Ärzte schlagen Alarm: Schwere Herzschäden durch Partydrogen

Krefeld (dpa) - Atemnot, drastischer Leistungsabfall und Ödeme: Bei drei Patienten um die 20 sind in einer Krefelder Klinik schwerste Herzschäden entdeckt worden. Sie sollen aufputschende Partydrogen genommen haben.

Kardiologen zeigen sich bundesweit alarmiert.

Herz-Spezialisten schlagen Alarm: Innerhalb weniger Wochen sind allein in Krefeld bei drei jungen Menschen schwere Herzschäden durch Partydrogen festgestellt worden. Wie die Helios-Kliniken in Krefeld mitteilten, brachte eine bundesweite Umfrage unter Kardiologen 37 ähnliche Fälle ans Licht, unter anderem auch in Eisenach, Meiningen, Eisleben, Halle (Saale), Dresden, Brandenburg und Berlin.

Die drei Patienten in Krefeld seien 19 bis 23 Jahre alt. Jeder habe das gleiche erschreckende Bild: Sie seien mit Atemnot, drastischem Leistungsabfall und Ödemen in der Klinik erschienen. Ohne Vorerkrankungen wiesen ihre Herzen plötzlich schwerste, irreparable Schäden auf, so Prof. Heinrich Klues, Chefarzt der Kardiologie am Helios-Klinikum Krefeld.

Eingehende Gespräche und medizinische „Detektivarbeit“ hätten ergeben, dass alle drei Patienten als einziger Übereinstimmung vom regelmäßigen Konsum aufputschender Partydrogen berichteten.

„Besonders auffällig ist die schwere Schädigung des gesamten Herzens. Bei allen drei Patienten sind beide Hauptkammern stark erweitert, die Pumpleistung ist hochgradig vermindert“, berichtete Klues. Die Herzmuskeln der Patienten seien schwer vergiftet (toxische Kardiomyopathien).

Die bundesweiten Rückmeldungen ließen Schlimmes befürchten. „Es gibt vermutlich eine hohe Dunkelziffer, die die diagnostizierten Fälle um ein Vielfaches übersteigt.“

Welche ungünstigen Umstände, chemischen Substanzen oder Mixturen der Auslöser waren, lasse sich nur noch zum Teil klären. Amphetamine und Koffein seien bei allen drei Krefelder Fällen nachweisbar. In einem Fall mit gleichzeitigem Herzinfarkt habe auch Kokain eine Rolle gespielt, so der Krefelder Chefarzt. Auch der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie habe das Thema inzwischen auf seine Tagesordnung gesetzt.

Die Kardiomyopathie ist eine Erkrankung des Herzmuskels, die eine mechanische Funktionsstörung des gesamten Herzens nach sich zieht. Leistungsschwäche, Atemnot, Herzstolpern und Wasseransammlung in den Beinen können Symptome für eine Herzmuskelerkrankung sein. Als Ursachen sind bislang Vererbung, Infektionen, Stoffwechselerkrankungen, vorausgegangene Herzmuskelerkrankungen sowie langjähriger Alkohol- und Medikamentenkonsum bekannt.

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