Diabetiker verletzen sich schneller

Besonders die Füße der Erkrankten sind anfällig für Wunden. Es ist ratsam, täglich zu kontrollieren.

Düsseldorf. Viele langjährige Diabetiker leiden unter Nervenschmerzen oder Missempfinden in den Beinen. Diese sogenannte diabetische Polyneuropathie ist eine Störung der Nerven, die in Verbindung mit einer verminderten Durchblutung zu trockener schuppender Haut, Hautschäden und in der Folge zu einer schlechten Wundheilung führen kann.

Im schlimmsten Fall kann daraus ein diabetischer Fuß entstehen, wenn beispielsweise der Patient eine Wunde nicht bemerkt und diese deshalb vom Facharzt nicht rechtzeitig versorgen lässt. "Die Füße sind besonders anfällig für Schäden, weil sie am meisten belastet werden", berichtet Nicole Weyel, zertifizierte Wundmanagerin und Krankenschwester am Düsseldorfer Augusta-Krankenhaus. Sie kennt sich mit der Wundversorgung aus und gibt vielen Patienten wertvolle Tipps zum Umgang mit Wunden - nicht nur Diabetikern.

Fast jeden Tag suchen Betroffene ihre Hilfe in der Notfall-ambulanz auf, die Nicole Weyel auch leitet. Häufig ist der diabetische Fuß dann derart fortgeschritten, dass sich bereits seltene Keime in der Wunde angesiedelt haben. Weyel: "Einige Patienten schämen sich für ihre Wunde und gehen oft erst zum Arzt, wenn es schon fast zu spät ist. Dabei können wir den Betroffenen helfen und sie auch psychisch schnell wieder aufbauen."

Denn die medizinische Versorgung bei einem diabetischen Fuß hat sich rasant weiterentwickelt: Mittlerweile gibt es spezielle Silberverbände, mit denen Keime abgetötet werden, geruchsbindende Wundauflagen mit Kohle und sogar solche mit integriertem Schmerzmittel. Vom alten und immer noch häufig praktizierten Ratschlag, eine Wunde zu trocknen, hält Weyel nichts: "Heutzutage werden die Wunden durch Auflagen feucht gehalten."

Häufig entstehen Verletzungen an den Füßen durch Barfußlaufen oder zu enge Schuhe. Typische Stellen sind dabei die Zehenspitzen, die Stellen zwischen den Zehen, die Fußsohle und die Ferse. "Um mögliche Verletzungen so früh wie möglich zu erkennen, sollten Diabetiker ihre Füße einmal am Tag inspizieren. Wer das selbst nicht kann, sollte sich dabei helfen lassen", rät Dr. Björn Huesgen, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin am Augusta-Krankenhaus. Außerdem sollten Diabetiker einmal im Monat zur medizinischen Fußpflege, dem sogenannten Podolgen. Da einige Krankenkassen dafür sogar die Kosten übernehmen, lohnt es sich nachzufragen.

Warum die richtige und vor allem regelmäßige Fußpflege für Diabetiker ein absolutes Muss ist, zeigt die Tatsache, dass Diabetes in Deutschland die häufigste Ursache für Amputationen ist. Damit es so weit aber erst gar nicht kommt, bieten beispielsweise viele Krankenhäuser spezielle Fußsprechstunden an. Mittlerweile ist Diabetes Typ II zur Volkskrankheit aufgestiegen. Rund acht Millionen Menschen leiden in Deutschland daran.

"Diabetes ist eine chronische Krankheit, die über Jahre beschwerdefrei verlaufen kann. Die Folgeschäden sind jedoch teilweise gravierend", sagt Huesgen. Aufklärung tut also Not. Deshalb berät das Pflegeteam des Augusta-Krankenhauses, Amalienstraße 9 in Rath, morgen von 11 bis 16 Uhr im Konferenzraum rund um das Thema Diabetes. Auch Nicole Weyel wird da sein.

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