Schlüsselloch-OP für Frauen oft eher nachteilig

Berlin (dpa/tmn) - Auch wenn sie seit Jahrzehnten angewandt wird, scheint die Schlüsselloch-Technik bei Operationen keine Vorteile für Frauen zu haben. Im Gegenteil: Da sie oft länger dauert, steigt das Risiko von Komplikationen.

Bei vielen gynäkologischen Problemen ist eine konventionelle Operation für eine Frau schonender als ein Eingriff mit der sogenannten Schlüsselloch-Technik. Das hätten Erfahrungen und vergleichende Langzeitstudien gezeigt, erläutert Prof. Rugy Leon de Wilde von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Insbesondere bei länger dauernden Eingriffen sei der konventionelle Weg mit einem Bauchschnitt dem endoskopischen Verfahren überlegen.

Grundsätzlich gelte: Je länger eine OP dauert, desto größer sind die damit verbundenen Risiken wie Nervenschäden, Thrombosen oder Verwachsungen im Operationsgebiet. Auch ein sehr routiniertes OP-Team benötige für eine Schlüsselloch-OP oft länger als für einen herkömmlichen Eingriff. Darüber hinaus gebe es bei Krebsoperationen weitere Gefahren: Ein bösartiger Tumor könne immer streuen - je länger der Eingriff, desto größer dieses Risiko. Und durch den Druck des beim endoskopischen Verfahren verwendeten Gases Kohlendioxid, mit dem die Bauchdecke angehoben wird, könne es sein, dass sich zusätzlich Tumorzellen ansiedeln.

Einer Frau mit Kinderwunsch, in deren Gebärmutter viele Myome entfernt werden müssen, würde de Wilde nach ausführlicher Beratung gegebenenfalls von der Schlüsselloch-Behandlung abraten. Oft könne an der offenen Gebärmutter nicht nur schneller und schonender operiert werden, sondern das Organ anatomisch wieder so in Position gebracht werden, dass die Frau später noch ein Kind bekommen kann.

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