Wie gesund ist die Liebe?

Männer profitieren von einer Partnerschaft, Frauen leiden dagegen eher an Depressionen.

Düsseldorf. "Liebe ist: Erfüllung, Last und Medizin." So sagte es der Schriftsteller Kurt Tucholsky. Und Goethe war sich sicher: "Liebe belebt." Eine Ansicht, die wohl viele von uns teilen. Doch wie steht die Wissenschaft dazu?

Als gesichert gilt, dass der Hormonhaushalt von frisch Verliebten eine Achterbahn durchlebt. Es bilden sich verstärkt Hormone wie etwa Adrenalin und Endorphine, die uns euphorisch machen, und Cortisol, das Entzündungen hemmt. Männer bilden mehr Testosteron, das sie kräftig und mutig macht, und Frauen werden von Oxytocin durchflutet, das negative Erinnerungen auszublenden hilft.

Andererseits sinkt bei beiden, wie Psychiaterin Prof. Donatella Marazziti von der Universität Pisa herausgefunden hat, die Ausschüttung des Hirnbotenstoffes Serotonin auf Werte, die man sonst bei Zwangserkrankungen findet.

Wenigstens ist es gesund, wenn Verliebte sich küssen. Laut einer Studie der Wiener Universitätsklinik wirkt das nämlich wie Medizin. Demnach senkt ein leidenschaftlicher und langer Kuss nicht nur den Blutdruck, sondern auch die LDL-Cholesterinwerte im Blut.

Der leidenschaftliche Sex der frisch Verliebten könnte ebenfalls gesund sein, sieht man mal von seinem Infektionsrisiko ab. Denn er übt auf Herz und Kreislauf ähnliche Reize aus wie Sport, der bekanntlich vor Infarkt, Schlaganfall und vielen anderen Krankheiten schützt.

Der Rausch des Verliebt-Seins nützt also möglicherweise unserer Gesundheit, sicher ist das aber nicht. Doch wie verhält es sich bei langjährigen Ehen und Partnerschaften? Sie könnten gut für die Gesundheit sein, denn Körper und Seele lieben es, wenn das Leben stressfrei abläuft. Und wer mit einem festen Partner zusammenlebt, hat einen regelmäßigen Lebensrhythmus gefunden. Für Männer scheint sich dies auch zu stimmen. Demnach leben verheiratete Männer in den westlichen Industrienationen etwa acht Jahre länger als ledige.

Bei Frauen sieht das dagegen anders aus: In einer Studie des britischen Forschers Matthew Bending an knapp 19.000 Frauen gaben 40 Prozent der Ehefrauen an, dass sie unzufrieden mit ihrem Gewicht seien und eine Diät machen wollten. Bei den weiblichen Singles waren es hingegen nur 30 Prozent. Das heißt zwar nicht unbedingt, dass sie tatsächlich seltener Übergewicht haben, doch sie sind in jedem Falle zufriedener mit ihrem aktuellen Aussehen - und das ist ja auch wichtig für die Gesundheit.

Gleich mehrere Studien zeigen, dass man unter verheirateten Frauen deutlich häufiger Depressionen und Suchterkrankungen findet als bei ledigen. Interessant ist auch, was mit Eheleuten passiert, wenn sie getrennt werden. Laut einer Studie der Harvard-Universität im amerikanischen Boston zeigen Witwer und geschiedene Männer mehr Entzündungen in ihren Herzkranzgefäßen und dadurch ein erhöhtes Infarktrisiko. Bei Frauen konnte dieser Effekt hingegen nicht beobachtet werden.

Und es geht ihnen noch besser, wenn sie sich aus freien Stücken zum Single-Dasein entschlossen haben. Dann leben Frauen überaus gesundheitsbewusst: Sie achten auf ihre Ernährung, außerdem betreiben sie regelmäßig Sport. Doch wieso vernachlässigen verheiratet Frauen all das? Eine Ursache dafür ist laut Medizinpsychologin Prof. Ulla Mitzdorf die Doppelbelastung von Haushalt und Beruf, und die dadurch kurzen Entspannungsphasen.

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