So funktioniert der Stromanbieter-Wechsel

Berlin (dpa/tmn) - Trägheit, fehlende Information oder auch die Angst, dass plötzlich nichts mehr aus der Steckdose kommt: Es gibt viele Gründe, warum Stromkunden trotz steigender Preise nicht den Versorger wechseln.

Dabei wäre ein Umschwenken ganz einfach.

Die Stromkosten steigen stetig: Zum 1. Januar müssen Kunden von 500 deutschen Stromversorgern mit Erhöhungen von durchschnittlich sieben Prozent rechnen, wie das Verbraucherportal Verivox ermittelt hat. Dennoch scheuen viele Kunden davor zurück, ihren Stromanbieter zu wechseln. „Verbraucher betrachten nicht alles unter wirtschaftlichen Aspekten“, erklärt Holger Krawinkel, Energieexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Dabei könne es sich durchaus lohnen, die Tarife zu vergleichen - und sei es nur die verschiedenen Angebote des bisherigen Versorgers.

Den meisten Menschen erscheine der Aufwand zu hoch, den Anbieter oder auch nur den Tarif zu wechseln, sagt Krawinkel. Viele Verbraucher seien ihren alten Versorgern daher bislang treugeblieben: „Rund 50 Prozent der Menschen sind noch im alten Tarif, der sogenannten Grundversorgung.“ Etwa 30 Prozent seien in einen anderen Tarif ihres bisherigen Stromanbieters gewechselt und nur knapp 20 Prozent hätten den Weg zu einem völlig anderen Anbieter gefunden.

Ein Problem seien für viele Verbraucher die Preisstrukturen: „Die Tarife werden häufig geändert, da kann man schnell den Überblick verlieren.“ In jedem Fall sei es aber sinnvoll, sich die Preise anzusehen. Menschen, die noch nie gewechselt haben, sollten zumindest bei ihrem eigenen Anbieter nach günstigeren Tarifen Ausschau halten. Und Verbraucher, die schon einmal gewechselt haben, sollten einmal im Jahr ihre Stromrechnung kritisch prüfen, empfiehlt der Experte.

Vor der Auswahl eines neuen Versorgers sollten sich Verbraucher allerdings über ihre Wünsche klarwerden, rät Claudia Bruhn von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer zum Beispiel vor allem ein günstiges Angebot will, müsse auch eine eventuelle Vorauskasse oder Kaution berücksichtigen. Will ein Kunde sich auch ökologisch engagieren, sollte er auf entsprechende Gütesiegel achten.

Suchen können Verbraucher die Angebote anderer Energieversorger unter anderem im Internet. Auf den Suchseiten müssen dazu nur die Postleitzahl und der letzte Jahresverbrauch eingegeben werden. „Allerdings sollte man auch immer alle Voreinstellungen löschen“, empfiehlt Bruhn. „Sonst werden nur Billiganbieter aufgelistet.“ Kunden ohne Internetanschluss könnten sich entweder in den Verbraucherzentralen oder bei professionellen Energieberatern informieren, erklärt Bruhn. Wer auch diesen Weg scheut, sollte sich bei seinem bisherigen Versorger nach günstigeren Tarifen umschauen.

Ratsam sei es, für den neuen Vertrag eine Laufzeit von zwölf Monaten zu wählen, rät Holger Krawinkel. Dann könnten Verbraucher schneller auf Veränderungen reagieren als bei längeren Bindungen. Zu empfehlen sei außerdem, sich eine „Preisgarantie“ geben zu lassen, die mindestens der Vertragslaufzeit entsprechen sollte. In diesem Fall seien Verbraucher vor Preiserhöhungen geschützt.

Ist ein günstiger Anbieter gefunden, ist der eigentliche Wechsel schnell erledigt. Bei vielen Versorgern können Verbraucher die Antragsformulare im Internet herunterladen oder online ausfüllen. Wichtig ist es, den Zählerstand parat zu haben. „Alles Weitere übernimmt üblicherweise der neue Anbieter“, sagt Bruhn. Er kündigt den Vertrag mit dem alten Versorger, meldet den Verbraucher beim Netzbetreiber um und leitet die Strombelieferung in die Wege.

Von der Umstellung selbst bekommen Verbraucher dann gar nichts mit. Technische Änderungen zum Beispiel am Zähler sind nicht nötig. „Niemand muss Angst haben, im Dunkeln zu sitzen“, erläutert Bruhn. Im besten Fall merken Verbraucher die Umstellung allerdings bei der nächsten Stromabrechnung - wenn diese deutlich niedriger ausfällt.

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