Schweinegrippe: Kinderärzte raten zur Impfung

Köln (dpa) - Kinder sind Experten zufolge Hauptüberträger der wieder stark auftretenden Schweinegrippe - und zugleich ganz besonders gefährdet. Deshalb rufen Mediziner dazu auf, Kinder und Jugendliche impfen zu lassen.

„Das Virus ist außerordentlich aggressiv. Und das Immunsystem der Kinder kennt dieses noch neue Virus nicht, hat damit keine Erfahrung“, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Wolfram Hartmann. „Das kindliche Immunsystem ist nicht ausgereift, so dass das Virus besonders intensiv eingreifen kann.“

Seit Jahresbeginn ist es zu einzelnen Todesfällen infolge der Schweinegrippe gekommen. In Köln starb eine Sechsjährige, bei der das H1N1-Virus nachgewiesen wurde. Hartmann betonte, eine Impfung mit dem aktuellen saisonalen Grippeimpfstoff 2010/2011 schütze auch gegen den Erreger H1N1. Die Impfung habe doppelten Nutzen, denn: „Kinder verbreiten Viren grundsätzlich leichter. Da läuft die Nase, da wird die Hand nicht beim Husten vor den Mund gehalten“, sagte der Mediziner. „Kinder sind ganz klar die Hauptüberträger der Schweinegrippe, die im letzten Jahr zu vielen schweren Erkrankungen insbesondere der Lunge geführt hat, bis hin zum Tode.“

„Das H1N1-Virus ist besonders für junge Patienten gefährlicher als andere Influenzaviren“, erklärte der BVKJ-Präsident. „Die Schweinegrippenviren sind so aggressiv, dass sie die anderen Influenzaviren übertönen. Drei Viertel der Grippefälle gehen auf H1N1 zurück.“ In den meisten Fällen ebbt die Erkrankungen nach einigen Tagen mit hohem Fieber, Husten und Schnupfen wieder ab. Bei Kindern und vorerkrankten Erwachsenen gelte aber besondere Vorsicht.

Wer sich letztes Jahr mit Pandemrix impfen ließ oder erkrankte, braucht dieses Jahr nicht zu bangen, sagte Hartmann. „Die anderen, vor allem aber die Kinder, sollten sich impfen lassen. Wir erwarten den Höhepunkt für Februar. Zwei Wochen dauert es, bis der Schutz aufgebaut ist. Es wäre jetzt also noch etwas Zeit.“ Bei Kindern übernehmen die Kassen laut BVKJ in der Regel die Kosten.

Ältere Erwachsene haben dem Arzt zufolge möglicherweise schon mal vor längerer Zeit mit einer Abart des aktuellen Schweinegrippe-Virus gerungen: „Es gab Unterarten in den 50er Jahren.“ Menschen über 60 Jahre seien daher aktuell kaum von der Schweinegrippe betroffen. Ob diese so massiv auftreten wird wie 2009, als das Virus weltweit für Aufregung gesorgt hatte, sei noch nicht mit Gewissheit zu sagen. „Aber es könnte zu einer extremen Explosion kommen und deshalb sollte man in jedem Fall über die Impfungen vorbeugen“, empfahl der Experte. Rund 25 Millionen Impfdosen seien bundesweit auf dem Markt.

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