Energetische Sanierung steuerlich absetzen

Berlin (dpa/tmn) - Zugige Fenster, schlechte Heizungen - viele Häuser haben energetische Mängel. Doch eine Sanierung kostet Geld. Private Eigentümer sollen ein Teil der Kosten bald steuerlich absetzen können.

Doch der Gesetzentwurf ist noch nicht verabschiedet.

Schlecht isolierte Häuser kosten Geld: Durch ungedämmte Dächer, Fenster und Türen entweicht Wärme. Mit einer energetischen Sanierung können Hausbesitzer ihre Energiekosten dauerhaft senken. Dennoch scheuen viele die Investition. Ein Grund ist die fehlende steuerliche Absetzbarkeit der Sanierungskosten. Der Gesetzentwurf hierzu liegt bereits seit Ende 2011 im Vermittlungsausschuss. Doch die Vorlage benötigt noch die Zustimmung des Bundesrats.

Das Dilemma für Wohnungseigentümer: Die steuerliche Förderung und die herkömmliche Förderung schließen einander aus. „Man muss sich für eine Förderart entscheiden“, sagt Christian Stolte von der Deutschen Energieagentur (Dena). Kommen die erhöhten Abschreibungen für Vermieter oder der Sonderabzug bei der Steuer für Eigenheimbesitzer, sollen diese rückwirkend zum 1. Januar 2012 gelten. Für Hausbesitzer stellt sich daher derzeit die Frage: Sanieren oder abwarten?

Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht. Für wen sich welche Investition und welche Förderung rechnet, hängt von vielen Faktoren ab. „Das geplante Steuergesetz schließt eine Lücke in der Förderung“, sagt Stolte. „Dadurch werden ganz andere Zielgruppen angesprochen.“ Wichtig sei daher, sich zuerst einen Überblick über Förderprogramme und Maßnahmen zu verschaffen: „Am Anfang jeder Sanierung muss eine Energieberatung stehen“, sagt Stolte. „Damit klar gesagt werden kann, wo die Mängel liegen.“ Oft ist eine Energieberatung sogar Bedingung.

Der Staat unterstützt die energetischen Umbauten mit zahlreichen Programmen: Die KfW-Förderbank unterstützt Dämmung und Sanierung mit günstigen Krediten und Zuschüssen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) bezuschusst den Austausch alter Heizkessel und Wärme aus erneuerbaren Energien - wie Solarthermie und Wärmepumpen. Daneben gibt es Förderprogramme der Länder und Kommunen.

Das wichtigste Förderinstrument der KfW sind zinsgünstige Kredite: Für eine Komplettsanierung vergibt die Staatsbank Darlehen bis zu 75 000 Euro zu einem effektiven Jahreszinssatz von 1,0 Prozent. „Die Förderhöhe bezieht sich immer auf eine Wohneinheit“, sagt Peter Hofmann von der KfW. „Bei der Sanierung eines Zweifamilienhauses verdoppelt sich also der Betrag.“

Wer sich für die Sanierung verschulden muss, ist mit dem KfW-Förderprogramm daher auch künftig gut beraten. Wer dagegen die Sanierung aus eigener Tasche zahlen kann, könnte mit den geplanten Steuervergünstigen besser fahren: Im ursprünglichen Gesetzentwurf ist vorgesehen, dass Eigentümer ihre Kosten über einen Zeitraum von zehn Jahren mit je zehn Prozent pro Jahr geltend machen. Bei Sanierungskosten von 70 000 Euro wären das jährlich 7000 Euro.

Die Zuschüsse der KfW an Selbstzahler bieten unterm Strich oft eine geringere Ersparnis: Seit Januar 2012 übernimmt die KfW ein Fünftel der Sanierungskosten oder maximal 15 000 Euro, wenn der Bauherr seine Immobilie auf eigene Kosten auf den Stand eines Effizienzhaus 55 bringt. Ein Wert, der in der Praxis selten erreicht wird. Entspricht das Ergebnis der Modernisierung dem Neubaustandard, schießt die Bank höchstens 9375 Euro zu. „Ich würde die steuerlichen Anreize, die jetzt noch kommen sollen, abwarten“, sagt Stefan Walter vom Eigentümerverband Haus & Grund in Berlin.

Letztlich hängt die Entscheidung, sanieren oder nicht, aber vor allem von den individuellen Lebensumständen ab: „Der Mehrwert der Immobilie erhöht sich nicht um die Kosten der Sanierung“, sagt Walter. Die Wertsteigerung liege aller Erfahrung nach eher bei einem Drittel. Bei einer selbst genutzten Immobilie seien die Einsparungen bei den Energiekosten wichtiger: „Da muss man sich fragen: Wie lange will ich noch in dem Haus wohnen?“

Eine Heizungsmodernisierung könne sich schon nach zehn Jahren rentieren, sagt Walter. „Bei einer Vollsanierung dauert es wesentlich länger.“ Christian Stolte ist da optimistischer: „Bei einem 60er-Jahre-Gebäude, das relativ einfach zu sanieren ist, lassen sich 60 bis 80 Prozent des Energieverbrauchs einsparen.“ Unter diesen Umständen könne sich eine Komplettsanierung schon nach 10 bis 20 Jahren rechnen. Stolte empfiehlt, bereits geplante Umbauten als Anlass für eine energetische Sanierung zu nutzen: „Wer ohnehin etwas an seinem Haus machen muss, sollte es gleich richtig machen.“

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