Palme statt Platane? Was künftig in Deutschland wächst

Veitshöchheim (dpa/tmn) - Viele heimische Bäume kommen mit dem Klimawandel nicht klar. Für die Stadtbegrünung wird schon untersucht, welche Bäume künftig hierzulande lebensfähig sind. Nicht immer sind mediterrane Pflanzen erste Wahl.

Vor wenigen Jahren waren Oliven- und Zitronenbäume als Gartengehölze hierzulande undenkbar. Mittlerweile wachsen sie ebenso wie Palmen in Hausgärten. Das sind die ersten Folgen des Klimawandels. Sieht so in Zukunft die Bepflanzung in den Gärten aus? Mediterrane Pflanzen statt Nordmanntanne, Kastanie und Platane?

Mit diesen Fragen setzt sich die Wissenschaft auseinander - vor allem fürs Stadtgrün. Die Einschätzungen sind vernichtend: „Die heimischen Arten funktionieren unter den veränderten Bedingungen nicht mehr“, erläutert Philipp Schönfeld von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Schon jetzt haben die heimischen Arten unter den Standortbedingungen in den Großstädten ihre Belastungsgrenze erreicht. Daher wird ihr Wuchsverhalten unter veränderten Klimabedingungen in der Zukunft gar nicht mehr getestet. Stattdessen werden Arten aus anderen Kontinenten geprüft - vor allem für den Einsatz an Straßen.

„Im Zuge der Veränderungen des Klimas sind unter anderem erhöhte Durchschnittstemperaturen, längere Trockenphasen und eine höhere Neigung zu Starkregen festzustellen“, sagt Peter Menke, Vorstand der Stiftung Die Grüne Stadt in Düsseldorf. Einige dieser Aspekte wirken verstärkt in den Städten mit viel Beton und Teer. Es ist dort wärmer, und es verdunstet mehr Wasser.

Wachsen also bald Orangen am Straßenrand und Kinder pflücken Pfirsiche im Park? „Es wäre ein Fehler, die mediterrane Vegetation zum Vorbild zu nehmen“, sagt Menke. Zwar verzeichne man einen Anstieg der Temperaturen im Sommer, doch die Winter werden kalt bleiben. Das zeigt sich im Hausgarten: Hobbygärtner pflanzen mediterrane Gewächse und werden teils enttäuscht. Die Pflanzen erfrieren in strengen Wintern. „Trockenheitsresistenz als Auswahlkriterium für neue Gehölze in unseren Breiten reicht nicht aus“, sagt Schönfeld. Die Pflanzen müssten mit starken Temperaturschwankungen zurechtkommen.

Gut mit den künftigen Anforderungen kommen die Hainbuche (Carpinus betulus), der Ginkgobaum (Ginkgo biloba) und der Lederhülsenbaum (Gleditsia triacanthos) zurecht, sagt Schönfeld. Weitere Beispiele, die die Foscher testen, sind der Perlschnurbaum (Sophora japonica 'Regent'). Er stammt aus China und Korea, die Sorte entstand in den USA. Die Baummagnolie (Magnolia kobus) wächst in Japan, wo auch der Dreizahnahorn (Acer buergerianum) herkommt. Die Heimat des Eisenholzbaum (Parrotia persica) liegt im Nordiran und Südrussland.

In der engeren Auswahl befinden sich auch Gehölze, die wie Amberbäume (Liquidambar styraciflua) durch ihre späte, sehr leuchtende Herbstfärbung auffallen. Eine Blütenallee mit Baummagnolien könnte ebenfalls ein neuer Blickfang werden.

„Im Hausgarten ist die Klimaveränderung sicher kein relevanter Aspekt für die Baumwahl“, sagt Menke. Auch haben nur wenige große Bäume wie Kastanien. Hier werden in naher Zukunft daher eher optische als klimatische Aspekte Veränderungen in die Bepflanzung bringen, erwarten Experten. Die Grundstücke werden immer kleiner und damit nimmt das Angebot an klein- und schmalkronigen Bäumen zu.

Schönfeld empfiehlt für Hausgärten die Kugelsteppenkirsche (Prunus x eminens 'Umbraculifera'). Schön sei auch der Apfeldorn (Crataegus x lavallei 'Carrierei'), der im Herbst rote Früchte trägt. „Auch die Formbäume nehmen zu“, sagt Menke. Das sind Kugel-, Dach- oder Spalierbäume, deren Wuchs Gärtner durch regelmäßigen Schnitt im Zaum halten können. Spalierobst kann an Hauswänden hochranken.

Neben den klassischen Obstbäumen Apfel, Kirsche und Birne könnten sich im Hausgarten immer mehr Exoten durchsetzen - denn die Menschen lieben das Ungewöhnliche. Eine solche neue Obstsorte ist die Papau (Asimina triloba). Zugleich aber greifen immer mehr zu den alten Sorten: Denn sie tragen schmackhafte Früchte und sind robuster.

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