Was bei Offenen Immobilienfonds wichtig ist

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Beim Thema Geld ist Sicherheit für die meisten Menschen wichtig. Offene Immobilienfonds sind daher wieder gefragt. Anleger sollten allerdings vorsichtig investieren. Denn auch in dieser Anlageklasse läuft nicht alles rund.

Hohe Staatsschulden, lahmende Konjunktur und kriselnder Euro - angesichts dieser eher trüben Aussichten steht Sicherheit bei Anlegern derzeit hoch im Kurs. Viele Menschen verkaufen daher momentan vermeintlich unsichere Anlagen wie Aktien und stecken ihr Geld lieber in Sachwerte wie etwa Immobilien. Laut der Statistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) in Frankfurt zogen Kunden von Januar bis September rund 735 Millionen Euro aus Aktienfonds ab. Im gleichen Zeitraum verzeichneten Offene Immobilienfonds (OIF) einen Zuwachs von etwa 877 Millionen Euro.

„Jeder Anlageberater empfiehlt seinen Kunden, einen Teil des Geldes auch in Immobilien anzulegen. Gerade in unsicheren Zeiten sind Sachwerte besonders gefragt“, sagt Felix Fortelka vom BVI. „Mit Offenen Immobilienfonds kann ein Immobilieninvestment bereits mit überschaubaren Mitteln realisiert werden.“ Schließlich könnten Anteile schon ab 50 Euro im Monat gekauft werden. Eine Eigentumswohnung oder ein Haus koste meist mehrere hunderttausend Euro - auch als Kapitalanlage.

Einige Offene Immobilienfonds stehen daher derzeit vor einem besonderen Problem: Sie wissen nicht, wohin mit den neuen Kundengeldern. Schließlich sollen die Mittel verantwortungsvoll investiert werden. „Immobilien lassen sich nicht so schnell kaufen oder verkaufen wie beispielsweise Aktien“, sagt Fortelka.

Auf der anderen Seite kämpft die einst als „Betongold“ bezeichnete Anlageklasse aber nach wie vor mit Problemen. Ein Teil der auf dem Markt befindlichen Fonds ist derzeit eingefroren, ein anderer Teil wird sogar aufgelöst. „Das sind aber immer noch die Folgen der Finanzkrise 2008“, erklärt Fortelka. Damals hatten viele Anleger viel Geld innerhalb kurzer Zeit aus den Fonds abgezogen. Die Folge waren Liquiditätsprobleme, von denen einige Fonds sich nicht erholt haben.

Anlegeranwälte wollen die OIFs daher nun ins Visier nehmen. Die Anwaltskanzleien Nieding & Barth aus Frankfurt sowie Tilp aus Kirchentellinsfurt bei Tübingen bereiten für eine Vielzahl von Mandanten Klagen gegen mehrere Fondsgesellschaften und Depotbanken vor. Die Juristen werfen den Gesellschaften und Instituten falsche Aussagen in ihren Börsenprospekten vor. Viele der Fonds seien unerfahrenen Anlegern als risikolose Sparprodukte mit falschen Zusagen verkauft worden, argumentieren die Anwälte.

Neue gesetzliche Regelungen sollen OIF-Privatanleger künftig aber besser vor Verlusten schützen. Die Möglichkeit, die Anteile in unbegrenzter Höhe täglich an die Fondsgesellschaft zurückzugeben, gilt demnach nur noch bis Ende 2012. Danach wird für Beträge von mehr als 30 000 Euro eine einjährige Kündigungsfrist eingeführt. Für Neuanleger gilt zudem eine zweijährige Mindesthaltedauer. Unabhängig von diesen Fristen dürfen sich Anleger aber 30 000 Euro pro Kalenderhalbjahr auszahlen lassen.

Obwohl damit einige Probleme beseitigt wurden, bleiben Verbraucherschützer skeptisch. „Offene Immobilienfonds sind nicht vor Risiken gefeit“, sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. „Das muss jedem Anleger klar sein.“

Wird zum Beispiel ein Fonds eingefroren, können Anleger ihre Anteile nur über die Börse verkaufen. An der Börse Hamburg etwa, einem der führenden Handelsplätze für OIFs, wurden bis Anfang November Offene Immobilienfonds im Wert von rund 733 Millionen Euro gehandelt. Ein Großteil des Umsatzes entfiel dabei auf eingefrorene oder in Abwicklung befindliche Fonds. Anleger müssen bei einem Verkauf über die Börse in der Regel Verluste in Kauf nehmen.

Wer dennoch einen Teil seines Geldes in einem OIF anlegen will, sollte gut auswählen. „Die Verkaufsprospekte und Informationsblätter muss man sich genau ansehen“, empfiehlt Mai. Auch ein Blick auf die Liquiditätsquote sei ratsam. „Im Zweifel muss man diese selbst erfragen.“

Außerdem sollten Anleger nicht ihre ganzen Ersparnisse in einem solchen Fonds anlegen, empfiehlt BVI-Sprecher Fortelka. „Man sollte nie alle Eier in einen Korb legen.“ Und ein wenig Ausdauer ist auch nötig, findet Mai: „Für ein bis zwei Jahre lohnt sich das nicht“, sagt der Verbraucherschützer. „Das ist eine langfristige Anlage.“

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