Wie gut sind Zahnimplantate?

Immer mehr Patienten entscheiden sich für den Ersatz aus Titan, obwohl dieser schnell kaputt gehen kann.

Düsseldorf. Die Zahl der Menschen mit Implantaten im Kieferknochen steigt rasant. 2007 wurden in Deutschland rund 600 000 Implantate eingesetzt, damit hat sich die Zahl verdoppelt. 2008 könnten nach neuesten Berechnungen der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) sogar schon "schätzungsweise 950 000 Implantate" eingesetzt worden sind.

Denn mit Hilfe von Implantaten lässt sich ein einzelner Zahn ersetzen und ein festsitzender oder herausnehmbarer Zahnersatz verankern. Doch es gilt, verschiedene Punkte zu bedenken:

Eine Sofortversorgung mit einem Implantat ist immer noch eine Ausnahme, vor allem im Oberkiefer. "Sie sollte erfahrenen Spezialisten vorbehalten bleiben", sagt Prof. German Gomez-Roman, Oberarzt an der Universität Tübingen und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Normalerweise muss ein Patient eine Behandlungsdauer von mehreren Monaten einkalkulieren (Voruntersuchung, Röntgen, Beratung, Planung, Einheilphase, Abdruck für die Herstellung des Zahnersatzes). Erst wenn dieser Zahnersatz fertig ist, hat der Patient wieder etwas, das wie ein richtiger Zahn aussieht. Das meist verbreitete Implantatmaterial ist Titan, da dieses Metall eine feste Verbindung mit dem Knochen eingeht.

Ein drückendes oder schlecht sitzendes Gebiss, das seinem Träger das Kauen verleidet, gehört dank der Implantate der Vergangenheit an. Die Größe des Zahnersatzes lässt sich reduzieren, und gesunde Nachbarzähne müssen nicht wie bei einer Brücke bis auf den Stumpf beschliffen werden. "Implantate werden von Patienten immer häufiger nachgefragt, weil sie dem natürlichen Zahn am nächsten kommen", sagt Christian Berger, Präsident des Bundesverbandes der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI).

Zudem reduzieren Implantate "den Knochenabbau, weil sie die Kaukräfte auf den Kiefer übertragen", betont die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie. Denn werden verlorene Zähne nicht ersetzt, kann das die Stellung und die Belastung der anderen Zähne nachteilig verändern, auch der Zahnfleischsaum zieht sich zurück.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Implantation ist die Qualität und die Quantität des Kieferknochens. Wenn ein Knochenaufbau nötig ist, kann synthetisches oder tierisches Material zum Einsatz kommen, es kann auch ein zusätzlicher Eingriff nötig werden, um eigenes Knochenmaterial aus anderer Körperstelle zu entnehmen (z.B. aus dem Unterkiefer oder aus dem Becken).

Jeder Zahnarzt darf Implantate einsetzen, aber nicht jeder kann es. Denn es handelt sich um ein kniffeliges Handwerk. Allein die Auswahl des richtigen Implantates erfordert viel Erfahrung, denn es gibt mehr als 200 verschiedene Systeme auf dem Markt. Tipp der DGI: Es ist von Vorteil, einen der rund zehn großen Hersteller auszuwählen, weil Materialersatz bei Bedarf dann auch noch in zehn Jahren möglich ist.

Der Patient müsse sich informieren, sagt Gomez-Roman: "Welche Ausbildung hat der Zahnarzt, wie oft setzt er Implantate?" Patienten sollten sich einen "Implantat-Ausweis" ausstellen lassen. Schäden können mit den darin aufgeführten Daten besser behoben werden.

Die Behandlungskosten variieren stark und hängen von der Menge und Qualität der Implantate ab sowie von der Lage im Kiefer. Ein Frontzahn-Implantat ist mit etwa 1500 bis 3000 Euro teurer als ein Seitenzahn-Implantat, das 1300 bis 2200 Euro kosten kann. Wer zwei bis vier Implantate braucht, muss 3000 bis 7500 Euro einkalkulieren, schätzt die Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit, eine festsitzende Versorgung im zahnlosen Kiefer koste mehr als 12000 Euro.

Das Implantat selbst gehört nicht zum Leistungskatalog der Kassen. Doch seit 2005 zahlen die Kassen einen Festzuschuss für den Zahnersatz (Krone, Brücke, Prothese), unabhängig davon, für welche Versorgungsform sich der Patient entscheidet. In der Regel sind das 50 Prozent der Kosten der Regelversorgung. Je mehr Untersuchungen im Bonusheft nachgewiesen sind, desto höher ist der Zuschuss.

Ein Vorteil der Implantate hat zugleich einen Nachteil: Die gute Kau-Fähigkeit überfordert ab und an die Prothetik. Im Gegensatz zum gesunden Zahn, der die Kaukräfte registriert, fehlt dem Implantat diese Information. Das belastet die Kronen, Brücken und Prothesen. "Bei 20 bis 25 Prozent sind in den ersten fünf Jahren Reparaturen oder sogar Neuanfertigungen erforderlich", sagt Prof. Manfred Wichmann, Direktor der Zahnklinik am Universitätsklinikum Erlangen. Karies dagegen kann Implantaten nichts anhaben. Doch das Gewebe kann sich entzünden (Peri-Implantitis). "Es geht eben nichts über das Original", sagt Anja F. "Aber das merkt man leider oft erst, wenn es zu spät ist."

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