Müll oder Wertstoff - Bauschrott richtig entsorgen

Mainz (dpa/tmn) - Bei Renovierungen fällt jede Menge Bauschutt an. Alles in einen großen Container zu werfen, ist nicht nur ökologisch bedenklich. Es ist oft auch teurer als Alternativlösungen. Manchmal kann man mit dem Schutt sogar Geld verdienen.

Einen Container bestellt und den ganzen Schutt rein - so leicht machen es sich viele Bauherren, wenn sie renovieren. Das sei aber nicht nur ökologisch problematisch, sagt Dirk Lorig von der Sonderabfall-Management-Gesellschaft Rheinland-Pfalz. „Wenn der Container insgesamt zu viel PCB enthält, muss ich den gesamten Inhalt verbrennen lassen. Und weil Beton sehr schlecht brennt, kann das richtig teuer werden.“ 400 Euro pro Tonne, die in einer Verbrennungsanlage für Sonderabfall verheizt wird, könne das kosten. Bei einem Container kommt so auch mal ein vierstelliger Betrag zusammen.

Das Trennen lohnt sich finanziell, aber es ist aufwendig. Ein Beispiel: Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind organische Giftstoffe. Sie wurden in Fugen verfüllt. „Wenn Sie die Dichtungsfugen vorher aus dem Beton gekratzt haben, kann der verwertet werden, und Sie haben nur einige Kilo Sondermüll“, so Lorig. Diese kleine Menge Sondermüll bringt der Bauherr selbst weg - und spart damit wiederum Geld. Die öffentlichen Entsorger nehmen ihn - mancherorts kostenlos - entgegen, aber manche nur in haushaltsüblichen Mengen, sagt Lorig. Auf Wertstoffhöfen stehen meist auch Container bereit.

Grundsätzlich sollten in Bauschutt-Containern nur Steine, Erde, Beton, Ziegel, Fließen und Keramik landen, erläutert der Entsorgungsverband des Norddeutschen Handwerks in Hamburg auf seiner Homepage. Dachpappe, Metall, Gips, Gas- und Porenbeton sowie Sonderabfälle müssen Bauherren extra entsorgen. Es gibt auch sogenannten Baustellenabfall, zu diesem können neben dem Bauschutt etwa Holz, Schrott, Verpackungen sowie Dämmstoffe zählen. Auch Teppichreste, Kunststoffe, Kabelreste, Papier und Folien dürfen hier meist in den Container. Aber die Bestimmungen sind regional und auch bei einzelnen Unternehmen verschieden.

Problematisch ist die Entsorgung von asbesthaltigem Schutt, denn hier sind nicht nur Bauherr und Handwerker gefährdet, sondern auch die Nachbarschaft - etwa wenn die Platten unsachgemäß zerlegt werden und Asbest als Staub durch die Luft wirbelt. Das könne eine Straftat sein, sagt Lorig. Daher sollte Asbest am besten von einem Experten ausgebaut und entsorgt werden.

Ein weiteres Problem ist Bauholz, zu dem auch alte Möbel gehören. Es wird in vier Kategorien eingeteilt: unbelastet, lackiert, beschichtet und behandelt mit schädlichen Stoffen. Sie müssten eigentlich in verschiedene Container kommen. Doch ob und wie das Holz konserviert wurde, erkennen Verbraucher oft nur schwer. Und kann der Bauherr nicht nachweisen, dass er nur unbehandeltes Holz abgeben möchte, wird der Entsorger sowieso immer vom schlimmsten Fall ausgehen - und das Material als Sondermüll annehmen.

Doch Bauschutt ist nicht immer etwas für den Müll, sondern auch für andere Bauherren. „Alte, handgemachte Biberschwanzziegel sind so gefragt, dass wir auch mal kommen und selbst das Dach abdecken“, sagt Christoph Freudenberger, Geschäftsführer des Unternehmensverbands Historische Baustoffe in St. Georgen in Baden-Württemberg.

Die dem Verband angeschlossenen Firmen verwerten alte, gut erhaltene Baustoffe und verkaufen sie weiter - etwa an Bauherren, die ein altes Haus zeitgemäß renovieren wollen. Alte Türen und Fenster werden auch in Neubauten gerne eingebaut - „weil Leute Spaß an Patina und Gebrauchsspuren haben“, sagt Freudenberger. „Grundsätzlich können Sie uns alles anbieten, was noch intakt ist, möglichst per E-Mail mit Fotos.“ Für besonders gefragte Bauteile zahlen die Händler manchmal auch Geld. Grundsätzlich aber können sich die Bauherren so immerhin die Entsorgungskosten oder den Aufwand für den Ausbau sparen.

Ähnlich arbeiten regionale Bauteilbörsen. „Die Bauleute können dort anrufen und sagen, was sie loswerden wollen. Die Bauteilbörsen schicken dann jemanden, der sich vor Ort alles ansieht“, erläutert Ute Dechantsreiter vom bauteilnetz Deutschland die Idee. Die Mitarbeiter der Börse übernehmen auch den Ausbau. Neben dem finanziellen Aspekt geht es der Architektin um ein neues Bewusstsein bei den Bauleuten: „Fenster aus den 60er Jahren - das war unser Regenwald“, sagt sie. „Die können wir nicht einfach schreddern.“ Manchmal sei ein Wechsel der Fenster auch unnötig. „Man sollte immer prüfen, ob man die etwa wärmetechnisch aufwerten kann.“

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