Homöopathie für Pflanzen

Berlin (dpa/tmn) - Auf Homöopathie vertrauen viele Menschen. Doch auch den Pflanzen sollen die Naturmittelchen bei Witterungsfolgen, Pflegefehler, Schädlingsbefall und Krankheiten helfen können.

Sechs kleine, weiße Kügelchen rollen aus dem dunkelbraunen Glasröhrchen. Es handelt sich um homöopathische Präparate, die Globuli. Das Mittel aus Saccharose wird mit einem Plastiklöffel zerdrückt und in einem Glas mit 150 Millilitern Wasser aufgelöst. Die Mischung ist Grundlage für 30 Liter eines Arzneiwasser, mit dem Bäume und Sträucher, Stauden und Gemüsepflanzen gegossen werden. Für Experten scheinen sie für eine Allzweckwaffe zu sein: Witterungsfolgen, Pflegefehler, Schädlingsbefall und Krankheiten sollen kurierbar sein.

Homöopathie, wie man sie kennt, ist eine Heilkunst, die auf sehr gründlichen Beobachtungen des Menschen, seiner Erkrankungen und Erfahrungswerten beruht. Sie lasse sich aber auch auf Pflanzen übertragen, erläutert Christiane Maute, die das seit rund zehn Jahren macht. In der klassischen Homöopathie heißt beobachten, dass man alle Bedingungen zusammenträgt. Bei Pflanzen geht das so: „Man fragt sich: Welches Wetter, welcher Zustand oder Schädling hat diesen jetzigen Krankheitszustand der Pflanze hervorgebracht?“

In einer sogenannten Modalitätentabelle schaue der Gärtner dann nach, welches homöopathische Arzneimittel für die jeweilige Ursache infrage kommt. „Anschließend liest man die Leitsymptome der herausgefundenen Arzneimittel nach, um zu differenzieren, welches einzelne Arzneipräparat zum Einsatz kommt“, sagt die Buchautorin. Die Kügelchen werden dann mit diesem Wirkstoff benetzt und verabreicht.

Der Begriff Homöopathie stammt aus dem Griechischen. „Es setzt sich aus den Wörtern 'homoion' - das heißt so viel wie 'ähnlich' - und 'pathos' - übersetzt 'Leiden' - zusammen“, erläutert Rolf Würthle, Diplomingenieur der Physik, der homöopathische Pflanzenstärkungsmittel entwickelt. Die Heilmethode geht auf den Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843) zurück und basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip: Ein homöopathisches Arzneimittel, das bei einem gesunden Menschen bestimmte Störungen hervorruft, kann ähnliche Symptome bei einem Kranken mildern oder beseitigen. „Das Ähnlichkeitsgesetz ist ein Naturgesetz“, erläutert Christiane Maute. Sie nennt einen Vergleich: „Naturvölker löschen ein Buschfeuer mit einem gezielt eingesetzten Gegenfeuer.“

Für Pflanzen werden die Wirkstoffe im Wasser aufgelöst und im Wurzelbereich der betroffenen Pflanze gegossen beziehungsweise auf die Blätter gesprüht. Dabei sollten Grundregeln beachtet werden: Man bringt etwa die Mittel nicht bei praller Sonne oder starkem Wind aus und reinigt alle Werkzeuge nach dem Gebrauch gründlich. „Oft reicht bereits eine Behandlung der Pflanzen“, sagt Maute. Sie empfiehlt aber, ungefähr eine Woche zu warten und die Pflanze dann zu kontrollieren. „Anschließend sieht man die Wirkung einer Arzneigabe an der Pflanze deutlich.“ Bei manchen Erkrankungen wie Pilzinfektionen müsse man die Behandlung aber auch bald wiederholen.

Sichtbar wird die Wirkung in verschiedener Art und Weise. Gestörte Entwicklungsprozesse wie das Wachstum werden wieder fortgesetzt oder Krankheitsbilder breiten sich nicht weiter aus. „Deutlich zu sehen ist, dass die Pflanzen im Laufe der Zeit robuster werden“, sagt Expertin Maute. Und das Gute an der Methode: Die homöopathische Kur stelle keine Belastung für Boden, Luft und Grundwasser dar.

Die Analyse von Pflanzenzustand und die Zuordnung eines Präparates erfordert Zeit, Geduld und Wissen. Einfacher in der Anwendung und auch umweltschonend sind fertig gemischte homöopathische Pflanzenstärkungsmittel. Es gibt Kombinationspräparate, die auf die jeweiligen Ansprüche einzelner Pflanzengruppen eingehen. „Ihre Inhaltsstoffe werden nach den Regeln der klassischen Homöopathie hergestellt“, erläutert Entwickler Würthle.

Aber diese richten sich nicht gezielt gegen Krankheiten, sondern aktivierten die Abwehrkräfte. „Homöopathische Pflanzenstärkungsmittel erhöhen die pflanzeneigene Widerstandskraft und sorgen für prächtige Blüten und gleichmäßiges Wachstum“, sagt Würthle. Sie sollten daher vorbeugend regelmäßig verabreicht werden. „So kommt es zur Stärkung der Wurzeln und gleichzeitig zur Anregung der natürlichen Lebensvorgänge im Boden.“ Allerdings ersetzten die Pflanzenstärkungsmittel nicht den Dünger, betont der Experte.

Aber auch in der klassischen Homöopathie könne man Pflanzen vorbeugend behandeln, erläutert Christiane Maute. So können die Pflanzen vor Frostwetter oder schwül-warmen Temperaturen eine solche Unterstützungskur erhalten. Allerdings nehmen auch hier klassische Homöopathen in der Regel nur Einzelmittel, keine Mischungen - da sonst ein wichtiger Effekt der Homöopathie nach Hahnemann verloren geht: Man kann bei Mischungen nicht genau beobachten und erkennen, welches Einzelpräparat nun geholfen hat.

Literatur:

- Christiane Maute: Homöopathie für Pflanzen, Narayana-Verlag, ISBN-13: 978-3941706422

- Rolf Würthle (Hrsg.): Hömöopathie für Garten- und Zimmerpflanzen, BLV Buchverlag, 128 Seiten, ISBN-13: 978-3405164423

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