„Flammenaltare“: Die Trends bei Kaminen

Hamburg (dpa/tmn) - Der klassische Kamin ist rechteckig, davor liegt ein Bärenfell und darüber hängt ein Gemälde. Neue Modelle passen oft nicht mehr in dieses Bild. Denn der moderne Kamin ist mehr als eine Feuerstelle - mancher sieht aus wie ein kleines Kunstwerk.

Mobile Kamine zum Verschieben, Drehen, Heben, Senken: Das war in der vergangenen Heizperiode der letzte Schrei in der Kamin-Branche. „Der Mobilitätsgedanke war letztes Jahr der große Schritt nach vorn. Das bleibt modern, hat sich aber in diesem Jahr noch spirituell aufgeladen“, sagt Prof. Peter Wippermann vom Trendbüro Hamburg. Zu den mobilen Geräten zählen zum Beispiel die sogenannten Säulenöfen. „Die sind auf einer Stelle fixiert, aber drehbar. Man kann also die Strahlung innerhalb des Raumes steuern und das Ofenfenster von einer Sitzgelegenheit zu einer anderen drehen“, erklärt Michael Pommer von der DIY-Academy.

Spirituell aufgeladen, das heißt für Wippermann, dass Kamine immer öfter Skulpturen gleichen. Schon lange werden sie eher als stylische Möbelstücke gesehen und nicht mehr als Gebrauchsgegenstand. Aber der Schritt zur Kunst ist neu. „Das hat es in der Form im letzten Jahr noch nicht gegeben“, sagt Wippermann.

Auch das Design hat sich geändert: Während zuletzt eher die Minimalisierung und die technische Kühle im Vordergrund standen, liege in dieser Saison das Mystische der Flamme im Fokus der Kaminbauer, sagt Wippermann. „Der Kamin wird zum Altar der Flamme.“ Individuell und einzigartig statt modern und technisch: So stellen sich moderne Bauherren ihre Feuerstelle vor.

Kamine aus Findlingen sind ein Beispiel dafür. Die Berliner Firma Varia stellt solche Stücke her. In den üppigen Naturstein ist ein Feuerloch gebohrt, darin steckt ein Behälter für Bio-Ethanol. Die Natursteinkamine für Tisch oder Boden gibt es in unterschiedlichen Größen. Vor allem die größeren können laut Hersteller im Raum auch als Wärmequelle dienen.

„Ethanol-Kamine liegen eindeutig im Trend“, sagt Pommer. Allerdings seien sie zum Heizen eher wenig geeignet. Das bestätigt auch Peter Täubl von der Fachabteilung für Ethanol-Geräte beim Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI): „Es geht um die Optik. Sie sind nicht zum Heizen da, sondern zur Dekoration in einer Wohnung ohne Schornstein.“ Der Run auf Ethanol-Kamine hat die Hersteller erfinderisch gemacht. Das Angebot ist breitgefächert: vom kleinen, wackeligen Aufsteller für 99 Euro bis zum Einbau-Ethanol-Kamin. Solche Luxus-Geräte müssten von Fachleuten in die Wand eingelassen werden und könnten bis zu 4000 Euro kosten, sagt Täubl.

Auch wenn die Optik immer wichtiger wird, Funktionalität spielt weiter eine große Rolle - gerade in Zeiten der Öko-Welle. Ein bemerkenswerter Trend ist laut Pommer die Kopplung des Kamins mit der Zentralheizung. Auf diese Weise heize der Kamin nicht nur das Wohnzimmer, sondern gebe auch Energie an die Zentralheizung des ganzen Hauses ab. Der Kaminhersteller Haas und Sohn reagiert auf diesen Trend mit seinem Modell Belaqua. Der schlanke, anthrazitfarbene Kaminofen mit klaren Linien und abgerundeten Kanten gibt 50 Prozent seiner Wärme an den Raum ab und 50 Prozent an die Zentralheizung.

Auch fast Vergessenes kehrt zurück: Von einer Renaissance der Herde spricht der HKI-Geschäftsführer Frank Kienle. Die neuen, mit Holz oder Kohle beheizten Herde haben optisch nicht mehr viel gemein mit den weißen Emaille-Küchenherden aus Omas Zeiten. Die neue Herdserie von Haas und Sohn zum Beispiel gibt es mit Cerankochfeld und eleganter Edelstahlfront.

Seine Renaissance erlebe auch der Eckkamin, sagt der Trendforscher Wippermann. Denn der Eckkamin bediene gleich zwei Ansprüche modernen Wohnens: „Er ist eine Mischung aus Funktionalität - er stört halt nicht so sehr - und Symbolik.“ Die Ecke eines Zimmers habe immer eine symbolische Kraft. Steht dort ein „Flammenaltar“, präge das die Grundatmosphäre des Zimmers.

Der Trend zu minimalistisch designten Kaminen habe zuletzt dazu geführt, dass Kamine mit besonders großen Sichtscheiben ausgestattet waren, sagt Wippermann. Denn das lasse den Baukörper optisch in den Hintergrund rücken. Nun gewinne allerdings das Material wieder an Bedeutung. Pommer bestätigt die Beobachtung des Trendforschers: „Es geht weg vom reinen Stahlofen und hin zu verkleideten Öfen. Im Kommen sind gerade Naturmaterialien.“ Naturstein, Speckstein, Keramiken - der künstlerische Schmuckträger für die Flamme muss massiv sein.

Das Unternehmen Sommerhuber setzt das in seiner neuen Kachelkaminkollektion um. Der massige Feuerrahmen der Geräte ist in die Wand eingelassen und besteht aus fein gerillter Keramik in dezentem Braun. Auf den ersten Blick könnte der Kamin allerdings auch als Flachbildschirm durchgehen.

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