Nicht nur günstig: Kundenkarten mit Bezahlfunktion

Berlin (dpa/tmn) - Ob Amazon, Tchibo oder ebay: Kunden-Kreditkarten sind in Mode. Immer mehr Unternehmen bieten in Kooperation mit Banken sogenannte Co-Branding-Kreditkarten an. Doch Verbraucherschützer warnen vor einer möglichen Schuldenfalle.

Allerorts locken Geschäfte mit kombinierten Kunden- und Kreditkarten. Es winken Preisvorteile und Sonderaktionen. Mit der ebay-Kreditkarte gibt es extra Käuferschutz. Mit der Lufthansa Miles & More Kreditkarte sammeln Vielflieger extra Flugmeilen und bei Tchibo gibt es die „Tchibo Privat Card Premium“ mit Exklusivangeboten.

„Solche Co-Branding-Kreditkarten werden von einem Kreditinstitut in Verbindung mit einem Unternehmen oder einer Organisation herausgegeben“, sagt Uwe Döhler, Kreditkartenexperte bei der Stiftung Warentest in Berlin. Die Kooperationsunternehmen können das Design der Karte mitbestimmen, eigentlicher Herausgeber ist aber die Bank. „Denn nur Banken bekommen die Lizenzen von Visa und Mastercard.“ Daher unterlägen die Co-Branding-Kreditkarten den gleichen Kriterien wie herkömmliche Kreditkarten.

Wenn Amazon, Lidl, Tui oder Neckermann die Karten anbieten, sei dies ein neuer Vertriebsweg für die Banken, erklärt Markus Feck von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. „Die Banken bekommen mehr Kunden und verdienen an höheren Umsätzen und Gebühren.“ Die kooperierenden Unternehmen wiederum hofften auf mehr Umsatz und eine intensivere Beziehung zum Kunden.

„Tchibo erhält ein attraktives Medium zur nachhaltigen Kundenbindung und Verkaufsförderung“, erklärt auch Axel Frein, Vorstandsvorsitzender der Valovis Commercial Bank in Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main. „Die Kunden sollen also mehr kaufen, zur Not auch auf Kredit.“

„Das Problem ist, dass die Kunden oft nicht das Bewusstsein haben, dass sie bei der Nutzung der vermeintlichen Kundenkarte einen Kredit aufnehmen“, sagt Eva Raabe von der Verbraucherzentrale Hessen. „Vor 20 Jahren war das Portemonnaie irgendwann leer“, sagt die Beraterin. Heute greifen die Kunden auf eine andere Karten zurück. Doch auch wenn viele Karten heute nicht mehr Kreditkarten heißen, am Ende will die Bank ihr Geld zurück. „Viele verstehen gar nicht, warum sie zum Monatsende Raten zahlen müssen“, sagt Raabe.

Co-Branding-Kreditkarten funktionieren oft nach dem Revolving-System. „Das heißt, es wird ein permanenter Kreditrahmen gewährt, den ich in Raten zurückführe“, erklärt Feck. Teils seien prozentuale Beträge ab fünf Prozent vereinbart, teils feste Monatsraten. „Flexible Rückzahlung“ heißt das in der Werbung. Die Flexibilität lassen sich die Banken aber teuer bezahlen. „Für den Umsatz mit den Kreditkarten werden bis zu 14 Prozent Zinsen fällig“, sagt Döhler.

Früher war das anders: Bisher war die „Charge-Card“ am meisten verbreitet. „Dabei fielen im Abrechnungsmonat keine Zinsen an, und am Ende des Monats wurde eine Rechnung gestellt und der Gesamtbetrag vom Girokonto eingezogen“, erläutert Döhler. Auf diese Weise war das Konto immer wieder ausgeglichen und der Kunde behielt den Überblick über seine Ausgaben.

Wer nicht auf die Kreditkarte verzichten will, sollte vergleichen, welche Karte für ihn am Besten sei. „Viele Karten sind nur auf den ersten Blick günstig“, sagt Döhler. Eine günstigere Jahresgebühr bezahlen Kunden häufig mit mehr Zinsen und höheren Gebühren für Bargeld-Abhebungen. Auch Karten mit nicht Bezahl-Zusatzleistungen steht die Stiftung Warentest kritisch gegenüber. Solche Nicht-Bezahlleistungen sind inklusiv Leistungen wie Reise-, Unfall- und Gepäckversicherungen. Oder aber auch Bonuspunktesysteme für das Tanken oder Fliegen.

So müsse jeder im Einzelfall nachrechnen, ob sich Tankrabatte lohnen, meint Feck. Wer wöchentlich für 50 Euro tanke und dabei jeweils einen Euro Rabatt beziehe, könne über ein ganzes Jahr betrachtet, durchaus die Jahresgebühr für seine Kreditkarte einsparen.

„Ausschnittsversicherungen“ sind dagegen an zu viele Bedingungen geknüpft, sagt Döhler. Die Reiseversicherung etwa greife vielfach nur, wenn die betreffende Reise auch per Kreditkarte bezahlt wird. Andere Versicherungen seien gänzlich unsinnig, etwa die Reise-Haftpflichtversicherung. „Die meisten haben eine private Haftpflichtversicherung.“ Die reiche vollkommen aus. Wer sie bei einer Kreditkarte aber als „Inklusivleistung“ oder „Extra“ bekommt, bezahlt sie über die Gebühren mit.

In jedem Fall sollten Verbraucher daher vor dem Abschluss einer jeden Kreditkarte, auch einer kostenlosen Co-Branding-Karte, genauestens das Kleingedruckte studieren. „Erst wenn sie die Zinssätze und Rückzahlungsbedingungen vergleichen, sehen sie, ob die Karte wirklich so günstig ist, wie ihnen die Werbung verspricht“, betont Feck.

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