Kein Klonfleisch-Verbot: Was das für Verbraucher heißt

Brüssel (dpa) - Schnitzel und Milch von Nachfahren geklonter Tiere dürfen weiter in der EU verkauft werden - und zwar ohne Kennzeichnung. Das geplante Verbot bzw. eine Kennzeichnungspflicht von Klonfleisch ist auf EU-Ebene gescheitert.

Was heißt das für Verbraucher?

Fleisch und Milch von Nachfahren geklonter Tiere können auch künftig ohne Kennzeichnung in Europas Supermärkten verkauft werden. Gespräche zwischen EU-Mitgliedsstaaten, Europaparlament und EU-Kommission über neue Regeln für Klonfleisch scheiterten in der Nacht zum Dienstag (29. März). Viele Verbraucher sind verunsichert. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist eigentlich Klonfleisch?

Geklonte Tiere sind genetisch exakte Kopien bereits lebender Tiere. Klone werden mit gentechnischen Verfahren im Labor gezeugt und dann von einer Leihmutter ausgetragen. Bekanntes Beispiel war 1996 das Schaf „Dolly“.

Bekomme ich an der Kühltheke jetzt Klonfleisch?

Nein. Das Fleisch eines Klons kommt im Allgemeinen gar nicht in den Handel, weil Klonen sehr teuer ist. Das Bundesverbraucherschutzministerium beziffert die Kosten für einen einzigen Klon auf mindestens 20 000 Euro. Würde man Klontiere schlachten, wäre das wirtschaftlich nicht sinnvoll. Zudem sind in der EU aufwendige Prüfverfahren und Genehmigungen nötig, um Klonfleisch in den Handel zu bringen. Nach Ministeriumsangabe liegt bislang kein Antrag der Industrie auf Zulassung von Lebensmitteln eines Klontieres in Europa vor, keine Zulassung wurde erteilt. „Sie dürfen in der EU daher nicht verkauft werden“, schreibt das Ministerium im Internet.

Warum dann die Aufregung?

In der Kühltheke werden zwar nicht die Klone selbst, sondern vor allem Fleisch und Milch ihrer konventionell erzeugten Nachkommen angeboten. Also zum Beispiel von Nachkommen, die mit dem Sperma eines geklonten Bullen erzeugt wurden. Die Produkte lassen sich nicht von denen „normaler Tiere“ unterscheiden, weil in der EU keine Kennzeichnungspflicht besteht. Daher gibt es auch keine Zahlen über die tatsächliche Verbreitung. Nach Angaben der SPD-Fraktion im Europaparlament wird bereits vermehrt Milch von Nachkommen geklonter Tiere aus Frankreich angeboten.

Ist der Verzehr von Klonfleisch gefährlich?

Dafür gibt es bisher keine Anhaltspunkte. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Klonfleisch grundsätzlich als unbedenklich eingestuft. Allerdings soll weiter geforscht werden. EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli sagt: „Ich würde geklontes Rindfleisch essen.“ Er sieht nur offene Fragen in punkto Tierschutz und Ethik.

Was sagen Kritiker?

Verbraucherschützer sehen Risiken, weil unklar ist, ob sich die genetischen Veränderungen bei Nachkommen fortsetzen und die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen. Tierschützer verweisen auf die bislang geringe Erfolgsquote beim Klonen und haben ethische Bedenken. „Die Überlebensrate von Klonen liegt bei 60 Prozent und ihre Lebenserwartung ist kurz“, sagte die SPD-Gesundheitsexpertin im Europaparlament Dagmar Roth-Behrendt. Häufig kommt es zu Fehlgeburten. Im Vergleich zu traditionell gezüchteten Artgenossen „macht die Reduzierung der genetischen Vielfalt Herden anfälliger für Krankheiten“, kritisiert das Europaparlament.

Wie ist die Lage in den EU-Ländern?

Als einziges EU-Land hat Dänemark das Klonen von Tieren für kommerzielle Zwecke verboten. Davon abgesehen hat laut EU-Kommission kein Mitgliedsland eine besondere Klon-Gesetzgebung. Andere Länder sind liberaler. In den USA, Kanada und Argentinien sowie Brasilien gibt es Klonfleisch schon länger im Handel. Sie sind die Hauptexporteure von Samen geklonter Bullen.

Was sagen die Verbraucher selbst?

Nach einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2008 ist die Mehrheit der EU-Bürger gegen das Klonen. Drei von vier Befragten fanden, dass das Klonen von Tieren zum menschlichen Verzehr aus ethischen Gründen nicht akzeptabel ist.

Warum klont die Landwirtschaft Tiere überhaupt?

Klone sind für Züchter oder Industrie interessant, um besonders wertvolle Exemplare in exakter Kopie zu vermehren. Bauern können ihre besten Zuchtbullen klonen lassen, damit auch dessen Klone viele Nachkommen zeugen. Kühe, die viel Milch geben, können geklont werden, damit die Produktion von Milch billiger wird. Mit dem Klonen lassen sich also die Kosten in der Landwirtschaft senken.

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