Hau- & Gartentrends Artenvielfalt im Garten

Naturnahe Gärten bieten Lebensraum und Nahrung für wildlebende Tiere und helfen, die Artenvielfalt zu erhalten. Vor allem heimische Sträucher und Stauden sind für alle eine wichtige Futterquelle.

Hau- & Gartentrends: Artenvielfalt im Garten
Foto: A. Warnecke/dpa

Düsseldorf. „So wenige Vögel wie im vergangenen Winter hatten wir schon lange nicht mehr“, sagt Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Bei der jährlichen Mitmach-Aktion des Naturschutzbundes, „Stunde der Wintervögel“ beobachteten die Teilnehmer durchschnittlich 17 Prozent weniger Tiere als in den Jahren zuvor. Alarmierend ist dabei vor allem der Rückgang einzelner Arten wie Kohl- und Blaumeise, Buntspecht und Zaunkönig. Hauptsächliche Gründe hierfür sind der Verlust an natürlichen Lebensräumen und Nahrungsquellen in ländlichen und städtischen Bereichen — wie auch das Insektensterben. Naturnahe Privatgärten sind deshalb umso wichtiger für den Erhalt der Artenvielfalt, der Natur — und das Wohlergehen des Menschen.

„Wie jedes Lebewesen braucht auch der Mensch einen ’artgerechten’ Lebens- und Rückzugsraum in einer zunehmend technisierten und stressauslösenden Umwelt“, sagt Birgit Hilmer vom Nabu Hamburg. Der Kreisverband hat es sich, wie auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, zur Aufgabe gemacht, den Garten als Lebensraum zu begreifen und zu bewahren. Unterstützt werden sie tatkräftig von Experten für Garten- und Landschaftsbau.

Birgit Hilmer, Nabu Hamburg

Die Gestaltung eines naturnahen Gartens ist so individuell und unterschiedlich, wie ihre Besitzer. Die Anlage ist abhängig von den jeweiligen Boden- und Witterungsverhältnissen, der vorwiegenden Himmelsrichtung, der Größe und dem Zeitrahmen, den ein jeder für seinen Garten aufbringen möchte und kann.

„Naturnah bedeutet Gestaltung und Pflege des Gartens mit der Natur und den ihr eigenen Gesetzen und nicht gegen sie“, betont Birgit Hilmer. Damit sei aber nicht gemeint, dass alles wild wuchere. Vielmehr gebe man der Natur Raum zur Entwicklung, ohne auf Pflege- und Schnittmaßnahmen zu verzichten. Dazu gehört auch, Stauden über den Winter stehenzulassen. Neben dem schönen Anblick von verwelkten und mit Reif überzogenen Blütenköpfe, bieten die Stengel Insekten im Winter Unterschlupf und Vögeln in den kargen Wintermonaten unverhofftes Futter. Wer sich ab dem späten Frühjahr über Schmetterlinge im eigenen Garten freuen möchte, muss den Raupen zuvor Unterschlupf geboten haben. „Ein naturnaher Garten, der zahlreiche Vögel anlockt, ist abwechslungsreicher als die einheitsgrünen Hausgärten mit Rasenfläche, Koniferen und blühenden Forsythien und Flieder“, erklärt Birgit Hilmer. Forsythien gehören zu der Familien der Ölbaumgewächse und stammen ursprünglich aus Asien. Da die Blüten der Forsythie keinen Nektar produzieren, sind die Pflanzen als Nahrungsquelle für Wildbienen oder Schmetterlinge weitgehend wertlos. Der eingrifflige Weißdorn hingegen ist einheimisches Gehölz und bietet Insekten und 32 Vogelarten Nahrung.

Ein naturnaher Garten bietet Menschen wie Tieren Lebensraum und Nahrung. Die drei wesentlichen Gestaltungselemente sind heimische Sträucher, eine blumenreiche Wildblumenwiese und heimische Laubbäume. Klatschmohn, Nachtviole und Lavendel sind beispielsweise nektar- und pollenreiche Wildblumen, die Hummeln und Schmetterlinge anlocken. Bei den heimischen Laubbäumen sind von großer Bedeutung für die Tier- und Insektenwelt beispielsweise auch Obstbäume wie etwa Apfelbaum oder Pflaume. Die gibt es auch für kleine Gärten und im großen Topf für den Balkon, zum Beispiel Malus Evereste.

Neben diversen Nahrungsquellen sind im naturnahen Garten weitere Angebote ein Garant für den Besuch zahlreicher gefiederter Gäste. Dazu gehören Trink- und Bademöglichkeiten in Förmchen. Wer keine Möglichkeit für einen Teich auf seinem Grundstück hat, kann auch flache Vogeltränken anbieten, die auch häufiger gereinigt werden sollten.

Rund die Hälfte aller Vogelarten nistet auf Bäumen und Sträuchern. Zaunkönig und Rotkehlen brüten laut Nabu auch gern in einem Haufen abgestorbener Äste am Boden. Wer dichte oder dornige Sträucher pflanzt, schützt schlafende und brütende Vögel vor Elstern und Katzen — und erfreut sich zum Dank morgens und abends am schönen Vogelgezwitscher.

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