Bio-Eier werden knapp

Kassel (dpa) - Die Verbraucher greifen nach dem Dioxin-Skandal verstärkt zu Bio-Eiern. Diese werden knapp. Dazu kommt: Nachschub ist schwierig. Über die Gründe klärt Prof. Ulrich Hamm, Experte für Lebensmittelmarketing, auf.

Run auf die Bio-Eier: Bio-Eier. Prof. Ulrich Hamm, der im Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Uni Kassel tätig, spricht schon von Ausverkauf. Denn schon ohne Skandal seien Eier und Geflügelfleisch, aber auch Schweinefleisch aus ökologischer Produktion knapp. Die Umstellung dieser Betriebe sei besonders schwierig und teuer.

Die Naturkostbranche sieht dagegen noch keine flächendeckenden Engpässe. Verbandsmitglieder berichteten über Umsatzsteigerungen von bis zu 30 Prozent seit Weihnachten, teilte der Bundesverband Naturkost Naturwaren am Mittwoch (12.1.) mit. Vereinzelt gebe es zwar Engpässe, aber die Versorgung sei gesichert. Die Großhändler, die in dem Verband organisiert sind, beliefern Bio-Läden und Bio- Supermärkte. Die Bio-Erzeuger hätten einen eigenständigen Futtermittelkreislauf aufgebaut.

Dennoch, einen Ansturm auf Bio-Produkte gibt es. Das Problem: „Wo sollen wir die Eier hernehmen - die Hühner legen ja nicht plötzlich zwei am Tag“, sagt Hamm. Öko-Händler mit langfristigen Lieferverträgen hätten weniger Probleme, Ware zu bekommen als Discounter, die erst kurz im Bio-Geschäft seien. Kleine Mengen könnten aus Belgien, Niederlanden und Frankreich beschafft werden - „aber die anderen haben auch nichts.“

Der Run werde aber bald nachlassen, glaubt der Wissenschaftler. Allerdings blieben nach jedem Skandal auch einige Verbraucher den Bio-Produkten treu, so dass das Geschäft mit Öko-Ware immer noch überdurchschnittlich zulege. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz nach ersten Schätzungen vermutlich um rund fünf Prozent gewachsen.

„Zu wenige Landwirte haben auf Öko umgestellt“, sagte Hamm. Das sei bei der Schweine-, Hühner- und Eierproduktion besonders schwierig. „Das Schlimmste ist der Stall-Umbau.“ Die Ställe müssten komplett verändert werden, um den Tieren mehr Auslauf zu geben. Bei großen Betrieben mit Tausenden von Tieren sei das fast unmöglich - „diese Riesenbetriebe umzustellen, ist ganz, ganz schwer - die Fläche für Bio ist gar nicht da.“

Auch sei es problematisch, Futterlieferanten zu finden, die den Bio-Standard erfüllen. Soja spiele als Eiweißlieferant eine große Rolle - für konventionell wirtschaftende Betriebe sei es leicht zu beschaffen, aber Bio-Betriebe hätten Schwierigkeiten, Soja ohne gentechnisch veränderte Bestandteile zu bekommen.

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