Fantasie in Kugelform - Eisdielen mit neuen Kreationen

Frankfurt/Main (dpa) - Mit den warmen Tagen wächst bei vielen die Lust auf Eis - und bei einigen Herstellern wohl auch der Erfindungsreichtum. Die Spanne der Eigenkreationen reicht von Lindenblüte in Karamell bis zu „Tiroler „Strudel“.

In den bunten Kugeln schmiegt sich Waldhimbeere an weiße Schokolade, Pistaziengeschmack verschmilzt mit dem von Wal- und Haselnüssen, und die Lindenblüte geht eine Liaison mit Karamell ein. Auch in den Eisdielen ist die Zeit nicht stehengeblieben, viele bemühen sich um neue Angebote. Im Trend seien Kugeln, die aus zwei oder drei Sorten mit verschiedenen Geschmacksrichtungen bestünden, sagt Eislokal-Chef Michelangelo Michielin aus Frankfurt.

Bei ihm und vielen seiner Kollegen können Freunde der kalten Köstlichkeit in diesem Jahr ungewohnte Kreationen probieren. Der 59-Jährige hofft, dass die jetzt vorhergesagten Sonnentage ordentlich Lust auf Eis wecken. „Das Wetter ist unser Chef“, sagt er.

An die 9000 Eisläden aller Art gebe es in Deutschland, in gut einem Drittel davon (3300) werde das Eis selbst gemacht, berichtet Annalisa Carnio, Sprecherin des Dachverbands der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland.

Neue Sorten entstünden oft dadurch, dass der einzelne Eisdielenbetreiber aktiv werde. „Jeder entwickelt für sich nach Bedarf“, sagt Carnio. Die Industrie ist nach ihrer Einschätzung eher vorsichtig, weil exotische Sorten wenig Umsatz brächten. Kreiert werden die neuen Sorten nach Carnios Beobachtung oft in Großstädten. So gebe es etwa in Mannheim in Baden-Württemberg ein Lokal, bei dem der Gast zwischen 300 verschiedenen Kugeln wählen könne.

So viele Sorten hat Michielin nicht im Programm. Aber der 59-Jährige, der seit 1970 im Geschäft ist, hat im Eislabor seines Lokals „Eis Fontanella“ schon manch ungewöhnliche Kreation zustande gebracht. Etwa das Eis „Tiroler Strudel“. Er hatte sich beim Skifahren in der Pause immer einen Strudel schmecken lassen und sich irgendwann gefragt: „Warum soll ich nicht so ein Eis herstellen?“

Nach mehreren Versuchen stand das Rezept. Das Eis, erklärt er, schmeckt wie ein Kuchenteig, es enthält außerdem Zimt, Rosinen und karamellisierten grünen Apfel. „Eis bedeutet auch Fantasie“, sagt Michielin. Demnächst will er auch die Sorte Schokolade mit Kaffee anbieten.

Auf ausgefallene Kombinationen setzt auch der Frankfurter Eissalon „Das Eis“. Zu den neuen Sommersorten 2012, die er auf seiner Homepage anpreist, gehört etwa Japanische Kirschblüte auf Vanille. „Das ist mit Sicherheit eine Weltneuheit“, sagt Florian Mayr vom Betreiber, einem Wiesbadener Eishersteller. Außerdem gibt es Lindenblüte in Karamell, Pistazie-Honig und Jasminflower in grünem Tee. Es sei spannend, neue Geschmäcker zusammenzuführen, sagt Mayr. Die Sorten tüftelt er nach eigenen Angaben zusammen mit Kollegen in der Küche des Unternehmens aus.

Aber so gut die ausgefallen Sorten auch klingen, die herkömmlichen Geschmacksrichtungen sind nach wie vor gefragt. „Die meisten Konsumenten tendieren zu klassischen Sorten“, sagt Verbandsvertreterin Carnio. Vor allem die Kinder liebten „klare Sachen“. Aber auch kleine Remakes von Klassikern seien gefragt. „Der Konsument möchte was Vertrautes essen, das er kennt, aber er freut sich, wenn was Neues dazukommt.“

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