Temperatur: Warum der Mensch bei Kälte zittert

Während Kälte manchen Menschen das Leben schwer macht, treibt sie andere zu Höchstleistungen an.

Düsseldorf. An Tagen wie diesen fährt Wilhelm Stoll nur mit Handschuhen Auto. "Das kalte Lenkrad", sagt er, "das ist furchtbar." Auch draußen hält er sich nie lange auf. "Die kalte Luft", sagt er, "die vertrage ich nicht." Dabei ist der 45-jährige Unternehmensberater eigentlich nicht zimperlich. Aber Kälte fürchtet er. Denn der Kontakt damit lässt seinen Körper überreagieren; dann juckt die Haut, wird rot und schwillt an. Wilhelm Stoll leidet an einer Kälte-Urtikaria. Diese Form der Nesselsucht, auch Kälte-Allergie genannt, kommt häufiger vor als man denkt.

Normalerweise reagiert der Körper auf Kälte mit einem fein regulierten Programm, das für eine konstante Körpertemperatur von 36 bis 37 Grad sorgt. Nur so können das Gehirn und die inneren Organe optimal funktionieren. Um das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, geben Temperaturfühler im Innern des Körpers und in der Haut dem Hypothalamus im Gehirn ständig Meldung. Sinkt die Körperkerntemperatur ab, werden Gegenmaßnahmen eingeleitet: Die Blutgefäße an der Hautoberfläche ziehen sich zusammen, die Schweißdrüsen drosseln ihre Produktion, um Wärme zu sparen. Reicht das nicht aus, produziert der Körper durch Muskelzittern zusätzlich Wärme.

Je mehr der Körper auskühlt, desto unangenehmer wird es. Denn nicht nur, dass sich Finger, Zehen und Nase vor Kälte steif und taub anfühlen können, sie tun vor allem weh. Die Ursache dafür haben Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg vor kurzem entdeckt: Ausgerechnet die Nervenzellen, die durch Erregung dem Gehirn Schmerz signalisieren, besitzen frostsichere Schleusen. Sie funktionieren gerade dann, wenn alles andere buchstäblich einfriert und sorgen für Schmerzen. Wie wichtig diese Empfinden bei Kälte ist, zeigen Versuche, die die Wissenschaftler mit Mäusen gemacht haben. Setzten sie Mäuse mit gentechnisch ausgeschaltetem Kälteschutzkanal auf eiskalte Platten, blieben diese dort einfach sitzen: "Bis sie Erfrierungen an den Pfoten hatten", erzählt Anästhesist Andreas Leffler. Den gesunden Menschen schützt der Schmerz zum Glück vor Erfrierungen.

Definition Kälte ist per Definition keine physikalische Größe, sondern lediglich ein Zustand mit weniger Wärme, per Definition als phys. Zustand mit weniger Energie, vergleichsweise niedrige Temperatur.

Empfindung Das Kälteempfinden des Menschen ist aber eine Größe, die nicht nur von der Temperatur abhängt. Je größer der Wärmestrom vom Körper zur Umgebung ist, umso empfindlicher wird dann die Kälte empfunden.

Tiefe Die tiefste natürliche Temperatur wird im Weltraum außerhalb von Planeten und Sternen gemessen. Dort herrschen einheitlich Temperaturen von etwa 3 Kelvin (-270 C). Diese Temperatur wird durch die Energie der kosmischen Hintergrundstrahlung erzeugt, die bei dem Urknall entstand

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