Das deutsche Frühstück: Von süß bis üppig

Frankfurt/Main (dpa/tmn) ­ Frühstück bei Tiffany, Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück, Breakfast Club: Keine andere Mahlzeit genießt ähnlichen Hollywood-Ruhm wie die erste des Tages. In Deutschland stehen dann traditionell Kaffee, Brot und Marmelade auf dem Tisch.

Die Frage nach dem typisch deutschen Frühstück, da sind sich Experten einig, ist schnell beantwortet: Kaffee, Brot, Marmelade. Dem traditionellen Trio machen bisher weder Körnertrend noch Diätenwahn Konkurrenz. Im Gegenteil: „Butter ist wieder im Kommen“, stellt Rainer Werchner fest, Teammanager der deutschen Koch-Nationalmannschaft im Verband der Köche Deutschlands (VKD) in Frankfurt.

Schokocreme steht ebenfalls hoch im Kurs, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. „Schnell, süß, bequem“ mag es der Nachwuchs, konstatieren die Bäcker, deren Brotsorten außerdem mit Cornflakes und Müsli um kleine Konsumenten konkurrieren. Die süße Fraktion hockt vorwiegend im Norden Deutschlands am Frühstückstisch. Neben Marmelade legen die Menschen zwischen Hamburg, Berlin, Brandenburg und Thüringen noch ab und zu eine Scheibe Käse aufs Brot - oder beides gemeinsam.

Je südlicher, desto deftiger wird es. Das hat Werchner zufolge klimatisch-historische Gründe. „Wurst galt wegen der teuren Gewürze als Zeichen von Wohlstand. Der Norden war ärmer.“ Bis heute bildet der Weißwurst-Äquator die Grenze. „Wurstgegend“ sind Sachsen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.

Legendär ist die bayerische Weißwurst, serviert mit süßem Senf, Brezen und Bier. Sie ist einzigartig in Deutschland. „Ausländer glauben, das sei ein deutsches Frühstück, wie es sein muss“, sagt Werchner. Weniger bekannt sind andere Spezialitäten, etwa die in Sachsen beliebten Brote mit Blut- und Leberwurst oder Schweinemett. Allseits beliebt scheint wiederum saftiger Kochschinken: Aromavarianten von Honigmelone bis Spargel und Kräuter bieten fast jedem Geschmack etwas.

Die Deutschen gelten traditionell als Frühstücksnation. Einer Umfrage des Link-Instituts für Markt- und Sozialforschung in Frankfurt zufolge tun es rund 75 Prozent täglich und meistens in den eigenen vier Wänden. Das erste Mahl ist allerdings eine Frage der Zeit. In der Woche dauert es im Schnitt nur 15 Minuten, sonntags dagegen fast eine Stunde, ergab eine repräsentative Online-Umfrage des Marktforschungsinstituts Nielsen.

Am Sonntag machen es sich sowohl diejenigen länger gemütlich, die sowieso regelmäßig frühstücken - Senioren und Familien -, als auch die, die sonst eher mal verzichten: Singles und kinderlose Paare. Außerdem ist Abwechslung gefragt: Tee, O-Saft, Toast, Laugengebäck, Leberkäse, Joghurt, Quark und Obst bereichern den Tisch. Neben dem klassischen Frühstücksei gibt es oftmals Rührei, das mit Schinken, Tomate, Parmesan und einem Schuss Sahne verfeinert werden kann.

Der Sonntag ist nach der Erfahrung der Bäcker auch der Tag der frischen Brötchen. „Weil mehr Zeit ist, gehen die Leute zum Brötchen holen“, beschreibt Amin Werner, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des deutschen Bäckerhandwerks in Berlin, die Gewohnheit. Je nach Region liegen Schrippen (Berlin), Semmeln (München) oder Rundstücke (Hamburg) im Körbchen. Name hin oder her, „es ist alles das gleiche Brötchen“, sagt Wolfgang Weber von der Akademie des Bäckerhandwerks Berlin-Brandenburg.

Zu Feier des Tages gönnen sich manche Körnerbrötchen und regionale Spezialitäten wie Salzkuchen in Berlin oder mit Zimt und Zucker bestreute Franzbrötchen in Hamburg. Der Trend zu Bio hat sich bei Brot und Brötchen bislang nicht durchgesetzt. Er macht nur drei Prozent des Umsatzes aus.

Im Urlaub schätzen die Deutschen Auswahl. Probiert wird, was das Frühstücksbuffet hergibt - vom Müsli über Cornflakes bis zu Lachs und einem Gläschen Sekt. „Man isst das, von dem man glaubt, das es teuer ist - und weil man es bezahlt hat“, interpretiert Prof. Alfred Gebert von der Fachhochschule des Bundes dieses Verhalten. Gebert erforscht seit rund 30 Jahren Frühstücksverhalten und spürte mit seinen Studenten auch ein anderes Phänomen auf: Nur eine kleine Gruppe von Frauen favorisiert morgens Quark und Joghurt und bleibt diesen im Urlaub treu. Dagegen mag es der Typ „Salami-Mann“ abseits des heimischen Frühstückstischs englisch - mit Bohnen, Eier, Speck, Würstchen.

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