und roten Beeren. Die Zweige der Stechpalme, auch Stechhülse genannt, sind die Attraktion in winterlichen Gärten.

Die Stechhülsen (Ilex) sind eine artenreiche Gehölzgattung, sie sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Australien verbreitet. Vielerorts kann die Pflanze sogar mehr als eine Dekoration sein: „In Südamerika werden die Blätter von Ilex paraguariensis, einer nicht winterharten Art, auch landwirtschaftlich genutzt und zu Mate-Tee verarbeitet“, berichtet Björn Ehsen, Gärtnerischer Leiter im Park der Gärten im niedersächsischen Bad Zwischenahn. Doch die weltweit über 400 Arten seien nur zu einem Teil hierzulande winterhart.

„Die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) ist der einzige immergrüne Laubbaum, der in Deutschland heimisch ist“, sagt Yvo Meyling, Baumschulgärtnermeister und Besitzer einer umfangreichen Sammlung von Stechpalmen. „In der Natur spielt er als Vogelnist- und Vogelnährgehölz eine bedeutende Rolle.“

An ihren natürlichen Standorten sind Ilex Waldpflanzen. „Daher lieben sie humose und schattige Standorte“, erläutert Ehsen, der in der Sammlung im Park der Gärten über 100 Arten und Sorten kultiviert. Durchlässige Böden mit einem nicht zu hohen Kalkgehalt bieten gute Wachstumsbedingungen im Garten.

„Für den Pflanzenverwender ist diese mutationsfreudige Gattung mit ihren zahlreichen Gartenformen vielseitig einsetzbar und deshalb auch außerordentlich bedeutungsvoll“, sagt Ehsen. „Für frei wachsende oder streng geschnittene Hecken und immergrüne Abpflanzungen ist diese robuste und gut schattenverträgliche Gattung bestens geeignet.“

Der Ilex-Experte schätzt besonders die buntlaubigen Formen, die das ganze Jahr über den Garten heller erscheinen ließen. „Sie benötigen einen sonnigen Standort, da sie sonst vergrünen“, sagt Ehsen. „Keine andere Pflanzengattung bietet eine derartige Vielfalt an Blattformen und Panaschierungen“, ergänzt Meyling.

Eine Besonderheit der Stechhülsen ist ihre sogenannte Zweihäusigkeit - das heißt, die Geschlechter sind auf verschiedenen Pflanzen verteilt. So bilden nur die weiblichen Pflanzen Beeren, die von Oktober an reifen und sich rot färben. Um die Bestäubung und Befruchtung sicherzustellen, muss in der Nähe aber ein männliches Exemplar wachsen. Anderenfalls bleibt der Fruchtschmuck aus.

Das Geschlecht erkennt der Laie mitunter an dem männlichen oder weiblichen Sortennamen. „Es gibt aber auch Ausnahmen wie beispielsweise die zwittrige Sorte 'J.C. van Tol'“, sagt Meyling.

Vielfalt bringen die Gruppen von Ilex x altaclerensis und Ilex x meserveae in das Sortiment. Sie sind beide aus Kreuzungen der Europäischen Stechhülse mit einer anderen Art entstanden. „Ilex perado ist der Kreuzungspartner für Ilex x altaclerensis“, sagt Meyling. „Die Sorten wachsen mit einem Jahreszuwachs von 30 Zentimetern doppelt so schnell wie die heimische Ilexart.“

Kreuzungspartner für Ilex x meserveae ist Ilex rugosa, eine Art aus Ostsibirien und Japan. „Die Ilex x meserveae-Sorten zeichnen sich besonders durch ihre Winterhärte aus“, erläutert Ehsen. Außerdem bilden die weiblichen Pflanzen schon als junge Pflanzen Beeren.

Ihre gute Winterhärte macht diese Arten zu perfekten Dekorationspflanzen. „Einige Sorten, wie zum Beispiel 'Heckenfee' und 'Heckenstar' sind auch als Kübelpflanzen sehr gut geeignet“, rät Meyling. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Pflanzen im Winter nicht in der vollen Sonne stehen, da sie sonst wie viele Immergrüne Schäden durch Trockenheit erleiden könnten.

„Für kleine, geschnittene Einfassungen oder auch Gruppenpflanzungen ist die Japanische Stechhülse (Ilex crenata) mit ihren Sorten empfehlenswert“, rät Ehsen weiter. Sie lässt sich laut Meyling gut schneiden und macht sich gut in Kiesgärten, pflegeleichte Vorgärten und Japangarten.

Da der Buchsbaum durch verschiedene Krankheiten und Schädlinge immer öfter Probleme bereitet, wird er gerne durch diese Japanische Stechhülse ersetzt. Das mag auch daran liegen, dass sie sich sehr ähnlich sehen: „Man muss genau hinsehen, um die schwach ausgebildeten Zacken zu sehen und zu erkennen, dass die Blätter im Vergleich zu den gegenständigen Buchsbaumblättern wechselständig am Trieb stehen“, sagt Pflanzenexperte Ehsen.

Nicht alle Ilex sind immergrün. „Bei uns findet man in den Baumschulen die Amerikanische Winterbeere (Ilex verticillata) als Laub abwerfende Art“, erläutert Ehsen. Auch das ist sehenswert: „Zunächst färben sich die Blätter im Herbst leuchtend gelb bis orange. Im Spätherbst und Winter sind die Zweige dicht mit leuchtend roten Beeren besetzt.“ Daher sind diese Bäume nicht nur als Vogelnährgehölz wertvoll, sondern auch in der Floristik als Schnittgrün im Herbst und Winter sehr geschätzt.

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