Sommerhitze: SOS-Tipps für den Garten

Berlin (dpa/tmn) - Ein einziger Tag ohne Wasser in der Hitze kann Pflanzen ruinieren. Es gibt aber auch falsche Zeiten zum Gießen. Profis stellen den Wecker oder verwenden ein Marmeladenglas, um den Garten im Sommer richtig zu versorgen.

Es ist wie beim Tropfen auf dem heißen Stein: Kommt Wasser im Hochsommer auf die Erde, verdampft es im Nu. Die Pflanzen im Garten haben gar keine Chance, es aufzunehmen. Noch schlimmer ist Gießwasser auf den Blättern: Der Tropfen wirkt wie eine Linse, die die Sonnenstrahlen verstärkt. Das Blatt verbrennt regelrecht. Es ist daher an richtig heißen Tagen wichtig, wann Hobbygärtner zur Gießkanne oder zum Schlauch greifen. Und wieviel Wasser sie verteilen. In den kommenden Tagen sind Temperaturen von über 30 Grad vorhergesagt. Experten geben diese Tipps:

Nachts gießen: Am besten ist das Gießen mitten in der Nacht, zwischen drei und vier Uhr morgens. Das rät Jürgen Herrmannsdörfer vom Bundesverband Einzelhandelsgärtner. Dann sei der Boden am kühlsten und das Gießwasser verdunste nur minimal. Eine Bewässerungsanlage mit Zeitschaltuhr kann diese Aufgabe übernehmen. Außerdem ist der auch noch in späteren Morgenstunden noch da.

Herrmannsdörfer empfiehlt, lieber am frühen Morgen statt abends zu gießen. Denn abends ist der Boden noch zu heiß und das Wasser verdunstet. Zwar raten Experten eher nicht jeden Tag ein bisschen, sondern lieber seltener und dafür mehr Wasser zu geben. Topfpflanzen bekommen an heißen Tagen aber am besten sogar zweimal täglich Wasser.

Ausreichende Wassermenge:Besonders schwierig ist die Wassermenge beim Rasen. Wann hat er genug? „Stellen Sie ein leeres Marmeladenglas auf den Rasen“, sagt Isabelle Van Groeningen von der Königlichen Gartenakademie in Berlin-Dahlem. „Dann starten Sie den Sprinkler.“ Steht das Wasser in dem Glas rund 1,5 Zentimeter hoch, haben die Halme ausreichend abbekommen. Laut Herrmannsdörfer sollte jeder Quadratmeter Rasen 10 bis 15 Liter bekommen.

Nicht die Blätter duschen: Ideal ist weiches, kalkarmes Regenwasser, das direkt auf die Erde kommt. Wasser aus dem Rasensprenger schadet hingegen vielen Stauden und Gemüsepflanzen. Es prasselt von oben auf die Blätter, bevor es die Erde erreicht. Sonnenlicht auf den Wassertropfen kann die Blätter verbrennen. Außerdem weist Herrmannsdörfer darauf hin, dass sich leicht Pilze ansiedeln, wenn die Blätter mal länger nicht abtrocknen.

Nachlegen nach Gewittern: Nach einem Gewitterregen legt der Hobbygärtner am besten nach. Denn der Schauer befeuchtet oft nur die Erdoberfläche, sagt Van Groeningen. Außerdem absorbieren die Pflanzen Wasser bei hoher Luftfeuchtigkeit, wie sie nach Gewittern herrscht, besser.

Rasen schützen:Der Gärtner sollten Rasenschnitt liegen lassen. Dieser speichere Feuchtigkeit und schütze so das Grün vor dem Austrocknen, sagt Van Groeningen. Topfpflanzen überstehen längere Trockenphasen an schattigen und windgeschützten Orten besser, erklärt das Blumenbüro in Düsseldorf. Stehen mehrere Gefäße eng zusammen, bleibt die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung konstant hoch. Das sei für einige Pflanzen überlebenswichtig.

Abwesenheit überbrücken: Schon ein Tag ohne Wasser bei Hitze kann Pflanzen eingehen lassen. Aber sie können sich mit Hilfe von Plastikflaschen auch selbst mit Wasser versorgen. Je nach Größe des Topfes kommen eine oder mehrere gefüllte Flaschen mit der Öffnung nach unten in das Substrat, so das Blumenbüro. Durch Löcher im Deckel sickert nach und nach Wasser in das Substrat. Kleine Pflanzen im Topf können alternativ Wasser über einen Faden aus einem Eimer ziehen. Dieser wird etwas erhöht zu den Töpfen gestellt, je ein Bindfaden verbindet den Wassereimer mit dem Pflanzgefäß. Gießsysteme, die ähnlich funktionieren, gibt es im Handel.

Nährstoffe auffrischen: Nur von Wasser allein lebt keine Pflanze. Da durch das häufige Gießen Nährstoffe aus der Erde gewaschen werden, müssen Hobbygärtner Topfpflanzen regelmäßig düngen, erläutert Robert Markley vom Verband der Gartenbaumschulen. Gelbe Blätter können ein Hinweis auf Nährstoffmangel sein.

Notfall-Maßnahmen:Ist eine Pflanze vertrocknet, muss sie nicht in den Müll kommen. Es gibt noch Hoffnung: Schneidet man die Pflanze zurück, treibt sie bei richtiger Pflege mitunter wieder aus, erläutert Markley. „Eine Garantie gibt es allerdings nicht.“ Außerdem werde eine vertrocknete Pflanze meist nicht mehr so schön, wie sie einmal war. Und es sei schwer, sie über den Winter zu bringen. Denn die Pflanze ist nun geschwächt. Sie sollte sich im Schatten erholen können, so Markley. Und dort nur so viel Wasser bekommen, wie sie tatsächlich aufnehmen kann.

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