Gehaltsrunde im Kinderzimmer: Taschengeld richtig verhandeln

Wöchentlich oder einmal im Monat, auf die Hand oder aufs Girokonto? Und wie viel Geld ist für die Kleinen überhaupt angemessen? Die wichtigsten Antworten rund um den richtigen Umgang mit Taschengeld.

Taschengeld ist eine wichtige erste Erfahrung fürs spätere finanzielle Leben.

Taschengeld ist eine wichtige erste Erfahrung fürs spätere finanzielle Leben.

Foto: Silvia Marks

Düsseldorf. Es gibt eine Zeit im Leben, da freut man sich wie ein König auf 50 Cent. Auf den magischen Moment, wenn Mama oder Papa einmal pro Woche ihren Geldbeutel aufmachen und die Münzen auspacken. Denn Taschengeld ist eine wichtige erste Erfahrung fürs spätere finanzielle Leben.

„Weil das Kind damit verschiedene Dinge kaufen kann, bekommt es ein Gefühl für den Wert des Geldes“, erklärt Schuldnerberaterin Anne Schneider von der Diakonie Düsseldorf. Im Alter von vier oder fünf Jahren können Eltern mit geringen Beträgen beginnen, sagt Helmut Popp vom Jugendamt Nürnberg. „Sobald ein Kind rechnen kann, sollte man ihm zutrauen, mit Geld umzugehen“, meint auch Schneider.

Haben jüngere Kinder ältere Geschwister, möchten sie häufig schon früher Taschengeld. „In diesen Fällen ist es möglich, symbolisch Geld im Wert von 1 oder 10 Cent zu geben“, sagt Alexandra Langmeyer vom Deutschen Jugendinstitut in München. Dann haben die jüngeren Geschwister etwas, was sie in die Spardose werfen können.

Taschengeldtabellen verschiedener Institutionen geben eine gute Orientierung für die richtige Höhe. Das DJI empfiehlt für Sechsjährige einen Betrag zwischen 50 Cent und 1,50 Euro pro Woche. „Je nach Alter sollte das Taschengeld angepasst werden“, sagt Langmeyer. In den ersten Jahren genüge eine Erhöhung um 50 Cent. Ab zehn Jahren sollte das Taschengeld monatlich ausgezahlt werden und höher sein, um die 15 Euro. Der Betrag wird anfangs jedes Jahr um 2,50 Euro erhöht, so dass 14-Jährige ungefähr 25 Euro bekommen.

Ab 17 Jahren empfiehlt die DJI-Autorin 45 bis 60 Euro mit einer Erhöhung von 15 Euro pro Altersjahrgang. Das sind jedoch nur Orientierungswerte. „Die finanziellen Möglichkeiten der Familie spielen die entscheidende Rolle“, sagt Norma Melcher-Ledermann, Erziehungsberaterin der Stadt München. Der Betrag sollte außerdem im Vergleich zu Freunden und Klassenkameraden gesehen werden, rät Schneider: „Fällt das Taschengeld zu kleinlich aus, haben die Kinder keinen Spielraum, fällt es zu reichlich aus, lernen sie nicht, sich in ihren Wünschen auch einmal zu beschränken.“

In jedem Fall sei wichtig, Gründe für die Höhe offen mit dem Kind zu besprechen. „Das vereinbarte Geld soll zu einem festen Termin pünktlich, regelmäßig und in bar ausgezahlt werden“, sagt Popp. Ist der Nachwuchs zwölf, können Eltern beginnen, das Geld auf ein Girokonto zu überweisen. „So lernen Jugendliche den Umgang im bargeldlosen Zahlungsverkehr“, erklärt Langmeyer.

Bis zu welchem Alter Taschengeld bezahlt werden soll, hängt von der Ausbildung der Kinder ab. „Solange Jugendliche von den Eltern abhängig sind, sind Zahlungen notwendig“, sagt Popp. Das sei heute häufig über die Volljährigkeit hinaus. Fangen die Kinder an zu arbeiten, und bekommen dafür ihr erstes Einkommen, könne das Taschengeld wegfallen.

Notwendige Anschaffungen wie Kleidung, Pausenbrot oder Schulbücher sollten Kinder nicht von ihrem Taschengeld bezahlen müssen. „Sport-, Spiel- und Freizeitaktivitäten, Süßigkeiten, Konzertkarten, Spielzeug, Kosmetik, CDs und Handy-Apps sind typische Taschengeldausgaben“, sagt Popp. „Taschengeld ist zur freien Verfügung“, betont Langmeyer. In der Regel sollten Eltern die Anschaffungen ihres Nachwuchses nicht bewerten. Kinder sollten außerdem selbst entscheiden dürfen, ob sie ihre Münzen ausgeben oder sparen.

Auf Dauer sei sinnvoll, Kindern ein dreiteiliges Modell für den Umgang mit ihrem Geld beizubringen, rät Langmeyer: Ausgaben für aktuelle Wünsche, Sparen für größere Anschaffungen und längerfristiges Sparen. Nicht empfehlenswert ist es, Taschengeld als Strafe oder Belohnung zu benutzen und es zum Beispiel je nach schulischer Leistung zu erhöhen oder zu streichen. Jedoch sei möglich, zusätzlich zum Taschengeld Extrabelohnungen auszuzahlen. Langmeyer schlägt vor: „Während das Ausräumen des Geschirrspülers für alle zu einem funktionierenden Familienleben gehört, können Zusatzdienste wie umfangreiche Gartenarbeiten mit einem kleinen Lohn vergütet werden.“

Kommt es häufig vor, dass Kindern ihr Taschengeld nicht reicht, sollten Eltern das Gespräch suchen. „Das kann eine gute Gelegenheit sein, Wünsche zu besprechen“, sagt Langmeyer. Manchmal ist schon eine 14-tägige Auszahlung die Lösung des Problems. Auch ein Hinzuverdienen mit einem Nebenjob kann besprochen werden. Zeitungsaustragen etwa ist ab 13 Jahren erlaubt, sagt Popp: „Das sollte aber nicht mit dem Taschengeld verrechnet werden.“

Damit Kinder lernen, wie sie richtig mit Geld umgehen, sei noch etwas anderes entscheidend, betont Melcher-Ledermann: „Dass die Eltern in ihrem Umgang mit Geld selbst Vorbild sind.“

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