Haus- & Gartentrends 2017 Die eigene Quelle im Garten

Frisches Wasser muss nicht unbedingt aus dem Wasserhahn kommen. Beim Unterhalt eines Brunnens gibt es aber einiges zu beachten.

Haus- & Gartentrends 2017: Die eigene Quelle im Garten
Foto: Axel Richter

Düsseldorf. Im Zillertal ist das Wasser noch rein. So rein, dass die 78-jährige Helga Hein dort noch kein anderes Wasser getrunken hat als das aus ihrer Quelle im Garten. Frisch und klar sprudelt es aus dem zwölf Meter tiefen Brunnen an die Oberfläche. Nie ist er trocken gefallen, auch nicht in den heißesten Sommern. Das Zillertal ist reich an quellfrischem Wasser hier auf der Stadtgrenze zu Wuppertal.

Hier ist Helga Hein aufgewachsen, hier lebt sie bis heute. Erst auf Wuppertaler, dann auf Remscheider Gebiet, denn die Stadtgrenze bildet der Saalbach, den sie anno 1960 überschritt, als sie vom heutigen Café Restaurant Haus Zillertal in das gegenüber mit ihrem Mann gebaute Häuschen zog. Der Garten: ein Paradies. Und was dort wächst, die Azaleen, Rhododendren, Maiglöckchen, Buchsbaum und was Helga Hein sonst im Garten zieht, bekommt nur eines an die Wurzeln: das kühle Nass aus dem eigenen Garten.

„Den Pflanzen tut das gut“, sagt Helga Hein. „Und ich bin davon in meinem ganzen Leben auch noch nicht krank geworden.“

Das Wasser für die Pflanzen auf ihrem riesigen Grundstück entnimmt sie einen alten Hammerteich. Der drehte einst das Schaufelrad des Wolfertshammers, über dessen industriegeschichtliche Bedeutung am Wanderweg in Richtung Gelpetal eine Tafel informiert.

In seinem Wasser rudern heute sechs Karpfen, die nach den Worten der Teichbesitzzerin längst ein Methusalemalter erreicht haben. Auf dem Gewässer brütet ein Stockentenpaar. Von der Pumpe, mit der Helga Hein das Wasser für ihre Pflanzen in den Gartenschlauch saugt, lassen sich die tierischen Bewohner nicht stören.

Sowohl für die Pflanzen wie auch für den Menschen ist das Wasser im Zillertal einwandfrei. Das bescheinigen Helga Hein zwei Besucherinnen aus dem Remscheider Gesundheitsamt, die die alte Dame schon beinahe zu ihren Freundinnen zählt. Beim Besuch von Dr. med. Gabriela Marek und der Gesundheitsingenieurin Sabine Oster wird deshalb Stuten mit Marmelade, Schwarzbrot mit Schinken und Käse aufgetischt.

Die beiden Frauen vom Amt kontrollieren den Brunnen von Helga Hein: Sitzt die Platte darauf noch richtig auf? Dringt kein Oberflächenwasser ein? Kurz: Befindet sich der Schacht in einem ordnungsgemäßen Zustand? Und dann sind die Werte zu prüfen: Ist das Wasser belastet? Mit Enterokokken, Kolibakterien oder coliformen Keimen? Und welchen ph-Wert hat es? So will es das Trinkwasser- und Infektionsschutzgesetz.

Einmal pro Jahr entnimmt ein staatlich anerkanntes Labor eine Kranprobe, analysiert das Wasser und lässt das Ergebnis dem zuständigen Gesundheitsamt zukommen. Gabriela Marek und Sabine Oster statten den Brunnenbesitzern in Remscheid danach ihren Besuch ab. Doch sind es immer weniger, die auf ihrer Besuchsliste stehen.

„Im Jahr 2000 hatten wir noch etwa 80 Besitzer von Schacht- oder Quellbrunnen in Remscheid“, erzählt Sabine Oster. „Jetzt sind es noch 26.“ Viele haben sich zwischenzeitlich ans Versorgungsnetz anschließen lassen und nutzen den Brunnen allenfalls noch zur Gartenbewässerung.

Für Dr. Joachim Frings, Leiter des Betriebs Gas und Wasser bei der Stadtwerketochter Energie und Wasser für Remscheid GmbH, ist das eine gute Wahl. Wer einen alten Brunnen sein eigen nennt, der sei sicher gut beraten, ihn weiter zu nutzen, sagt der Mann von den Stadtwerken. Dass sich auf dem eigenen Grund und Boden das Bohren nach Grundwasser und die Anlage eines neuen Brunnens lohnt, zieht er allerdings in Zweifel.

Tatsächlich sind die Kosten hoch und ein 60 Meter Meter tiefer Brunnen kann heute leicht mit 10 000 Euro und mehr zu Buche schlagen. Zudem: Auf sein Wasser lässt auch der städtische Versorger nichts kommen. Denn das ist schließlich nicht weniger bergisch als das von Helga Hein im Zillertal.

Es kommt aus der von Schutzzonen umgebenen Großen Dhünntalsperre, wird im Wasserwerk gereinigt, filtriert und mit Chlordioxid versetzt. „Das ist so vorgeschrieben,“, sagt Frings. „Alles Oberflächenwasser muss desinfiziert werden.“ Darauf kann auch Helga Hein nicht verzichten. Auch ihr Brunnenwasser muss mit ultraviolettem Licht bestrahlt oder gechlort werden, um etwaige Krankheitserreger auszuschalten.

Gemein ist dem Brunnenwasser von Helga Hein und dem städtischen Wasser von Dr. Joachim Frings außerdem: ein hoher Calzium-Wert und eine so gut wie nicht vorhandene Kalkbelastung. Letzteres ist weniger wichtig für die Pflanzen im Garten als für die Kaffee- oder Waschmaschine. Sie bleiben verschont von Ablagerungen.

Das Gegenteil kennt Dr. Gabriele Marek aus leidvoller Erfahrung. Die stellvertretende Leiterin des Remscheider Gesundheitsamtes wohnt in Düsseldorf. Da aber mag wohl mehr los sein als auf der Stadtgrenze zwischen Remscheid und Wuppertal. Das bessere Wasser jedoch sprudelt im Zillertal.

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