Mit Muskelhypothek richtig Geld sparen - Eigenleistung am Bau

Berlin (dpa/tmn) - Schaffe, schaffe, Häusle baue - nach der Devise packen jedes Jahr angehende Eigenheimbesitzer auf dem Bau mit an. Sie wollen Geld sparen. Aber was können Laien wirklich selbst machen?

Und wo überschätzen sie sich?

Die Kosten zu drücken, ist der Hauptgrund für Bauherren, selbst Hand anzulegen. Mit der Muskelhypothek können sie einige Tausend Euro sparen. Bei einem Einfamilienhaus kommen nach einer Rechnung des Bauherren-Schutzbundes in Berlin zwischen 10 000 und 25 000 Euro zusammen. Dafür müssen Bauherren aber mehrere hundert Stunden malochen - das schlaucht und ist oft einfach nicht zu packen.

Denn zum einen braucht ein Laie für Arbeiten am Bau nach Schätzung von Experten zehnmal länger als ein Handwerker. Zum anderen wird nach Feierabend und am Wochenende geschuftet. Die ohnehin anfallende Bauorganisation kommt noch dazu. Da muss die ganze Familie mitziehen. „Klare Absprachen treffen und einhalten“, fordert Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Berlin. Die Großeltern betreuen die Kinder, Fußball und Friseurbesuch werden konsequent hinten angestellt. Funktioniert das nicht, heißt es am Ende womöglich „Haus fertig, Ehe fertig“.

Angehende Hausbesitzer sollten ihre Fähigkeiten richtig einschätzen. Damit schützen sie nicht nur sich selbst, sondern haben auch bessere Karten bei der Bank. Die Geldinstitute klopfen nach den Erfahrungen von Axel Drückler von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin die Vorstellungen der Bauherren genau ab. „Wer den Rohbau in Eigenleistung errichten will, muss darlegen, wie das passieren soll“, erläutert der Fachberater.

Tätigkeiten wie Klempnern trauen die Geldgeber einem Laien nicht zu, sind Bruder oder Schwager vom Fach, überzeugt das eher. Generell erkennen die Banken aber Arbeiten, die keine besonderen Kenntnisse erfordern, meist ohne Nachfrage an: „Tapezieren kann jeder.“ Weil auch Streichen oder Boden verlegen als vergleichsweise unproblematisch gelten, gehören sie zu den typischen Eigenleistungen.

Um die Arbeiten mit dem Familienleben zu koordinieren, rät Reinhold-Postina: „Das ideale Betätigungsfeld liegt möglichst weit weg vom Lebensmittelpunkt“. Dach, Keller, Garten sind demnach optimal, weil dort seltener jemand in die Quere kommt oder sich gestört fühlt. Die Gefahr von Familienstreits sinkt, das schont die Nerven. Darüber hinaus bieten Gartenarbeiten hohes Sparpotenzial. Arbeiten an Statik, Strom und Wasser sind aus Sicherheitsgründen tabu.

Es gibt verschiedene Methoden, den Wert der Muskelhypothek zu kalkulieren. Verbraucherschützer Drückler vergleicht die selbst erbrachte Leistung mit der eines Handwerkers: „Der Fliesenleger verlangt 5000 Euro. Davon sind 3000 Euro Arbeitskosten, die lege ich zugrunde.“ Eva Reinhold-Postina berücksichtigt den Gesamtaufwand: Der reinen Arbeitszeit stellt sie noch anfallende Zeiten für Fahrten sowie Material- und Gerätebeschaffung sowie mögliche Leihgebühren für Werkzeug gegenüber.

Diese Faktoren fließen ebenso ein in die Überlegung, ob eine Eigenleistung sinnvoll ist, wie das Entgelt für mithelfende Freunde und Verwandte. Die Grenze zur Schwarzarbeit ist schnell erreicht. „Schon mit 500 Euro sind Sie dicke drin“, sagt der Münchner Rechtsanwalt Peter Oppler, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Bau- und Immobilienrecht (ARGE Baurecht) im Deutschen Anwaltverein (DAV). Er rät, keine Einnahmen am Staat vorbeizuschleusen.

Auf Nachsicht können Bauherren hier nicht hoffen - der Fiskus „zeigt eher Tendenz zur Strenge denn zur Nachsicht“, sagt Oppler. Private Bauherren sind außerdem generell verpflichtet, ihre Helfer bei der Berufsgenossenschaft Bau gegen Unfälle abzusichern. Außerdem müssen sie für den Arbeitsschutz sorgen.

Eigenleistung wird vorab präzise geplant, mit Baufirma und Handwerkern abgestimmt und vertraglich geregelt. „Dann weiß jede Seite, was sie wann zu tun und zu lassen hat“, sagt Axel Drückler. Wichtig ist, Abläufe und Termine einzuhalten. Beispiel Heizungskeller: Gefliest werde, bevor der Heizungskessel montiert wird.

Gibt es Probleme, weil der Bauherr seine Sachen fehlerhaft oder nicht rechtzeitig fertig stellt, drohen ihm zusätzlich zum Ärger Schadenersatzansprüche der Firmen. Damit ist zu rechnen, „wenn ich Dinge mache, die andere Gewerke beeinflusst“, sagt Rechtsexperte Oppler. Etwa, wenn der Heizungsbauer wegen eines falschen Estrichs die Fußbodenheizung später oder gar nicht einbauen kann. Fachleute seien verpflichtet, vor Beginn ihrer Arbeit die Leistung anderer zu prüfen. Auch solche, die ein Privatmann erbracht hat, sagt Oppler.

Unter Umständen riskiert der angehende Hausherr sogar seine Gewährleistungsansprüche. Denn spätestens, wenn der Putz von der Wand fällt, wird die Frage nach der Ursache - nicht fachgerechte Eigenleistung oder Fehler der Baufirma? - gestellt.

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