Mit Eiseskälte gegen Schmerzen

Therapien mit kalter Luft sollen auch Erkrankungen der Gelenke lindern und die Leistung steigern.

Düsseldorf. Manche sagen, es sei wärmstens zu empfehlen: Die Therapie mit Eiseskälte bei akuten Sportverletzungen oder bei chronischen Gelenkserkrankungen geht in immer frostigere Runden. Konventionelles Eisspray war gestern, jetzt kommt der Kälteschlauch mit minus 30 Grad und sogar eine Kältekammer für Leistungssportler.

Eine positive Wirkung von minus 110 Grad verspricht ein Hersteller für Medizin-Systeme aus Neu-Ulm auf der größten Medizin-Fachmesse der Welt, der Düsseldorfer Medica: Wer mit Badebekleidung bis zu drei Minuten in Weltraumtemperatur ausharrt, könne seine Regenerationsphase verkürzen und die Leistungsfähigkeit steigern, sagt Hans-Peter Rehn von der Firma Zimmer. "Nötig sind allerdings Mund- und Ohrenschutz, Handschuhe, Strümpfe und Schuhe."

Die sogenannte Kryotherapie in der Kältekammer wird bisher vor allem in Reha-Zentren eingesetzt, um chronische Gelenkserkrankungen wie Rheuma und Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte zu behandeln. Im Profisport ist sie neu. In Frankreich hat die Firma Zimmer dafür bereits Kunden gefunden.

Die dreiteilige Kammer kühlt den Körper schrittweise ab, zunächst auf minus zehn, dann auf minus 60 und schließlich auf minus 110Grad. "Die Kälte reduziert die Blutversorgung im äußeren Körperbereich", erklärt Rehn.

Danach, so kann sich das auch Markus Demarée von der Sporthochschule Köln vorstellen, könne der größere Blutfluss durch die erst komprimierten, dann wieder geweiteten Gefäße leistungssteigernd wirken. Doch der Leiter der Abteilung Höhenmedizin und Leistungsphysiologie des Institutes für Trainingswissenschaft möchte die Wirkung der Neuheit derzeit noch mit einem Fragezeichen versehen.

Ein Test an der Universität Münster mit einem Langstreckenläufer sei bereits positiv verlaufen, argumentiert dagegen der Hersteller. Die therapeutische Wirkung des schockartigen Wärmeentzuges könne drei Stunden und länger anhalten. Mit Doping habe das nichts zu tun, so Rehn: "Dann wäre ja auch jeder Saunagang und jedes Höhentraining Doping." Zur Sicherheit ist die 200000 bis 3000000 Euro teure Kältekammer übrigens mit Not-Abschaltung, Video-Überwachung und Alarmanlage ausgestattet.

Bereits zum Standard gehört im Profifußball die Kaltlufttherapie des Neu-Ulmer Herstellers. Auf der Medica steht ein Gerät, das bei der Fußball-Europameisterschaft im Einsatz war und die Unterschriften der deutschen Nationalspieler trägt.

Was aussieht wie eine Art Servierwagen mit Staubsaugerschlauch, heißt "Cryo 6" und arbeitet mit trockener Kaltluft. "Die herkömmliche Behandlung mit Stickstoff oder Kohlendioxid, mit Eisspray oder Kühlpacks birgt stets die Gefahr von Erfrierungen auf der Haut", sagt Rehn. Die neue Technik dagegen erzeuge mit einem Kompressor trockene Kaltluft von minus 30 Grad, ist mit 6000 bis 7000Euro allerdings auch teurer als ein Gelkissen.

Akute Verletzungen an Sehnen, Muskeln oder Gelenken können für fünf bis 15Minuten gekühlt werden. Eingesetzt wird das Gerät bereits bei Bundesligisten wie Borussia Mönchengladbach, dem HSV und dem 1. FC Köln. Rehn: "Bei den Olympischen Spielen in Peking haben wir damit die Leichtathleten betreut."

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