Wohnort spielt beim Überleben von Krebs eine Rolle

Heidelberg (dpa) - Die Überlebenschancen eines Krebskranken in Deutschland hängen auch vom wirtschaftlichen Umfeld seines Wohnorts ab. Patienten aus den schwächsten Landkreisen haben insbesondere in den ersten drei Monaten nach der Diagnose ein besonders hohes Sterberisiko.

Wohnort spielt beim Überleben von Krebs eine Rolle
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Das geht aus einer Erhebung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg hervor. Die Forscher werteten eine Million Patientendaten von 10 der insgesamt 16 deutschen Landeskrebsregister aus. Es seien 200 von 439 Landkreise untersucht worden.

Patienten aus dem sozioökonomisch schwächsten Fünftel der Kreise starben der Studie zufolge nach ihrer Diagnose früher als Betroffene in allen übrigen Regionen. Dieser Effekt sei in den ersten drei Monaten nach Entdeckung der Erkrankung am deutlichsten ausgefallen: Menschen aus den schwächsten Landkreisen hatten in dieser Zeitspanne demnach ein um 33 Prozent höheres Sterberisiko als Einwohner der anderen Kreise. Neun Monate nach Diagnose lag der Unterschied bei 20 Prozent, in den darauffolgenden vier Jahren blieb er stabil bei 16 Prozent.

Die Gründe für die erhöhte Sterblichkeit sind noch nicht genau bekannt. Zunächst wurde vermutet, dass Menschen in ärmeren Gegenden möglicherweise die Früherkennung seltener wahrnehmen, wie die Wissenschaftlerin Lina Jansen berichtete. Aber daran liege es nicht.

Das Ergebnis der Studie lässt laut Mitteilung nicht unbedingt Rückschlüsse auf die individuelle Situation der Betroffenen zu. Eventuell gibt es Zusammenhänge mit den Behandlungsmöglichkeiten: So könnten in den entsprechenden Kreisen spezialisierte Einrichtungen schlechter erreichbar sein oder weniger Plätze anbieten.

DKFZ-Chef Otmar Wiestler sagte, es sei dringend erforderlich, die Ursache für die erhöhte Sterblichkeit herauszufinden. „Nur wenn wir die Gründe kennen, können wir gezielt etwas dafür tun, dass alle Krebspatienten in Deutschland die gleiche Chance haben.“ Die Wissenschaftler zeigten sich aber überzeugt, dass sie in Zukunft zumindest feststellen könnten, ob es Unterschiede in der Behandlung der Erkrankten gebe.

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