Sparen in Krisenzeiten: Omas Strumpf und andere Geldanlagen

Berlin (dpa/tmn) - Kaum ein Tag vergeht derzeit ohne Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft. Viele Menschen haben daher Angst, dass ihr mühsam erspartes Geld bald weg ist. Aber jetzt nichts mehr zu sparen, ist auch keine Lösung.

Immobilienkrise, hohe Staatsschulden, wackelnder Euro - die wirtschaftlichen Zeiten sind unruhig. Viele Anleger sind unsicher und stellen sich die Frage, was sie am besten mit ihrem Geld anfangen sollen. Alles ausgeben ist keine Lösung. Schließlich sollte jeder weiterhin vorsorgen, etwa für unvorhergesehene Ausgaben, größere Anschaffungen und vor allem das Alter. Das geht nicht von alleine, sondern nur, wenn regelmäßig etwas zur Seite gelegt wird.

Das ist auch der Kerngedanke des Weltspartags (30. Oktober). „Er mahnt daran, wie wichtig es ist, finanzielle Rücklagen zu bilden und dadurch nachhaltig Vorsorge zu treffen“, erklärt Michaela Roth vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in Berlin. Darüber hinaus soll verdeutlicht werden, dass sich auch mit kleinen Beträgen über die Jahre ein ordentlicher Kapitalstock aufbauen lässt.

Die Sparer zeigen sich laut dem aktuellen Vermögensbarometer der Banken trotz anhaltender Krise und der Gefährdung des Euro optimistisch: So geben 57 Prozent - und damit 2 Prozent mehr als vergangenes Jahr - an, zufrieden mit ihrer aktuellen finanziellen Lage zu sein, und auch in die Zukunft blickt die Mehrheit zuversichtlich. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist soweit stabil und die Arbeitslosenzahlen sind so niedrig, wie seit Anfang der 90er-Jahre nicht mehr“, erklärt Jan Philip Weber vom Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR).

Im Sparverhalten der Deutschen hat es nach Angaben von DSGV und BVR leichte Veränderungen gegeben. „Es wird immer noch ausreichend Geld auf die hohe Kante gelegt, aber im Vergleich zum Vorjahr ist die Sparquote gesunken“, sagt Weber. Den Zahlen des statistischen Bundesamtes zufolge lag sie 2010 bei 10,9 und 2011 bei 10,4 Prozent des verfügbaren Einkommens. Grund für den leichten Abfall ist das derzeit niedrige Zinsniveau.

Besonders beliebt bei deutschen Sparern sind weiterhin sichere Anlagen, wie das Sparbuch oder das Tagesgeldkonto. Für Sachvermögen wendeten die Deutschen laut BVR gut 43 Milliarden Euro auf. „Ein besonders großer Zuwachs war im Bereich Immobilien zu verzeichnen“, sagt Roth. 48 Prozent der Sparer setzt demnach inzwischen auf die selbstgenutzte Immobilie, um fürs Alter vorzusorgen.

Mit Blick auf die unsichere Finanzmarktlage vermehrt in flexible Anlageformen und Sachwerte zu investieren, erscheint vernünftig. Der ebenfalls zu verzeichnende Zuwachs in anderen Bereichen - etwa bei den Rentenversicherungen von 60 auf 64 Prozent und den Bausparverträgen von 51 auf 55 Prozent - wird von einigen Finanzexperten kritisch betrachtet.

„In der gegenwärtigen Situation zu sehr auf die Sicherheit von Geldwerten zu setzen und sich längerfristig festzulegen, wie man es etwa mit genannten Produkten tut, halte ich nicht für empfehlenswert“, erklärt Franz Herrmann, Vorstand des Bundes der Sparer in Neuried. Schließlich seien sie nichts als auf Papier gedruckte Versprechen, die im Fall einer Geldabwertung oder Währungsreform nichts mehr wert seien. „Vielmehr droht dann eventuell der Totalverlust“.

Lieber bei einem Teil des Vermögens auf reale Werte setzen, rät der Verbraucherschützer daher. Also etwa auf Edelmetalle, Investmentfonds und Immobilien. Aber auch anderes von Wert, wie Photovoltaikanlagen, Oldtimer oder Kunstwerke kommt in Frage. „Reale Werte können der Vermögenssicherung, aber wie Investmentfonds auch dem Vermögensaufbau dienen“, erläutert Herrmann. Anders als Geldwerte seien sie inflationsbeständig - erholten sich also nach einem Einbruch wieder vollständig.

Unabhängig davon, ob man nun Herrmanns Devise folgt und verstärkt in Sachwerte anlegt oder den Fokus auf Geldwerte legt, ist eines beim Sparen wichtig: Ein Portfolio zu bilden, das sicher und nachhaltig ist und dabei eine gewisse Rendite abwirft. DSGV-Sprecherin Roth empfiehlt: „A und O ist es nicht nur auf ein Pferd zu setzen, sondern sein Geld breit gestreut zu investieren.“

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