Helle Ecke für Bücherwürmer - Das optimale Licht zum Lesen

Senden (dpa/tmn) - Wer abends liest, braucht eine punktgenau ausgerichtete Leselampe. Sonst tun die Augen weh - und womöglich schimpft der Bettnachbar. Allerdings sollte auch der Rest des Raums nicht komplett dunkel sein.

An einem trüben Herbstabend mit einem dicken Schmöker im Sessel versinken: Für Leseratten gibt es nichts Schöneres. Doch damit die Buchstaben nicht bald vor den Augen verschwimmen, brauchen sie Licht - punktgenau auf das aufgeschlagene Buch. „Das lässt sich mit einer Raumbeleuchtung oder einem Deckenlicht kaum realisieren. Stattdessen brauche ich eine zielgerichtete Lichtquelle, die sich möglichst gut an die Lesesituation anpassen lässt“, sagt Georg Eckert vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.

Wichtig ist die Form des Lampenkopfs. „Es gibt viele todschicke Lichtquellen, die nicht ausreichend abgeschirmt sind“, erläutert Eckert. „Die Folge ist, dass unangenehmes Streulicht ins Auge kommt.“ Simone Waldenmeier, Innenarchitektin und Beleuchtungsplanerin aus Wangen im Allgäu, rät: „Je tiefer das Leuchtmittel im Schirm sitzt und je stärker die Linse fokussiert, umso blendfreier ist das Licht.“

Blenden können zudem Reflexe, etwa wenn das Licht auf die glänzende Oberfläche des Buchcovers trifft, abstrahlt und in das Auge des Lesers scheint, erläutert Monika Schäfer-Feil vom Branchenportal Licht.de in Darmstadt. „Das Licht der Leseleuchte sollte deshalb immer von der Seite kommen.“

Als Leselicht taugen alle Leuchtmittel - von der Energiesparlampe über LEDs bis hin zur Halogenlampe. Sie müssen nur hell genug sein. „Die Beleuchtungsstärke sollte mindestens 300 bis 500 Lux betragen“, empfiehlt Lichtexpertin Schäfer-Feil. „Im Alter wird die doppelte Helligkeit für eine gute Sehleistung benötigt als in jungen Jahren.“ Wollen mehrere Generationen den Leseplatz nutzen, kann ein Dimmschalter die Helligkeit der Lampe individuell regeln.

Der Farbwiedergabeindex Ra gibt an, wie natürlich Farben im Schein der Lampen wirken. Je höher der Wert ist, desto natürlicher werden die Farben wiedergegeben und desto angenehmer empfindet das Auge das Licht. Ein Leselicht sollte einen Ra-Wert von mindestens 90 haben, rät Schäfer-Feil. Die Lichtfarbe bei Energiesparlampen und LEDs wird als Farbtemperatur in Kelvin (K) angegeben. 2700 bis 3300 Kelvin schaffen ein warmes Weiß, das dem Licht der Glühbirne entspricht. Tageslichtweiß und so hell wie in einem Büro wird es mit 6000 Kelvin.

Die beste Leseleuchte bringt nichts, wenn sie am falschen Ort steht oder hängt. Der Abstand der Lichtquelle zum Buch muss stimmen, damit die Seiten gleichmäßig und gut ausgeleuchtet sind. Außerdem darf der Abstand vom Körper zum Licht nicht zu knapp sein - zumindest bei einigen Leuchtmitteln wie Halogenlampen und noch übrigen Glühbirnen. „Je leistungsstärker sie sind, umso mehr Wärme geben sie ab“, erläutert Waldenmeier. Und dann wird das Ohr heiß.

Wie weit Lektüre und Augen auseinander sein sollten, hängt vom Sehvermögen ab. „Das menschliche Auge ist unterschiedlich anpassungsfähig“, sagt Eckert. „So können jüngere Augen meist besser adaptieren als ältere.“ Letztere benötigen deshalb in der Regel einen größeren Leseabstand.

„Für Vielleser lohnt es sich, gezielt einen Platz einzurichten“, findet Simone Waldenmeier. Das kann eine Ecke des Sofas oder ein Sessel sein, auf die eine extra Lichtquelle leuchtet. Ältere Leser setzen sich gerne an den Esstisch, erläutert die Beleuchtungsplanerin. Und natürlich gibt es die Gruppe Bücherwürmer, die am liebsten vor dem Einschlafen im Bett schmökert.

„Im Wohn- oder Arbeitszimmer eignen sich zum Beispiel Steh- oder Tischleuchten mit zwei Lichtquellen ideal als Leseleuchte“, erklärt Schäfer-Feil. Der Deckenfluter sorgt für eine indirekte Grundbeleuchtung des Raumes, während sich der bewegliche Leuchtenkopf an einem Schwenkarm auf die Buchseiten richtet. „Auch bei wechselnden Liege- oder Sitzpositionen kann die Beleuchtung so flexibel angepasst werden.“ Ist bereits ein Deckenlicht im Raum vorhanden, reiche eine Stehlampe mit einem Schwenkarm.

Festinstallierte Wandleuchten lassen sich oft nicht verstellen. Eine flexible Alternative sind Klemmleuchten, die sich mit einem Handgriff etwa am Bücherregal befestigen und leicht verstellen lassen. „An Doppelbetten sollte an jeder Bettseite eine Leuchte installiert werden - getrennt schaltbar und ebenfalls dreh- oder schwenkbar, damit der Bettnachbar durch das Leselicht nicht gestört wird“, rät Schäfer-Feil.

Auch wenn es dunkel gemütlicher ist, sollte der ganze Raum erhellt sein, während man liest. Die Augen leisten sonst Schwerstarbeit, sagt Schäfer-Feil. „Sie müssen dann immer wieder starke Helligkeitsunterschiede ausgleichen. Das führt zu schneller Ermüdung.“ Daher ist ein Lichtspot am Leseplatz zwar wichtig, aber den Decken- oder Wandfluter kann man sich nicht sparen.

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