Die Renaissance der Gartenromantik: Der Flieder

Neustadt/Weinstraße (dpa/tmn) - Sein Duft ist betörend, seine Blüten haben eine sanfte Farbe, die sich gut mit vielen anderen Blütenfarben kombinieren lässt: Gärtner entdecken den Flieder für den Garten wieder.

Der Flieder läutet mit seinen üppigen Blütenrispen und seinem bezaubernden Duft die Hochsaison im Garten ein. Nachdem er in allzu puristischen, modernen Gärten jahrelang kaum noch Platz fand, erlebt er seit einiger Zeit eine Renaissance, eigentlich seine zweite. Neue Züchtungen von Zwergformen oder mit verbesserten Eigenschaften machen ihn für die Gärten wieder attraktiv. Er eignet sich als Solitär- und als Heckenpflanze.

Bereits im 16. Jahrhundert kam der Gemeine Flieder (Syringa vulgaris) vom Balkan nach Mitteleuropa. „In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte er dann seine erste Modewelle“, sagt Eva Morgenstern, Beraterin der Gartenakademie Rheinland-Pfalz in Neustadt an der Weinstraße. Der Züchter Victor Lemoine schuf damals mit mehr als 180 Züchtungen eine enorme Sortenvielfalt. Der Gemeine Flieder ist eine von etwa 30 reinen Arten, die häufig als Grundlage für Neuzüchtungen dient. Die Wildform kann eine Höhe von bis zu sieben Metern erreichen und ist für kleine Gärten oder Terrassen nur bedingt geeignet. Alternativen sind kleinwüchsige Zuchtformen.

Erika Brunken, Leiterin der Niedersächsischen Gartenakademie in Bad Zwischenahn, empfiehlt die Zwergduftflieder-Sorte 'Palibin'. Sie werde nur bis zu 1,20 Meter hoch und breit, sei trockenresistent und blühe in hellem Lila. „Auch die Sorte 'Superba' ist mit bis zu zwei Metern Wuchshöhe noch für kleine Gärten und sogar für die Bepflanzung von Kübeln geeignet.“ Sie zeige im Mai und Juni rosa bis hellviolette Rispen, die mit weißen Stauden harmonierten. Die auch Herbstflieder genannte Staude kann im August und September nochmal blühen.

Hobbygärtnern, die gerne eine besondere Farbe kultivieren möchten, empfiehlt Erika Brunken die Sorte 'Primrose', die 1949 in Holland eher zufällig entstand. Sie trägt einfache, hellgelbe Blüten und wird bis zu vier Meter hoch. „Die Sorte 'Madame (auch: Mme.) Lemoine' entstand bereits 1890 durch Züchtungen von Victor Lemoine“, erläutert Brunken. Die gefüllte Sorte blüht im Mai und hat große, reinweiße, in Trauben stehende, gefüllte Blüten. Sie duftet sehr stark und erreicht eine Höhe von bis zu fünf Metern. Auch die 'Schöne von Moskau' hat gefüllte Blüten, die beim Aufblühen von Rosa in Weiß übergehen.

Je nach Fliedersorte und Region blühen die Schönlinge zwischen April und Anfang Juli. Hauptblütezeit der meisten Arten ist jedoch der Mai. Bei der Kombination mit anderen Pflanzen rät Morgenstern, die Blütezeiten aufeinander abzustimmen. So kombiniere sie frühblühende Fliedersorten gerne mit Zierkirsche, Blutpflaume oder Prachtspieren. „Hervorragend passt der Flieder auch zu Goldregen oder Rosen“, ergänzt Erika Brunken.

Flieder ist eher unkompliziert. „Er liebt nährstoffreiche, kalkhaltige Böden, kommt aber auch auf schwachsauren Böden gut zurecht“, sagt Brunken. Sie empfiehlt für den Starkzehrer dringend eine Düngergabe im Frühjahr, etwa ein organischer Volldünger oder Kompost. „Eine kleinere Gabe kann noch mal nach der Blüte erfolgen.“ Außerdem ist laut Morgenstern ein vollsonniger Standort unerlässlich. „Schatten mag Flieder gar nicht. Hier wird er zwar Blattmasse entwickeln, aber nicht blühen.“

Bei der Frage nach dem Schnitt gehen die Expertenmeinungen etwas auseinander: Eva Morgenstern erklärt, dass Flieder nur an Neutrieben blühe und ein Schnitt nach der Blüte daher die Blütenbildung fördere und den Wuchs sanft reguliere. Erika Brunken empfiehlt hingegen den Schnitt nur bei Bedarf. „Bei kleineren Büschen kann der verblühte Blütenstand weggeschnitten werden, denn die Fruchtbildung kostet die Pflanzen Kraft“, sagt Brunken. Alte Sträucher könnten durch einen radikalen Rückschnitt im Frühjahr verjüngt werden. Wichtig sei dann jedoch, die Neutriebe im Folgejahr auszudünnen.

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