Versteckte Gefahren: Schädliche Baustoffe im Haus

Berlin (dpa/tmn) - In vielen alten Häusern lauern versteckte Gefahren durch gesundheitsgefährdende Schadstoffe in Fußböden, Hölzern, Klebern und Lacken. Bei Renovierungsarbeiten können diese freigesetzt werden - und schlimmstenfalls Krankheiten auslösen.

Heute ist man schlauer als früher: Einst verbaute Stoffe wie Asbest, diverse Holzschutzmittel oder Teerölkleber gelten inzwischen als gesundheitlich bedenklich. In manchem Altbau verbergen diese sich noch - und können als böse Überraschung bei einer Sanierung zum Vorschein kommen.

Daher sollte man vorher überprüfen, ob solche Stoffe und Materialien verbaut wurden, rät Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren in Berlin. Vorsicht geboten sei vor allem bei Gebäuden, die zwischen den 1970er und 1980er Jahren gebaut oder intensiv renoviert wurden. Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut in München weitet die Zeitspanne noch aus: Häuser mit viel Holz, die in den 1960er bis 1980er Jahren errichtet wurden, könnten auch betroffen sein. Das Holzschutzmittel für die Innenräume könnte die inzwischen verbotenen Wirkstoffe DDT, Lindan und PCP enthalten.

„Schadstoffe in Innenräumen lassen sich nicht immer sehen oder riechen“, sagt Ulrich-Raithel. Und gerade Giftstoffe aus Holzschutzmitteln hätten eine lange Halbwertszeit. Er rät daher, gezielt beim Bauherren oder der Baufirma nachzufragen und bei Zweifeln eine Analyse in Auftrag zu geben.

Ist eine Sanierung notwendig, müssen die betroffenen Verkleidungen und Balkenteile so weit wie möglich entfernt werden. Sei das nicht möglich, sollten Holzteile mit einem Schutzanstrich „maskiert“ werden, erläutert der Experte. So werde weitgehend verhindert, dass die Schadstoffe aus den Holzschutzmitteln in den Raum gelangen.

Auch alter Parkettboden kann die Quelle einer Belastung mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, den sogenannten PAKs, oder polychlorierten Biphenylen (PCB) sein. Die giftigen Stoffe wurden nach Angaben der Stiftung Warentest in Parkettklebern zwischen 1900 und 1975 verwendet, PCBs ab 1955. „Ob und wann ein Parkett mit belastetem Kleber herausgerissen werden muss, hängt vom Zustand des Parketts ab“, erläutert Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Ist das Parkett mit einer Lackschicht dicht versiegelt, bestehe weniger Anlass zur Sorge.

Hat das Parkett aber Lücken, könnten winzige Partikel der Klebermasse an die Oberfläche gelangen. Hier sollten Besitzer darüber nachdenken, den Parkettboden zu entfernen. Ob ein Kleber tatsächlich gefährliche PAKs oder PCBs enthält, lasse sich über eine Analyse des Hausstaubes oder abgekratzter Reste des Klebers feststellen.

Mit Asbestfasern können ältere PVC-Bodenbeläge belastet sein. Die oft betroffene Bahnenware namens Cushioned-Vinyls, die bis in die 1980er Jahre hinein verlegt wurde, hatte nach Angaben der Stiftung Warentest eine PVC-Oberseite und könnte eine dünne Asbestpappe als Unterschicht haben. Ist der Boden intakt und voll verklebt, kann einfach ein neuer Boden darüber gelegt werden. Der Belag sollte aber nicht mechanisch bearbeitet werden, da durch Beschädigungen Asbestfasern freigesetzt werden können, warnt Ulrich-Raithel. Nur Spezialfirmen dürften solche Böden entfernen.

Mit Asbest können laut Ulrich-Raithel auch Flexplatten aus PVC belastet sein, die zwischen den 1940er und 1960er Jahren auf den Boden kamen. Ursprünglich fest gebunden, könnten sich die Fasern aus alten, porösen Platten lösen. Aber auch hier gelte: Sind die Platten noch intakt, könne ein neuer Belag darüber gelegt werden. Ansonsten muss der Boden von Spezialfirmen entsorgt werden.

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